„Wir haben keine Ansätze von Spielkultur gezeigt“

Hinterher schwadronierten sie wieder unisono. Nein, dieses 0:3 gegen den SC Freiburg war nicht sinnbildlich für die gesamte Saison. Ja wäre vor der Pause der mögliche Ausgleich gefallen, alles hätte doch ganz anders kommen können. Und überhaupt. „Der 1. FC Köln gehört in die Bundesliga“, behauptete Marvin Matip. FC-Manager Michael Meier hatte da bereits verkündet, die Mannschaft würde noch aussichtsreich im Aufstiegsrennen liegen, wenn sie nur nicht so viele unnötige Punkte gegen die kleineren Mannschaften liegen gelassen hätte. „Dass sie es kann, hat sie schließlich gegen Schalke 04 bewiesen“, so Meier. „So schlecht sind wir nicht.“


Ja, wo leben die eigentlich? Dieses in der Tat tolle 4:2 gegen den FC Schalke 04, damals im Oktober 2006, kann doch nicht ernsthaft der Maßstab sein. Es war der Tag, an dem alle glücklichen Fügungen für den 1. FC Köln zusammen kamen, es war der Tag, der vielen bis heute den klaren Durchblick vernebelte. Eine kontinuierliche Wiederholung dieser Wundertat ist so wahrscheinlich wie ein erneute 7:1-Sternstunde von Manchester United in der Champions League. 
 

Aber was soll’s, so ist das halt in Köln. Stadt, Stadion und Fans sind erstklassig, der Trainer sicher auch, die Mannschaft ist es ganz offensichtlich nicht. Sie steht genau da, wo sie hingehört. Sie hat genau die Punktezahl erspielt, die sie verdient hat. Und wo sie die vielen Zähler liegen gelassen haben soll, die heute zum Aufstiegsplatz fehlen, das wird das Geheimnis von Michael Meier bleiben. Eher fallen einem noch Begegnungen wie der Horrorkick bei Eintracht Braunschweig ein, wo die Kölner durch ein Eigentor ein Spiel gewannen, in dem sie sich keine Chance erspielten.
 
Was das alles mit dem Spitzenspiel gegen den SC Freiburg zu tun hat? Nur so viel, dass der FC in keinem anderen Saisonspiel seine Grenzen so aufgezeigt bekam wie von den Südbadenern. Nicht einmal beim 0:5 bei Rot-Weiß Essen. Denn den Willen konnte man dem 1. FC Köln diesmal nicht absprechen. Sie können es einfach nicht besser. Spielerisch, technisch und taktisch waren die Kicker des scheidenden Freiburger Trainers Volker Finke eine Klasse besser als die Geißbock-Elf. Schon vor der Halbzeit spielten sie mit den Kölnern Hase und Igel. Aber immerhin kamen die Daum-Schützlinge da noch auf wundersame Weise zu einigen brauchbaren Torchancen.


Die frühe Führung durch den überragenden Jonathan Pitroipa nach 12 Minuten verleitete den SCF und speziell die Innenverteidigung zu einigem Übermut. Doch es blieb bei einem Pfostenschuss von Patrick Helmes. Nach dem Wiederanpfiff war das Spiel nach den Treffern von Alexander Iashvili (48, Elfmeter, Foul von Wessels an Pitroipa) und Karim Matmour (54.) schnell entschieden. Danach hätte es für den FC ein Debakel geben können, wenn die Freiburger nicht reihenweise aus kürzester Entfernung das leere Kölner Tor verfehlt hätten.
 
Christoph Daums Erkenntnis ‑ „In den letzten 30 Minuten haben wir immerhin zu Null gespielt“ – offenbarte einmal mehr eine gehörige Portion Galgenhumor. So sahen es auch die 44.000 Zuschauer im RheinEnergiestadion, von denen bereits viele frühzeitig die Arena verlassen hatten, um den schönen Frühsommertag woanders ausklingen zu lassen. Die, die geblieben waren, pfiffen nicht einmal. Auch nicht, als die FC-Spieler direkt nach dem Schlusspfiff die Stätte ihres Peins auf dem schnellsten Wege verlassen und Zuflucht in den Katakomben gesucht hatten. Immerhin hatte die Darbietung der Gäste phasenweise für Szenenapplaus gesorgt. Wenigstens eine der beiden Mannschaften war höherklassigen Ambitionen gerecht geworden.
 
Der FC kann diese Hoffnungen nun endgültig begraben. Die Schlussworte von Christoph Daum: „Wir haben keine Ansätze von Spielkultur gezeigt. Die einfachsten Dinge gelangen nicht mehr. So zog sich die Mannschaft runter. Wir hatten keine personelle Alternativen.“
 

 
Tobias Gonscherowski