„Wir planen ein Seminar über die Gefahren des Internets”

Anfang des Jahres wurde Tim Starzonek zum neuen Vorsitzenden des Brühler Jugendgemeinderats (JGR) gewählt. Der 21-jährige Student trat damit die Nachfolge des langjährigen Vorsitzenden Peter Grebarsche an. Im Gespräch mit dem Brühler Bilderbogen berichtet er von den Zielen, die sich der neue Vorstand des JGR für die kommenden Monate gesteckt hat.
 

BBB: Warum arbeiten Sie im JGR mit?
Tim Starzonek:
Ich bin eher zufällig beim JGR gelandet. Peter Grebarsche, der damals schon im JGR aktiv war, rief mich einmal vor drei Jahren an und fragte, ob ich im JGR mitarbeiten wolle. Ich habe dann nach kurzer Bedenkzeit zugesagt und wurde in den Vorstand gewählt. Das war aber für mich nichts Ungewöhnliches. Ich habe mich eigentlich schon immer engagiert. Ich war seit der 5. Klasse öfter der Klassensprecher, in der Oberstufe dann Schülersprecher des Max-Ernst-Gymnasiums. Ich kannte den JGR bereits durch zwei Großveranstaltungen und fand, dass er ein positives Image hatte.
 
BBB: Wie setzt sich der aktuelle JGR zusammen?
Starzonek: Der JGR hat 50 auf zwei Jahre gewählte Mitglieder und einen zehnköpfigen Vorstand, der jedes Jahr neu gewählt wird. Wir haben in diesem Jahr mehr Mitglieder als zuvor, weil viele Jugendliche sich engagieren wollen. Uns lagen 85 Bewerbungen vor. Die Arbeit macht großen Spaß. Man darf aber nicht vergessen, dass wir das alles freiwillig machen und es oft schwierig ist, neben Schule, Ausbildung oder Studium die Zeit für den JGR zu finden. Deshalb kommt es schon einmal vor, dass über einen längeren Zeitraum nicht so viel passiert. Außerdem möchte ich betonen, dass wir partei-unabhängig sind.
 
BBB: Welche Ziele verfolgt der JGR in den nächsten Monaten?
Starzonek: Wir haben uns eine Reihe von Zielen gesteckt. Zunächst einmal wollen wir den Dialog mit den Schulen suchen, auch mit den Parteien. Da gibt es einiges Potenzial. Uns wurde ja vorgeworfen, dass wir nicht Bescheid wüssten, was an Schulen abgeht. Wir wollen mit den Schulleitern und den SV-Vertretern sprechen. Dann wollen wir den JGR und seine Arbeit bekannter und Werbung für die Neuwahlen machen. Wir möchten uns in Schaukästen z.B. in den Schulen vorstellen.
Außerdem haben wir uns zwei konkrete größere Projekte vorgenommen. Zum einen wollen wir in Zusammenarbeit mit den Schulen ein Seminar durchführen. Arbeitstitel dafür ist: „Gefahren des Internets.“ Wir wollen professionelle Referenten einladen, die über die Gefahren der Spielsucht berichten, über Gefahren in Chats, über die Kostenfalle, wenn sich die Jugendlichen beispielsweise Djingles herunterladen. Wir wollen die Masse erreichen. Zum zweiten gibt es ein großes Interesse der Jugendlichen an der Giesler-Galerie. Wir haben eine AG gegründet, die unter Leitung von Janna Eckhardt über die Stadtgeschichte, die Geschichte der Giesler-Brauerei und wie es zum Einkaufszentrum kam, recherchieren wird. Wir wollen darüber eine Ausstellung machen, die an den Schulen gezeigt wird, oder einen kleinen Film drehen. Und schließlich werden wir sicherlich auch wieder eine große Party organisieren und vielleicht ein Beachvolleyball-Turnier. Aber wir wollen auch wegkommen von dem Image, dass die Hauptarbeit des JGR im Organisieren von Partys besteht.
 
BBB: Wie sehen die Brühler Jugendlichen die Stadt Brühl und ihre Angebote für Jugendliche?
Starzonek: Nach meinen Erfahrungen ist das Sportangebot in Brühl für die Jugendlichen top. Wer Partys feiern will, weicht dagegen nach Weilerswist aus. Bemängelt wird immer wieder die Verkehrsanbindung und der ÖPNV, speziell was Busverbindungen betrifft. Wie uns die Jugendlichen in Gesprächen auch erzählen, wünschen sie sich in Brühl ein Kino wie das UCI oder Cinedom. Und dann geht es auch oft um das Jugendzentrum. Wir haben zu dem Thema ja auch im letzten Jahr eine Umfrage unter den Brühler Jugendlichen durchgeführt mit dem Ergebnis, dass sich rund 75 Prozent für ein neues Jugendzentrum aussprachen. Das bestehende Jugendzentrum in der Liblarer Straße ist herunter gekommen und mit Ausnahme der Proberäume für Bands nicht mehr attraktiv. Die große Mehrheit der befragten Jugendlichen fühlt sich dort aber nicht wohl. Wir haben die Ergebnisse unserer Umfrage dem Jugendhilfeausschuss vorgetragen und zur Verfügung gestellt.
 
BBB: Wie wird der JGR von der Stadtverwaltung unterstützt?
Starzonek: Wir würden uns manchmal mehr Einflussmöglichkeiten wünschen. Wir können zwar im Jugendhilfeausschuss Anträge einreichen und kommentieren, sind aber nicht stimmberechtigt. Die Unterstützung von der Stadt ist gut. Unser Ansprechpartner Jürgen Frädrich vom Jugendamt unterstützt uns sehr. Im Vergleich zu anderen Städten ist die finanzielle Unterstützung allerdings nicht besonders hoch. Da liegen wir weit hinten. Wir haben früher 1.000 Euro im Jahr bekommen, das wurde jetzt auch gekürzt. Wir wissen, dass JGRs in anderen Städten oft ein Vielfaches erhalten. Wir gleichen das durch tolle Sponsoren wie die Stadtwerke Brühl oder Tanz Breuer aus, wenn wir Geld für Plakate, unsere Aktionen oder unsere Veranstaltungen brauchen.
 
Zur Person
Tim Starzonek wurde 1985 in Köln geboren, ist aber in Brühl aufgewachsen. Nach dem Abitur am Max Ernst Gymnasium begann er in Köln das Studium der Medienwirtschaft. Der begeisterte Hobby-Fußballer gehörte bereits dem Vorstand des letzten JGR als Geschäftsführer an.