In den ersten Monaten des Jahres 1916 notierte Hugo Ball das Wort „Dada” in seinem Tagebuch und in einem Brief, bevor er es im Mai in der Anthologie „Cabaret Voltaire” erstmals öffentlich gebrauchte, um mit „Dada” den Titel einer geplanten internationalen Zeitschrift anzukündigen. Wie der Kreis der Emigranten in Zürich, dem damals neben Hugo Ball und Emmy Hennings auch weitere Ausländer wie Hans Arp, Marcel Janco, Tristan Tzara und Richard Huelsenbeck angehörten, jedoch auf das kurze, zweisilbige Wort kam, wer es war und wer als Zeuge benannt werden kann, führt allerdings zu einer Vielzahl von Schilderungen.

 

Die Existenz des Begriffs „Dada” in verschiedenen Sprachen, aber auch die damit einhergehende Bedeutungsvielfalt, die im Tagebuch „Die Flucht aus der Zeit” von Hugo Ball mit der Passage „Dada heißt im Rumänischen Ja, Ja, im Französischen Hotto- und Steckenpferd. Für Deutsche ist es Signum alberner Naivität und zeugungsfroher Verbundenheit mit dem Kinderwagen.“ bereits anklingt, legt ein Wörterbuch als Fundort nahe. Richard Huelsenbeck, der Ende 1916 nach Berlin zurückgekehrt war, wo „Dada” eine politische Ausrichtung nahm, berichtet in seinem Buch „En avant dada. Die Geschichte des Dadaismus” von 1920: „Das Wort Dada wurde von Hugo Ball und mir zufällig in einem deutsch-französischen Diktionär entdeckt, als wir einen Namen für Madame le Roy, die Sängerin unseres Cabarets, suchten.“

Aus Ursprung und Urheberschaft machten die Dadaisten in der Folgezeit ein inszeniertes, absurdes Spiel der Legendenbildung. So erschien in der Zeitschrift „Dada au grand air – Der Sängerkrieg in Tirol”, im September 1921 während eines Dada-Treffens in Tarrenz bei Imst herausgegeben, folgende „Déclaration” von Hans Arp: „Ich erkläre, dass Tristan Tzara das Wort DADA am 8. Februar 1916 um 6 Uhr abends eingefallen ist; ich war mit meinen 12 Kindern dabei, als Tzara zum ersten Mal dieses Wort aussprach, das in uns eine berechtigte Begeisterung auslöste. Dies ereignete sich im Café Terrasse zu Zürich, und ich trug gerade eine Brioche im linken Nasenloch. Ich bin überzeugt, dass dieses Wort gänzlich unbedeutend ist und dass sich nur Schwachsinnige und spanische Professoren für nähere Angaben interessieren. Was uns interessiert, ist die dadaistische Geisteshaltung, und wir waren alle schon dada, bevor es dada gab. Die ersten Heiligen Jungfrauen, die ich gemalt habe, stammen aus dem Jahr 1886, als ich gerade einige Monate alt war und mich damit amüsierte, graphische Impressionen zu pissen. Die Moral der Idioten und ihren Glauben an Genies finde ich zum Kotzen.“

Und in einem Artikel, den die „Neue Zürcher Zeitung” 1966 anlässlich des 50-jährigen Dada-Jubiläums veröffentlichte, wurde zur Namensfindung Tristan Tzara mit der folgenden Geschichte zitiert: „Dada …? Ich saß im Café ,Wolf’ im Limmatquai und aß Nudelsuppe; das ist von eminenter Wichtigkeit. Denn in diesem Augenblick stürzte ein längst gesuchter Raubmörder in das Lokal und eilte zum hinteren Ausgang wieder hinaus, bevor die ihm knapp nachfolgende Polizei ihn sehen konnte. Als Augenzeuge wollte ich – mit der einen Hand nach der hinteren Tür zeigend – die Fluchtrichtung weisen, doch vor Erregung konnte ich aus meinem noch mit Nudeln verstopften Mund nur das Wort ,Da-da, da-da’ lallen; das große Wort war geboren.“

Handzettel, 6,7 x 11,5 cm, Köln, April 1920

Nachdem die Ausstellung „Dada-Vorfrühling” im Lichthof des Brauhauses Winter in der Schildergasse 37 polizeilich geschlossen worden war, warben die Kölner Dadaisten mit einem Plakat für die Wiedereröffnung. Zu diesem Anlass wurden dieser und ein weiterer Handzettel gedruckt.