Jahrgang 2009
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„Meine Stücke sind Liebeserklärungen“

Sie hat bereits bei der Karlspreisverleihung gespielt und bei Eric Claptons VIP-Geburtstagsparty gesungen. Sie gehört zu den gefragtesten deutschen Jazztrompeterinnen und hat seit zehn Jahren ihr eigenes Quartett. Und sie leitet auch an der Brühler Kunst- und Musikschule zwei Frauenjazzchöre. Susanne Riemer ist Musikerin durch und durch. Im Oktober kommt ihre neue CD heraus. Der Titel: „Call my name“. Der Brühler Bilderbogen traf Susanne Riemer zum persönlichen Gespräch.

Es ist schon über zwanzig Jahre her, als Susanne Riemer die 5. Klasse des Max Ernst Gymnasiums besuchte und im Musikunterricht von Christina Kröhne saß. Sie war damals schon musikalisch begabt, hatte Flöte und Klavier gespielt und gerne gesungen. Doch dann verteilte die bekannte Brühler Musiklehrerin im Unterricht einige Instrumente. Als die Trompete an der Reihe war, meldete sich die kleine Susanne. Das Blasinstrument hatte es ihr auf Anhieb angetan. Und das hat sich bis heute nicht geändert.

„Es war ein Zufall, dass ich die Trompete für mich entdeckte“, sagt Susanne Riemer. Das Instrument ließ sie nicht mehr los, ihr weiterer Weg war vorgezeichnet. Sie machte ihr Hobby zum Beruf. Erst spielte sie in der Bigband unter der Leitung von Elmar Frey. Nach dem Abitur studierte sie an der bekannten Folkwang-Hochschule in Essen Jazz-Trompete und Jazz-Klavier und schloss das Studium bereits im Alter von 24 Jahren erfolgreich ab. Parallel zum Studium nahm die Musikerin Unterricht in Gesang, Komposition, Arrangement und klassische Trompete.

Drei Jahre später, 1999, gründete sie ihr „Susanne Riemer Quartett“, das ein ausgewähltes Repertoire an Jazz-Standards und eigenem Repertoire spielt. Fünf CDs hat die Brühlerin seitdem in Eigenregie als Produzentin herausgebracht, die über das Label DMG vertrieben werden.

In wenigen Wochen erscheint ihr neuestes Album mit dem Titel „Call my name“. Wieder ist der sympathischen Künstlerin ein großer Wurf gelungen und eine komplett andere Arbeit als bei ihrer letzten CD „Growing Up“, die sie ihren Kindern gewdimet hatte. Elf Stücke gibt es auf der neuen Scheibe, eine gelungene Mischung aus Bossa Nova, modernerem Jazz und sentimentalen Stücken. Acht Titel davon hat Susanne Riemer selbst geschrieben und arrangiert. Viel Arbeit steckt darin, nicht nur die Lieder zu texten, komponieren und arrangieren. Auch der organisatorische Aufwand ist enorm. Denn viel Zeit, die Lieder zusammen mit den anderen Musikern – Leroy Jones/Trompete, Pablo Peredes/Klavier & Keyboard, Alex Morsey/Bass und Fabio Nobile/Schlagzeug – zu proben, bleibt nicht.

Konzert in Bonn am 5. September

„Wir hatten eine Woche“, erzählt Susanne Riemer. „Als die Band eingetroffen war, lernten wir uns kennen und spielten. Es war eine fantastische Woche, in der wir drei Konzerte gegeben haben und vier Tage im Studio arbeiteten, um die CD einzuspielen. Für mich war die Woche ein besonderes Erlebnis, voller Arbeit, Lernen und Freude. Es war total schön, alle waren entspannt aber voller Energie, alles hat geklappt. Die meisten meiner Stücke erklären sich von allein, allesamt sind es Liebeserklärungen.“

Nach den Aufnahmen im Studio war der Job für Susanne Riemer noch lange nicht erledigt. Es folgten das Mixen der Musik, was auch eine sehr zeitintensive Angelegenheit ist. „Aber es macht großen Spaß, eigene Ideen zu realisieren. Ich sehe Musik ganzheitlich, deshalb schreibe ich meine Stücke selbst“, sagt Susanne Riemer, der in der Fachpresse bescheinigt wird, „eine schlichtweg tolle Sängerin mit einem Gespür für Melodien“ zu sein.

Jetzt ist die Arbeit abgeschlossen, mit Spannung wartet sie auf den Erscheinungstermin 30. Oktober. Vorher widmet sich die Mutter zweier Töchter im Alter von fünf und sieben Jahren anderen spannenden Projekten. Am 5. September gibt das „Susanne Riemer Quartett“ in Bonn ein Konzert. Im SKM, Kulturraum Auerberg, Kölnstraße 367, steht sie ab 20 Uhr auf der Bühne. „Das Repertoire der Band um Susanne Riemer besteht aus bestem Jazz, lateinamerikanischen Bossa Novas und Sambas und modernen, funkigen Bluesnummern. Aber nicht nur Standards, auch Eigenkompositionen spielen die vier Musiker. Neben den melodiösen Themen steht die Improvisation im Mittelpunkt. Das Quartett spielt seit 1998 zusammen und versteht sich blind. Jeder ahnt, wohin die Musik will und trägt seinen Teil dazu bei“, heißt es in der Konzertankündigung.

Lange nicht in Brühl aufgetreten

Susanne Riemer ist mit ihrer Musik schon gut herumgekommen. In Deutschland und Europa. Neben diversen Bands und Musicals, bei denen sie mitgewirkt hat, ragen einige Projekte besonders hervor. So etwa ihre seit 18 Jahren bestehende Mitgliedschaft beim „BuJazzOs“ unter der Leitung Peter Herbolzheimers, ein Engagement beim Schloßtheater Moers („Leonce und Lena“), der Auftritt bei Eric Claptons VIP-Geburtstagsfeier nach seinem Konzert in der KölnArena mit ihrem Quartett, die Konzerte zur Karlspreisverleihung in Aachen sowie ihre Arbeit als musikalische Leiterin und Kopf der Band „Die 5 Lewinskys“ bei der Kabarettreihe „Missfits und Verwandtschaft“ im WDR-Fernsehen zu Zeiten der Clinton-Regierung.

Sie spielte in den Musicals „Hair“ in Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich und „Cabaret“ in Düsseldorf und Essen. Und sie war Mitglied verschiedener Bands wie der Salsaband „Jazminas“, dem „Cologne Jazz Orchestra“ oder dem „United Women’s Orchestra“, der einzigen Frauen Bigband Europas mit zeitgenössischem Repertoire. Bald sticht sie auf einem Kreuzfahrtsschiff für eine Woche im östlichen Mittelmeer in See und spielt dort an einigen Abenden an Bord. Überall ist sie aufgetreten, nur nicht – abgesehen von einem Konzert 1997 in der Galerie am Schloss – in Brühl. „Ich hätte große Lust, wieder einmal in Brühl aufzutreten“, sagt Susanne Riemer. „Aber es gab keine Anfragen.“

 

Leiterin des Frauenjazzchores der KuMS

Dafür wird sie wohl mit dem Frauenjazzchor der Kunst- und Musikschule hoffentlich bald einmal vor Publikum zu sehen sein. Seit einem Jahr leitet sie zwei Chöre, jeweils dienstags um 9.15 Uhr vormittags sowie um 19.45 Uhr abends. Die etwa 15 Sängerinnen wünschen sich Stücke, die dann von Susanne Riemer arrangiert werden. Im Momentan probt sie mit beiden Chören zum Beispiel „Summertime“ von George Gershwin.

Susanne Riemer steckt weiterhin voller Pläne und Ideen. Neulich fiel ihr in der Badewanne eine Melodie für ein neues Stück ein. Nach einer halben Stunde komponieren war es fertig. Inspirieren lässt sie sich von der italienischen Popmusik eines Fabio Concato oder eines Fabio Nobile, von brasilianischer Musik von Djavan und anderen. Eigens für sie wurde das Trompetenmodel „Susanne“ eines luxemburgischen Herstellers geschaffen. Viele Trompeten befinden sich in ihrem Besitz, auch ein eher in der klassischen Musik beheimatetes Jagdhorn mit dem schönen Namen „Corno da Caccia“. Sie spielt auch darauf gerne. Und sie mag es, vor Publikum aufzutreten. „Bei Konzerten kann man längere Solos einbauen. Die Besucher haben dann neben dem Hörerlebnis auch das visuelle. Auf einer CD funktioniert das nicht“, weiß Susanne Riemer. Es wäre schön, wenn man sie auch wieder einmal in Brühl auf der Bühne bewundern könnte.

Tobias Gonscherowski, S/W-Bandfoto: Wolfgang Morell

 

 

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