Eine selten bündige und aktuell aus der Kunstszene informierende Präsentation war kürzlich im Brühler Kunstverein in der Alten Schlosserei zu erleben: So marktmächtige Namen wie Meese, Richter oder Ruthenbeck waren mit anregenden und handwerklich traditionellen Arbeiten vertreten, die man im Rahmen von Grafikeditionen nicht erwarten würde, vor allem bei den beiden Shooting-Stars des zeitgenössischen Kunstmarkts Richter und Meese.
 

 
Im Konzert mit den jungen Künstlern Beate Gütschow, Dasha Shiskin, Claudia Schneider, Peter Piller, Ferdinand Penker, Miron Schmückle und Stephen Craig ergab sich ein vielgestaltiges Bild in Technik und Thematik. Denn es gab die traditionelle Druckgrafik als Radierung und Lithografie neben meisterlicher Fotografie und Multiples, wie sie seit den 70er Jahren verbreitet sind. Auffällig war die Figuration aller Künstler, von einer hochkarätigen Jury am Stammsitz der Griffelkunst Hamburg ausgewählt. Eine Beschränkung auf Formalästhetisches war ganz im Sinne der heutigen Kunstszene ausgeklammert. So passte auch der Altmeister Wols, einst Prototyp der Tachisten der Nachkriegsjahre, mit seinem Werkzyklus zu Frauenporträts aus den 30er Jahren in Paris wunderbar in dieses Konzept. Sehr anregend entführte der diesjährige Grafikpreisträger Stephen Craig mit seinem Objekt Underground Cinema” die Besucher in alternative Welten des Projekteschmiedens und fiktiver Filmwelten. Wer sich diesem Angebot bereitwillig aufschloss, konnte eine Fülle von Anregungen auf engstem Raum mit nach Hause nehmen in der Gewissheit, sich weder einem elitären noch einem provinziellen Juryangebot eines viel zu wenig bekannten Veranstalters ausgeliefert zu haben. Dieser 75-jährigen Institution muss man bei dem verwirrenden internationalen Angebot heute immer noch seinen Respekt und seine Beachtung schenken.
 

 
Nicht zuletzt komplettierten die Jahresgaben des Brühler Kunstvereins diese vielfältige Schau, die allenthalben zu kleinen Preisen für jeden Liebhaber von zeitgenössischer Kunst etwas zu bieten hatte.