Allen Prognosen zum Trotz läuft die Konjunktur besser als alle Wirtschaftsexperten es vorhergesehen haben. Das freut die Bundesregierung und besonders den Finanzminister, das führt aber auch unweigerlich zu den verschiedensten Forderungen aus allen Lagern. Also, wohin nun mit dem Geld? Das haben wir auch von den Leuten in der Innenstadt wissen wollen. Zu unserer Überraschung hat niemand ernsthaft für sich selbst Steuerentlastungen gefordert. Die meisten machen sich Sorgen um unsere Kinder und unser Bildungssystem und möchten das Geld dahin fließen sehen. Doch lesen Sie selbst.



 
Elke Vieren:
 
In die Schulbildung. Unser ganzes Schulsystem krankt doch. Dabei müssen wir doch in die Zukunft unserer Kinder investieren.



 
Ulrike Lemke mit Sohn Robert:
 
Eigentlich müsste das Geld in die Schulbildung fließen, da tut sich ja nicht so viel. Außerdem sollte es eine Rentenerhöhung für die älteren Menschen geben. Gut, jetzt bekommen sie ein bisschen mehr, aber gleichzeitig steigen die Beiträge für die Krankenkassen. Ich selbst brauche keine Steuerentlastung, da gibt es sicher Bedürftigere.



 
Thea Lütz mit Ehemann Albert:
 
Die Einnahmen sollten für den Schuldenabbau verwendet werden. Das hat ja auch der Finanzminister Steinbrück vor. Man sollte außerdem in die Kinderbetreuung investieren. Das Bildungssystem ist absolut grundlegend reformbedürftig. Das ist eine bittere Pille. Es ist nichts getan worden. Schauen Sie sich die großen Klassen an. Wir haben eine andere Klientel als früher. Die Schüler machen nicht mehr das, was man ihnen sagt. Ich weiß, wovon ich rede. Ich unterrichte seit 30 Jahren in Brühl an der Erich-Kästner-Realschule.



 
Klaus Stalz mit Tochter Laura-Marie:
 
Unser Land ist verschuldet genug. Wir sollten die Schulden abbauen. Nur weil wir ein bisschen mehr Geld in der Kasse haben, sollten wir bei der riesigen Staatsverschuldung nicht alles wieder gleich ausgeben. Es geht uns doch gut. In dieser Beziehung gebe ich der Regierung recht. Wir müssen für die Wirtschaft Anreize schaffen und nicht den Ministerien mehr Geld zum Ausgeben bereit stellen.



 
Günter Glaser:
 
Man sollte das Geld an die bedürftigen Sozialhilfeempfänger oder die Hartz IV-Empfänger verteilen. Man sollte die Krankenkassen entlasten. Man hat heute ja Riesenprobleme, wenn man irgendwelche Zuschüsse beantragt. Ich höre überall vom wirtschaftlichen Aufschwung, aber in meinem Portemonnaie habe ich noch nichts gemerkt.



 
Dr. Walter Leder:
 
Erst einmal sollte man die Schulden reduzieren. Langfristig muss ins Bildungssystem investiert werden. Die Schulen und Universitäten müssen verbessert werden, damit wir in Bereichen wie Innovation und Patente vorne liegen. Da liegt unsere Zukunft.



 
Gundi und Horst Konopka:
 
Für Kinder und Jugendliche. Für die wird zu wenig getan. Es muss investiert werden in Tagesstätten, in die Schulen, in denen die Klassenstärken verringert werden müssen, in Jugendtreffs. Es müssen mehr Streetworker eingestellt werden. Und der öffentliche Nahverkehr muss bezahlbar werden.



 
Marlies Nowak und Klaus Möllering:
 
Am besten zu uns. Im Ernst: Jeder will etwas davon haben und hat 1.000 Vorschläge. Aber wir sollten das Geld lieber für den Schuldenabbau verwenden. Das würde die Kosten langfristig senken. Einen Teil sollte man allerdings auch ausgeben, etwa für Kindergärten.



 
Carolin und Ralf Albrecht:
 
In Kindergärten und Schulen, in die Kinderbetreuung. Jeder spricht das an, aber niemand tut etwas. Es muss mehr Kinderbetreuungsangebote geben, die für die Familien kostengünstig sind. Dann würden auch wieder mehr Kinder geboren. Es muss attraktiver werden, Kinder gezielt in die Welt zu setzen.


Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos).