Jahrgang 2006
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Prozess verloren, Brodüffel ausgeschlossen
 
Heinz Schmitz (Bild oben) ist in diesen Tagen nicht zu beneiden. Mit einer Reihe von Ärgernissen musste sich der Vorsitzende der Bürgervereinigung Brühl (BVB) in den letzten Wochen herumschlagen.
 
Zum einen verdarb ihm der verlorene Prozess gegen den Brühler Steinmetz Hans-Jörg Blondiau die Laune, zum anderen ärgerten ihn die Alleingänge seines Parteifreundes Hans Peter Brodüffel. Schließlich kam er nach Beratungen innerhalb seiner Fraktion zu der Erkenntnis: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.” Die Folge: der Rauswurf von Brodüffel aus der Fraktion.
 
Was war passiert? Schuld an allem war in erster Linie das umstrittene Projekt der Giesler-Galerie. Im Wahlkampf 2004 hatte sich die damalige dreiköpfige BVB-Fraktion und insbesondere deren Vorsitzender Heinz Schmitz gegen die damals auf dem Tisch liegenden Pläne ausgesprochen. Wir waren nicht gegen ein Einkaufszentrum, ganz im Gegenteil”, betont Schmitz. Wir waren aber gegen die konkreten Pläne.” Dieser im Wahlkampf propagierten Linie habe auch Brodüffel zugestimmt.
 
Dann kam die Wahl, die der BVB ein tolles Ergebnis und die Verdoppelung ihrer Sitze im Rat von drei auf sechs bescherte. Als später im Rat die Abstimmung über die Giesler-Galerie angestanden habe, hätten Hans Peter Brodüffel und Hildegard Kiehnel überraschend angekündigt, für das Projekt votieren zu wollen. Für Heinz Schmitz ein Affront. Da fielen sie uns in den Rücken. Ich habe dann den Kompromiss angeboten, dass sich alle BVB-Ratsmitglieder der Stimme enthalten sollen. Von unseren sechs Ratsmitgliedern waren zwei für die Giesler-Galerie, zwei unentschieden, und Paul Müller und ich waren dagegen.”
 
Der Kompromiss kam nicht zustande, aus dem Lager der BVB gab es zwei Ja-Stimmen zum Bauprojekt und vier Enthaltungen. Danach war das Vertrauensverhältnis angeknackst”, gesteht Heinz Schmitz. Der Meinungsumschwung der BVB erboste wiederum den Brühler Unternehmer Hans-Jörg Blondiau derart, dass er einen gepfefferten Leserbrief verfasste, der in vielen Zeitungen abgedruckt wurde. Darin warf er der BVB Wahlbetrug ersten Ranges” vor, der nur mit geistiger Umnachtung” zu erklären sei. Sein Resümee: In der Fußballwelt säße jetzt die komplette BVB-Fraktion wegen Spielbetrugs in Untersuchungshaft.”
 
Das wollten Heinz Schmitz und seine Fraktionskollegen nicht auf sich sitzen lassen. Sie fühlten sich zutiefst beleidigt und verklagten Blondiau. Alle sechs BVB-Ratsmitglieder unterschrieben die Klage, auch Brodüffel. Nach seinem Ausschluss aus der Fraktion bezeichnete Brodüffel die gesetzliche Auseinandersetzung mit Blondiau als politischen Supergau”.
 
Ja, wenn er Bedenken gehabt hat, hätte er sie uns mitteilen sollen. Vielleicht hätten wir es uns dann anders überlegt. Er hat die Klage aber kommentarlos unterschrieben”, wundert sich Schmitz. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass die Äußerungen im Leserbrief zu weit gingen. Die Richterin hat ja auch bestätigt, dass sie sehr scharf waren. Aber man muss auch verlieren können. Jetzt heißt es: Mund abputzen und weiter arbeiten.”
 
Zwar habe die BVB noch bis zum 24. Januar die Möglichkeit, in die Berufung zu gehen, und eine Entscheidung sei auch noch nicht gefallen. Doch die Tendenz gehe dahin, das Urteil zu akzeptieren, so Schmitz. Inakzeptabel waren dagegen für ihn weitere Differenzen im politischen Alltagsgeschäft mit Brodüffel, die nun zu dessen Ausschluss aus der Fraktion führten.
 
Welche Meinung vertritt die BVB?
 
Und Hans-Jörg Blondiau? Der ist erleichtert, dass das Gericht seine drastischen Worte nicht als persönliche Beleidigung gewertet habe. So waren sie ja auch nicht gemeint.” Inhaltlich jedoch bleibe er bei der Meinung, dass es sich bei dem Verhalten der BVB um Wahlbetrug gehandelt habe. Allerdings fragt sich der Steinmetz jetzt: Wenn laut Herrn Schmitz die Befürworter der Giesler-Galerie nicht mehr der BVB-Fraktion angehören, welche Meinung vertritt die BVB dann jetzt in der Frage? Ist sie dafür oder dagegen?“
 
Jetzt wartet Hans-Jörg Blondiau noch die Einspruchsfrist ab, dann müssen ihm die BVB-Ratsmitglieder seine Anwaltskosten ersetzen. Und die sind nicht gerade unerheblich. Denn eine Verhandlung vor dem Landgericht Köln kann richtig teuer werden, da sich die Gerichtskosten nach dem Streitwert richten. Den bezifferte die Richterin auf immerhin 36.000 Euro.
 
Tobias Gonscherowski
 

 

 

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