Am 22. Mai findet die mit Spannung erwartete Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen statt. Wenn man den Umfragen und Prognosen Glauben schenken kann, könnte uns ein Regierungswechsel und die Ablösung der seit Jahrzehnten regierenden SPD bevorstehen. Leider nahm die Wahlbeteiligung zuletzt kontinuierlich ab. Viele Menschen haben das Vertrauen in die Politik verloren. Wir hörten uns in der Brühler Fußgängerzone um und trafen dabei zu unserem Erstaunen fast nur auf Leute, die regelmäßig zur Wahl gehen.





Ulrich Zettler:


Sehr ernst, ich gehe immer zur Wahl. Ich wähle ziemlich konstant eine bestimmte Partei. Für mich sind Themen wie Arbeitsplätze und innere Sicherheit die wichtigsten Themen. Wenn sich die Parteien nicht so bekämpfen würden wie zurzeit, dann wäre es besser. Leider haben sie zu sehr mit sich selbst zu tun, mehr Gemeinsamkeit wäre wünschenswert.
 



Corinna Steurer:


Ich bin froh, dass ich wählen darf. So haben die Menschen die Möglichkeit, ein bisschen etwas zu entscheiden, und so können sie Einfluss nehmen. In Rumänien durfte ich früher zunächst gar nicht wählen und später hatte ich keine Alternativen und durfte nur ein Kreuzchen machen. Ich finde es sehr traurig, wenn die Leute nicht zur Wahl gehen. Wichtig ist, dass die Arbeitslosigkeit bekämpft wird und dass die Familien besser unterstützt werden und das nicht nur finanziell. 10 Euro mehr reichen da nicht.
 



Erwin Disselberger:


Ich nehme das sehr ernst und gehe immer wählen. Ich wähle immer die gleiche umweltfreundliche Partei, weil ich hoffe, dass die Welt menschlicher wird. Menschlich und natürlich gehört für mich zusammen. Die Grünen sind die einzige Partei, die etwas, realistisch betrachtet, umsetzen kann. Ich glaube aber, dass die CDU unglücklicherweise um die 42 Prozent bekommt und rot-grün abgewählt wird.
 



Hans-Georg Bündgen:


Ich mache von meinem Wahlrecht regelmäßig Gebrauch. Man kann zwar nicht so viel bewirken, aber wenn jeder zur Wahl ginge, wäre mehr zu bewegen. Ich bin kein klassischer Wechselwähler, habe aber auch keine bevorzugte Partei. Ich habe z.B. sowohl Willy Brandt als auch Helmut Kohl gewählt. Manchmal wähle ich nach taktischen Gesichtspunkten, wenn ich einmal helfen wollte, einen Wechsel herbeizuführen oder um eine unterbewertete Partei, die ein gutes Programm hat, zu unterstützen. Ich glaube, es wird in Nordrhein-Westfalen zu einem Wechsel kommen, was nach über 30 Jahren aber auch einmal angebracht ist.
 



Herbert Hafeneger:


Ich käme nie auf die Idee, nicht wählen zu gehen oder den Vorsitzenden einer Partei der Verlogenheit zu wählen wie Herrn Rüttgers. Der alte Begriff "staatsbürgerliche Pflicht" hat dabei für mich eine Bedeutung. Jeder Nichtwähler unterstützt radikale Parteien, egal auf welchem Flügel. Das ist mir zutiefst zuwider.
 

Ludwig Biemüller:

Ich nehme es schon ernst und gehe regelmäßig zur Wahl. Einmal war ich in Urlaub und habe vergessen, per Briefwahl zu wählen. Ich wähle meistens die gleiche Partei. Aber ich schaue mir auch an, was in den letzten Jahren passiert ist. Ich glaube, es müsste einmal einen Wechsel geben.
 



Wilhelm Krabbe:

Ganz ernst. In den letzten Jahrzehnten habe ich keine Wahl ausgelassen. Ich wähle nicht SPD, bin im Grunde konservativ und überzeugter CDU-Wähler, wähle aber auch Herrn Rüttgers nicht, der in der Affäre um Herrn Arenz eine ganz schlechte Figur abgegeben hat. Danach hatte er ein Problem. Die Wähler brauchen Alternativen. Grün ist eine Katastrophe für jedes Land. Die Integrationspolitik funktioniert nicht, hat aber auch schon vorher nicht funktioniert.
 


Brigitte Krabbe:

Diesmal ist es auch für mich äußerst schwierig, mich zu entscheiden. Nicht zu wählen, wäre das Einfachste. Aber ich denke, es ist eine Pflicht, wählen zu gehen.


Anke Jäger:


Ich halte es für sehr wichtig und habe bis jetzt jedesmal gewählt. Diesmal bin ich sogar Wahlhelfer in Much. Ich habe mich dafür freiwillig gemeldet. Jede Stimme zählt, das finde ich wichtig. Es gibt keine Partei, die mich 100-prozentig überzeugt. Man muss Kompromisse eingehen. Ich werde grün wählen.
 


Rita Kettelhake:


Wir haben seit Jahren die gleichen grundlegenden Probleme, und es ist völlig egal, wen man wählt, weil keiner sie lösen kann. Das geht mir auf den Keks. Die Personen sind austauschbar, sie benehmen sich wie im Kindergarten. Es ist ein ständiges Hauen und Stechen wie im Kasperletheater. Wenn ich überhaupt wählen gehe, bin ich eine Last-Minute-Wählerin und entscheide spontan. Wer aber nicht zur Wahl geht, soll hinterher auch nicht motzen.
 

Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos)