Eines der „wohlgehüteten Geheimnisse der Kunst des 20. Jahrhunderts“, „ein Jahrhundertbuch“ nennt Werner Spies, Kurator der Ausstellung „Une semaine de bonté“, den Bilder-Roman von Max Ernst, dessen Originalcollagen noch bis zum 7. September im Max Ernst Museum in Brühl zu sehen sind.

Erstmals können alle Blätter, die der umfangreichsten und berühmtesten Bildgeschichte des Surrealismus zugrunde liegen, nach mehr als 70 Jahren vollständig der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Das ist eine Sensation“, so Achim Sommer, der Direktor des Max Ernst Museums. Die Originale wurden bislang nur ein Mal, 1936 im Museo Nacional de Arte Moderna in Madrid, ausgestellt. Damals allerdings nicht komplett.

Alle 184 Originalblätter des Collageromans entstanden im Jahre 1933 während eines dreiwöchigen Aufenthaltes von Max Ernst in Italien. Das Prinzip des Bilder-Romans, als gleichsam visuelle Keimzelle des Surrealismus, ist ebenso einfach wie genial: Als Ausgangsmaterialien verwendet Max Ernst Holzstiche illustrierter Populärromane, naturwissenschaftlicher Zeitschriften oder Verkaufskataloge des 19. Jahrhunderts, die er durch perfekte Schnitt- und Klebetechnik motivisch so umdeutet, dass bizarre Szenen mit beißendem gesellschaftskritischem Tenor entstehen: Macht, Gewalt, Folter, Mord, Katastrophen und rätselhafte Mischwesen beherrschen die Kulissen der großbürgerlichen Interieurs des 19. Jahrhunderts.

Realisiert wird die Ausstellung mit Leihgaben des französischen Verlegers und Sammlers Daniel Filipacchi und der Isidore Ducasse Foundation in New York. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Albertina in Wien. Nach der Station in Brühl wird die Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle zu sehen sein.