Seit dem 1. September arbeitet Gregor Scheffel als Streetworker bei der Stadt Brühl. Der 40-Jährige findet in der Schlossstadt ein vielfältiges und spannendes Betätigungsfeld vor. Er soll den Kontakt zu Jugendlichen suchen, bei Streitigkeiten moderieren und im City Treff attraktive Angebote der Freizeitgestaltung unterbreiten. Der Brühler Bilderbogen hat sich mit ihm unterhalten.

Beim dem Gespräch war auch Jürgen Frädrich, der Abteilungsleiter Jugendhilfeplanung, Schulsozialarbeit und Jugendförderung zugegen. Er stellte die Jugendarbeit der Stadt Brühl vor, die sich auf mehrere Säulen verteilt. „Mit dem Cultra in Brühl-Ost unter der Trägerschaft des ASB, dem Klasse Treff in Vochem und dem City Treff in der Clemens-August-Schule bieten wir in Brühl drei Einrichtungen an, die den Jugendlichen viele unterschiedliche Angebote machen”, erläutert Jürgen Frädrich. „Darüber hinaus gibt es die mobile Arbeit des Cultra Mobils, die einem freizeitpädagogischen Ansatz verfolgt. Was im städtischen Portfolio noch fehlte, war der sozialarbeiterische Aspekt. Der Streetworker soll sich auch um Jugendliche kümmern, die vielleicht nicht immer ganz so pflegeleicht sind und sie an den Plätzen in Brühl besuchen, an denen sie sich aufhalten.” Diese Aufgabe übernimmt nun Gregor Scheffel.

In der Vergangenheit sind die Interessen der Bürger und die der Jugendlichen gelegentlich aufeinander geprallt. Es waren beispielsweise im Umfeld des Balthasar-Neumann-Platzes oder auf der Bleiche Jugendtreffs entstanden, von denen sich die Anwohner gestört fühlten. Bei solchen Streitigkeiten fungiert nun auch der Streetworker als Mediator, der sozialverträglich die Interessen der Bürger ebenso berücksichtigt, wie er auch die Rechte der Jugendlichen verteidigt und die Situation im Idealfall beruhigt.
Gregor Scheffel ist nun der Mann, der die anspruchsvolle Tätigkeit als Streetworker mit Leben füllt. Dafür bringt er alle Voraussetzungen mit, hatte er doch zuvor einen sehr ähnlichen Job in der mobilen Jugendarbeit in Hürth ausgeübt. Gregor Scheffel wurde 1976 in Brühl geboren und wuchs in Erftstadt auf. Nach einer kaufmännischen Lehre studierte er in Köln Heil- und Sprachpädagogik und sammelte bei seinen Tätigkeiten vielfältige Erfahrungen.
„Der Reiz meines Jobs besteht darin, dass ich bei der Planung und Vorgehensweise relativ frei bin”, sagt Gregor Scheffel. „Meine Arbeit ist immer interessant, sehr abwechslungsreich und spannend, weil man nie genau weiß, wie sich der nächste Tag entwickeln wird.” Als Streetworker verbringt er einen großen Teil seiner Arbeitszeit naturgemäß auf den Straßen Brühls. Er fährt herum, um die Plätze zu finden, an denen sich die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 21 Jahren treffen und versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, mehr von ihnen zu erfahren und sie über die Freizeitangebote der Stadt zu informieren. „Wenn ich los fahre, weiß ich nicht, ob ich Jugendliche antreffe und in welcher Situation und in welcher Stimmung ich sie antreffe”, erzählt Gregor Scheffel. „Das ist auch Glückssache, wenn man Pech hat, gibt es auch einigen Leerlauf. Jetzt am Anfang sammele ich Erfahrungen. Alles braucht etwas Zeit.”



Probleme lösen und nicht verlagern
Die bisherigen Reaktionen auf seine Tätigkeit in Brühl fallen positiv aus. „Die Jugendlichen freuen sich, dass sich jemand ihrer Sache annimmt”, berichtet der Streetworker. Denn es geht ihm und der Sozialarbeit nicht darum, die Jugendlichen von „Brennpunkten” zu vertreiben, was Probleme nur verlagern würde. Es geht um Lösungen, die auch die Interessen und Rechte der Jugendlichen berücksichtigen. „Denn sie haben natürlich ein Recht darauf, sich zu treffen. Die Probleme mit den Anwohnern drehen sich häufig um Lärm oder Müll, den die Jugendlichen bei ihren Treffs zurücklassen.” Streitereien schaukeln sich dann unnötig hoch. Gregor Scheffel muss nun den Spagat hinbekommen, die berechtigten Beschwerden der Anwohner zu berücksichtigen und mäßigend auf die Jugendlichen einzuwirken. „Anfangs sind die Jugendlichen noch etwas zurückhaltend, wenn sie mich sehen, weil es ungewohnt für sie ist. Aber durch lockere Gespräche entwickelt sich etwas.”

Im Gegensatz zu den Verhältnissen, die der Streetworker in Hürth vorfand, spielt sich seine Arbeit in Brühl vor allem konzentriert in der Innenstadt ab. Deshalb ist es auch wichtig, dort entsprechende Freizeitangebote zu fördern, wie dies nun im von Gregor Scheffel geleiteten City Treff geschieht. An drei Tagen in der Woche hat die Einrichtung geöffnet, dienstags und donnerstags von 16 bis 19 Uhr sowie freitags von 17 bis 20 Uhr. Dort stehen den Jugendlichen Möglichkeiten zum Kicker-, Billard-, Dart- und Tischtennisspielen zur Verfügung. Es gibt eine Playstation, einen Fernseher, freies WLan und Musik. Jungs nutzen dabei die Angebote des City Treffs weitaus häufiger als Mädels. Rund 35 Jugendliche schauen pro Tag vorbei, viele von ihnen haben einen Migrationshintergrund.
Gregor Scheffel macht die Arbeit mit Jugendlichen großen Spaß. „Man bleibt jung dabei”, sagt er. „Man fühlt sich jung und bleibt flexibel. Man entwickelt soziale Kompetenz." Das City Treff will er noch bekannter machen. Der Streetworker möchte mit seinem offenen Auftreten das Vertrauen der jungen Leute gewinnen und auch gerne als Ansprechpartner für persönliche Belange zur Verfügung stehen.

Seine zunächst auf zwei Jahre befristete Stelle in Brühl hat Gregor Scheffel Anfang September angetreten. Er arbeitet 39 Stunden in der Woche und hat vergleichsweise ungewöhnliche Arbeitszeiten, die bis in die Abendstunden gehen. An vier Tagen in der Woche ist er unterwegs im Einsatz, abends an drei Tagen im City Treff anzutreffen. Mittwoch ist sein Bürotag. Im City Treff findet übrigens am 18. November in Zusammenarbeit mit dem Cultra, das Equipment zur Verfügung stellt, ein Hip Hop Projekt mit Musik, Tanzen und Rappen statt. „Das ist ein offenes Angebot für Jugendliche”, sagt Gregor Scheffel, der sich über eine rege Beteiligung freuen würde.

Die Gesamtsituation der Jugendarbeit in Brühl bewertet Jürgen Frädrich in unserem Gespräch abschließend positiv. „Jede Kommune ist gesetzlich verpflichtet, Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche vorzuhalten”, sagt der Abteilungsleiter. „Wir sind in Brühl an drei Standorten mit sechs Pädagoginnen und Pädagogen gut aufgestellt. Insgesamt sind wir sehr zufrieden und auch stolz auf die Möglichkeiten, die wir den Jugendlichen in Brühl bieten.”
Tobias Gonscherowski