„Wir fordern ein schlüssiges Gesamtkonzept für Brühl-Ost”

(tg) Vor eineinhalb Jahren gründeten Hans-Hermann Hürth und seine Mitstreiter die Ortsgemeinschaft Brühl-Ost. Inspiriert durch die gute Arbeit anderer Ortsgemeinschaften wurde damit auch in Brühl-Ost ein Verein ins Leben gerufen, der sich für die lokalen Belange der 4.000 Bewohner und der Vereine einsetzt. Der Brühler Bilderbogen hat sich mit dem heimatverbundenen Vorsitzenden unterhalten, der vor 63 Jahren in der Peterstraße 11 in Brühl-Ost geboren wurde und heute als selbständiger Stuckateur arbeitet.

BBB: Herr Hürth, welche Ziele hat sich die Ortsgemeinschaft Brühl-Ost gesteckt? Was wollen Sie erreichen?
Hans-Hermann Hürth: Wir haben uns eine Reihe von Zielen auf die Fahnen geschrieben. Im wesentlichen sind es acht Themen, die uns besonders beschäftigen. Wir wollen die Lebensqualität des Stadtteils Brühl-Ost fördern, das kulturelle Leben, die Vereine und Gruppen in Brühl-Ost und die Koordination deren Zusammenarbeit. Wir wollen in Kooperation mit Bürgern, Gruppen, Vereinen und auch der Stadtverwaltung Anlagen und Denkmäler fördern sowie auch dazu beitragen, das Wissen zur Geschichte und zur Entwicklung des Stadtteils zu fördern. Außerdem wollen wir Ehrungen bei besonderen Anlässen durchführen, die Interessen von Brühl-Ost bei Parteien, städtischen Gremien und der Stadtverwaltung vertreten und schließlich auch mit den anderen Brühler Dorfgemeinschaften zusammenarbeiten.

BBB: Was ist derzeit Ihr wichtigstes Anliegen?
Hürth: Unser wichtigstes Anliegen ist, dass für Brühl-Ost ein schlüssiges Gesamtkonzept entwickelt wird, das die vielfältigen Interessen unseres Stadtteils berücksichtigt. Jede neue Planung hat Auswirkungen auf ganz viele Bereiche. Im Moment wird schon gebaut, z. B. die Moschee, weitere Projekte werden auch bald umgesetzt wie die Erweiterung des CULTRA oder die geplanten neuen Wohnungen auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs. Diese neuen Bauten werden Einfluss nehmen u.a. auf die Verkehrssituation in Brühl-Ost. In den letzten Jahren hat sich unser Stadtteil sehr positiv entwickelt. Es hat sich etwas getan. Wir wollen, dass das auch so bleibt und nach einem Gesamtkonzept gehandelt wird. Darüber haben wir schon mit dem Brühler Bürgermeister genauso gesprochen wie mit dem Regierungspräsidenten.

BBB: Wie ist die Meinung der Ortsgemeinschaft zum gescheiterten Umzug von Aldi und Rewe von der Berzdorfer Straße auf das Gelände des ehemaligen Gartencenters Zopes?
Hürth: Wir bedauern das sehr und halten es für einen Rückschritt. Das Konzept war voll auf unserer Linie. Wir wünschen uns, dass die Menschen, die in Brühl-Ost leben und auch arbeiten, eine vernünftige Nahversorgung bekommen. Wenn wir es richtig verstanden haben, scheitert der Umzug an rein formalen Gründen. Die beiden Lebensmittler haben einen Bestandsschutz ausschließlich auf ihrem jetzigen Standort. Umziehen dürfen sie nicht, weil die Innenstadt geschützt werden soll. Wir können das nicht nachvollziehen.

BBB: Welche Ansicht vertritt die Ortsgemeinschaft zur Erweiterung des Cultras?
Hürth: Die Neuplanung des soziokulturellen InterCultra und die in diesem Zusammenhang vorgesehene Installierung eines Quartiermanagers finden wir sehr gut. Das ist eine Chance zur weiteren Entwicklung von Brühl-Ost, die nicht verpuffen darf. Es ist gut, wenn dort Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Kulturen stattfinden, wenn die ganze Sache mit Leben gefüllt wird. Auch den Bau der angrenzenden Kindertagesstätte mit fünf Gruppen begrüßen wir.

BBB: Wie und wo engagiert sich die Ortsgemeinschaft weiterhin?
Hürth: Schon vor der Gründung der Ortsgemeinschaft haben wir Straßenfeste organisiert und dabei viele Menschen kennengelernt, die sich auch engagieren wollen. Wir treffen uns drei oder vier Mal im Jahr zum Stammtisch und erörtern das aktuelle Geschehen. Unser „Kerngeschäft” haben wir auf Arbeitskreise verteilt. Unser Arbeitskreis Soziales organisiert die Nachbarschaftshilfe und die Unterstützung der Flüchtlinge. Viele engagierte Helfer unterstützen soweit wie möglich ihre Integration. Wir übernehmen Patenschaften und helfen bei Behördengängen. Unsere Künstlergruppe möchte Brühl-Ost verschönern. Am 21. und 22. Mai führt sie ein weiteres Malprojekt durch und gestaltet die Unterführung der Bahnlinie, die von der Langenackerstraße zur Wilhelmstraße führt. Zuvor hatte sie bereits die Wand gegenüber des ehemaligen Schlachthofs mit einem farbenfrohen Kunstwerk bemalt. Auch die Blumenkübel aus Beton auf der Sophie-Scholl-Straße sollen bemalt werden. Außerdem erstellt Evi Gelath eine historische Dokumentation über Brühl-Ost. Sie hat schon viele Dokumente, Unterlagen und Leihgaben gesammelt. Das ist fast schon eine Doktorarbeit.