„Am Anfang war Dada“ befand der Berliner Dadaist Raoul Hausmann 1970 rückblickend und in Anspielung auf den Beginn des Johannes-Evangeliums. Hans Arp, Dadaist der ersten Stunde, vermerkte hingegen 1954 in seiner Sammlung von Dada-Sprüchen: „Bevor Dada da war, war Dada da.“

Im Januar 1916, als Max Ernst in Berlin als „Sturm”-Künstler seine erste Einzelausstellung hatte, schmiedeten der Autor Hugo Ball und die Vortragskünstlerin Emmy Hennings Pläne für eine eigenes Cabaret, das am 5. Februar 1916 als „Künstlerkneipe Voltaire” in der holländischen Weinstube „Meierei” in der Zürcher Spiegelgasse 1 eröffnet wurde. In dem angegliederten Saal mit Bühne, der für 50 Personen Platz bot, fanden täglich außer freitags Lesungen und musikalische Vorträge der als Gäste verkehrenden Emigranten statt, unter ihnen Hans Arp, Marcel Janco, Tristan Tzara und Richard Huelsenbeck. Ende Mai erschien dann die Anthologie „Cabaret Voltaire”. In der auf den 15. Mai 1916 datierten programmatischen Erklärung von Hugo Ball wurde hier das Wort „Dada” zum ersten Mal öffentlich für die künstlerische Bewegung verwendet: „Das kleine Heft, das wir heute herausgeben, verdanken wir unserer Initiative und der Beihilfe unserer Freunde in Frankreich, Italien und Russland. Es soll die Aktivität und die Interessen des Cabarets bezeichnen, dessen ganze Absicht darauf gerichtet ist, über den Krieg und die Vaterländer hinweg an die wenigen Unabhängigen zu erinnern, die anderen Idealen leben. Das nächste Ziel der hier vereinigten Künstler ist die Herausgabe einer Revue Internationale. La revue paraître à Zurich et portera le nom „DADA”. („Dada”) Dada Dada Dada Dada.”

In den Monaten zuvor ist der Begriff in den Schriften von Hugo Ball bereits zu finden. Am 29. Februar erwähnte er das Wort „Dada” erstmals in einem Brief an Tristan Tzara und in seinem Tagebuch „Die Flucht aus der Zeit” vermerkte er für den 18. April 1916: „Tzara quält wegen der Zeitschrift. Mein Vorschlag, sie Dada zu nennen, wird angenommen. Bei der Redaktion könnte man alternieren: ein gemeinsamer Redaktionsstab, der dem einzelnen Mitglied für je eine Nummer die Sorge um Auswahl und Anordnung überlässt. Dada heißt im Rumänischen Ja, Ja, im Französischen Hotto- und Steckenpferd. Für Deutsche ist es Signum alberner Naivität und zeugungsfroher Verbundenheit mit dem Kinderwagen.“ Und in seinem Eintrag zum 12. Juni 1916 ergänzte er: „Was wir Dada nennen, ist ein Narrenspiel aus dem Nichts, in das alle höheren Fragen verwickelt sind; eine Gladiatorengeste; ein Spiel mit den schäbigen Überbleibseln; eine Hinrichtung der posierten Moralität und Fülle.“

Ausdruck „Dada” geschützt

Der Ausdruck selbst war seit über einem Jahrzehnt für Produkte der Schönheitspflege geschützt. Am 21. März 1906 hatte sich die Zürcher Zweigniederlassung der Parfümerie- und Seifenfabrik Bergmann & Co. die Marke „Dada” beim Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum eintragen lassen. Die 1850 in Dresden gegründete Firma nutzte als Schutzmarke für ihre deutschen Fabrikate unter anderem die Bezeichnung „Steckenpferd”. Um den französischsprachigen Markt in der Westschweiz zu bewerben, wurde die Übersetzung der Fabrikmarke herangezogen und als „Lilien-Crème Dada” auf den Markt gebracht, gefolgt – „Zur Stärkung der Kopfhaut und gegen Haarausfall“ – von dem Haarwasser „Dada”.