Jahrgang 2009
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„Ich bin ein sehr guter schlechter Maler”

(tg) Hoher Besuch weilte kürzlich im Brühler Max Ernst Museum des LVR. Hollywoods Kultregisseur David Lynch war aus Los Angeles gekommen, um seine Ausstellung „Dark Splendor“ zu eröffnen. Noch bis zum 21. März 2010 werden im Museum 150 Kunstwerke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Lithografien und Fotografien – sowie eine Rauminstallation gezeigt.

David Lynch wurde durch Filme wie „Eraserhead“, „Der Elefantenmensch“, „Der Wüstenplanet“, „Blue Velvet“, „Wild at Heart“ oder „Twin Peaks“ weltberühmt. Vor der offiziellen Ausstellungseröffnung stellte sich der 63-Jährige den Fragen der Presse.

Welche Beziehung verbindet Sie mit Max Ernst und den Surrealisten? Gehören sie zu Ihren Vorbildern?

David Lynch: Brühl ist der ideale Ort für die Präsentation meiner Werke. Ich habe Max Ernst und die Surrealisten immer bewundert. Vielleicht gibt es da eine Nähe zwischen uns. Ich bin ihnen dankbar, weil sie mir zeigten, dass ich in einer surrealen Welt lebe. Außerdem mag ich die Kunst von Edward Hopper, Ed Kienholz oder Francis Bacon. Mir hat auch gefallen, wie ihre Kunst präsentiert wurde. 1966 oder 1967 sah ich eine Ausstellung von Francis Bacon in der Marlborough Gallery. Alle Bilder wurden unter Glas in großen Goldrahmen präsentiert. Ich wollte schon immer Bilder so rahmen.

 

Die Farbe schwarz dominiert in Ihrem Werk. Welche Bedeutung hat die Farbe schwarz für Sie?

Lynch: Die Farbe schwarz ist mir sehr wichtig. Man sieht das, wovor man Angst hat und das, was man liebt, wie in einem Traum. Die Dunkelheit beherbergt das Unbekannte. Nicht nur ich, wir alle sind von der Dunkelheit fasziniert. Wir wollen hinein ins Dunkle, wollen wissen, was sich darin befindet. Dort sieht man das, wovor man sich fürchtet. Und auch das, was man liebt.

Welche Bedeutung hat die Malerei für Sie? Wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben?

Lynch: Ich male und zeichne, seit ich ein Kind war. So wie alle Kinder. Doch die meisten Menschen hören irgendwann damit auf. Ich nicht. Ich bin kein guter Techniker. Ich liebe schlechte Malerei, denn dabei entstehen oft Zufälle und Missgeschicke, die mir sehr wichtig sind. So schafft man Platz zum Träumen. Ich bin ein sehr guter schlechter Maler. Meine Bilder sind organische, brutale Komödien. Sie müssen brutal gemacht sein, primitiv und roh, und um das zu erreichen, versuche ich, mehr die Natur malen zu lassen als mich. Wenn ich selbst male, höre ich keine Musik. Das lenkt mich ab. Aber für die Ausstellung habe ich eine Musik komponiert. Der Soundtrack ist entstanden, um eine Stimmung für die ganze Ausstellung zu kreieren.

 

Bei welchen Gelegenheiten kommen Ihnen die Ideen für Ihr künstlerisches Schaffen?

Lynch: Wenn ich spazieren gehe, wenn ich tagträume, wenn ich Musik höre. Dann kommen mir die Ideen. Manche weiten sich aus, wachsen und werden letztendlich zu Filmen. Andere sind flüchtig, zierlich, sie kommen schnell und müssen schnell festgehalten werden. Eine Idee kommt einfach. Im Gehirn läuft eine Szene ab. Man sieht, hört und fühlt eine Szene. Wenn ich diese Szene mag, schreibe ich sie auf. Wenn man eine Szene hat und darüber nachdenkt, kommen weitere Szene hinzu. Lassen Sie es mich so sagen: Inspiration ist wie Angeln. Zunächst hat man Geduld, dann fängt man einen Fisch und verliebt sich in ihn. Wenn man einen hat, besitzt man einen Köder für eine ganze Schule von Fischen und darüber entsteht eine vorher nicht existierende Welt. Die übersetzt man ins Kino, und dessen Tiefe ist – wie die jedes anderen Mediums auch – unendlich. Die Malerei wird nie aussterben. Das Kino auch nicht.

Was denken Sie darüber, dass empfohlen wird, dass Kinder unter 18 Jahren die Ausstellung nur in Begleitung von Erwachsenen sehen sollten?

Lynch: Ich denke, dass Kindern meine Werke gut gefallen würden. Sie haben schließlich auch viel Kindisches. Außerdem: Im Fernsehen gibt es heutzutage viel Schlimmeres zu sehen als diese Bilder.

 

 

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