Jahrgang 2006
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"Die schulischen Leistungen der Kinder werden besser"

In der Astrid-Lindgren-Grundschule haben Lehrer und Schüler kürzlich eine kleine Feierstunde gestaltet. Anlass dafür war die Umwandlung der Schule in eine "Offene Ganztagesschule" (OGS) nach einem knapp einjährigen Umbau, der 360.000 Euro kostete, von denen die Stadt Brühl 130.000 Euro übernahm.
 
OGS steht für: "Ohne Verabredung Freunde finden, Gemeinsam lernen und Spaß haben." Der Brühler Bilderbogen traf sich mit der Schulleiterin Ulla Ehrke-Buse zum Gespräch.


 
BBB: Frau Ehrke-Buse: Viele Leser werden gar nicht so genau wissen, was eine offene Ganztagesschule (OGS) genau ist. Was versteht man eigentlich darunter?
Ulla Ehrke-Buse: Die OGS ist ein pädagogisches Angebot für Kinder über den normalen Schulbesuch hinaus. Die Kinder werden betreut und gefördert, sie sollen miteinander die Schule erleben und sie als Lernraum und nicht als Lehrraum begreifen. In der OGS wird miteinander gegessen. Die Kinder werden bei der Erledigung der Hausaufgaben betreut. Es gibt Arbeitsgemeinschaften mit Sportangeboten, mit musischen Angeboten und mit Angeboten aus dem künstlerischen Bereich. Die Kinder können das Schachspiel erlernen, mit Holz spielen und vieles mehr. Der Ablauf sieht so aus: Nach der 6. Stunde gibt es ab 13.15 Uhr das Mittagsessen. Anschließend findet bis 15 Uhr die Hausaufgabenbetreuung statt. Und von 15 bis 16 Uhr finden die AGs statt. Diese Angebote gibt es allerdings nicht umsonst. Der Elternbeitrag beläuft sich auf 60 Euro pro Monat. Für Geschwisterkinder sowie Inhaber des Brühl-Passes wird ein ermäßigter Betrag in Höhe von 30 Euro eingeräumt. Hinzu kommt ein Essensgeld in Höhe von 42 Euro pro Monat. Die Kinder müssen dann auch regelmäßig da sein. Es gibt da keine Beliebigkeit.
 
BBB: Welche organisatorischen und baulichen Voraussetzungen mussten geschaffen werden, um die offene Ganztagesschule zu realisieren?
Ehrke-Buse: Formal gesehen musste zuerst einmal eine Umfrage durchgeführt werden, ob ein Bedarf überhaupt da ist. Danach hat der Rat die OGS beschlossen. Dann ging es an die benötigten Umbaumaßnahmen. Im Untergeschoss der Schule waren ja noch bis Ende des letzten Jahres Aussiedler-Wohnungen untergebracht. Diese wurden aufgelöst. Die Etage wurde komplett renoviert und umgebaut. Es sind eine neue Küche und neue Toiletten entstanden. Es musste neues Mobiliar angeschafft werden. Aber es sind keine neuen Gebäude entstanden, die Grundräumlichkeiten waren vorhanden. Insofern war unsere Schule gut ausgestattet. Den organisatorischen Teil übernimmt der Verein "Rapunzel Kinderhaus", mit dem wir schon seit vielen Jahren zusammen arbeiten. Für die Hausaufgabenbetreuung der Kinder, die ich für sehr wichtig erachte, haben wir vier Lehrer eingesetzt, die dann weniger Vormittagsunterricht haben.


BBB: Welche Vorteile bietet eine OGS?
Ehrke-Buse: Die OGS ist eine Kombination aus Lernen und Leben. Die Kinder können in der Gemeinschaft ohne Verabredungen zusammen spielen oder Sport treiben. Die qualifizierte Hausaufgabenbetreuung ist gleichzeitig eine Förderung der Kinder. Es gibt eine viel engere Verzahnung vormittags und nachmittags. Die Kinder erleben ganz andere Situationen und knüpfen andere Kontakte. Sie werden in unterschiedlichen Hausaufgabengruppen betreut und wollen danach spielen und unseren Schulhof mit den vielen Möglichkeiten wie Fischerhütte, Tischtennisplatte, Klettergerüst oder die Pausenspielgeräte nutzen. Das können sie alles.
 
BBB: Inwieweit ändert sich durch die OGS der schulische Alltag?
Ehrke-Buse: Am Alltag ändert sich nicht so viel. Aber wir haben feststellen können, dass sich die schulischen Leistungen der Kinder bessern. Die Hausaufgabenbetreuung tut den Kindern gut. Sie leben auf, ihre sprachlichen Fähigkeiten entwickeln sich positiv vor allem bei Kindern mit Migrationshintergrund.
 
BBB: Wie viele Kinder werden in der OGS betreut?
Ehrke-Buse: Derzeit knapp dreißig Kinder. Wir haben an der Astrid-Lindgren-Schule 215 Schülerinnen und Schüler. Es gibt aber auch bereits Betreuungsangebote bis 13.15 Uhr, die von bis zu fünfzig Schülern genutzt werden. Also nimmt etwa ein Drittel aller Schüler eine Betreuung in Anspruch. Es wäre begrüßenswert, wenn es noch mehr würden.
 
Zur Person
 
Ulla Ehrke-Buse ist seit 31 Jahren im Schuldienst und seit 1996 als Schulleiterin an der Astrid-Lindgren-Grundschule am Rodderweg tätig. Die 52-Jährige ist verantwortlich für eine zweizügige Schule mit 215 Schülerinnen und ein 12-köpfiges Kollegium aus elf Lehrerinnen und einem Lehrer. Der Unterricht findet jahrgangsübergreifend statt, so dass die 1. und 2. sowie die 3. und 4. Klasse zusammengefasst sind.
 
Die verheiratete Mutter von vier Kindern mag ihre Schule wegen der schönen Lage im Grünen, dem engagierten Kollegium und anderen Mitarbeitern, der aktiven Eltern und wegen der Kinder sowieso. "Ich arbeite sehr gerne mit Kindern, ich mag ihre Lernfreude, ihre Offenheit, ihr Ideenreichtum und ihre Wissbegierigkeit", sagt Ulla Ehrke-Buse. Sie bevorzugt die Tätigkeit an Grundschulen, "weil es da noch mehr pädagogische Möglichkeiten gibt als an weiterführenden Schulen".
 

 

 

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