Fast täglich werden neue Prognosen zur Finanzkrise und deren möglichen Folgen veröffentlicht. Fundiert sind diese Vorhersagen häufig nicht, denn sie basieren oft auf subjektiven, emotionalen Einschätzungen verschreckter Manager. In Zahlen lässt sich ein genereller Konsumrückgang noch nicht belegen. Und bei vielen hochwertigen Konsumartikeln sind die Preise eher sogar gefallen. Das war auch das Resultat unserer Umfrage in der Brühler Innenstadt. Fast alle Befragten gaben an, ihr Konsumverhalten nicht geändert zu haben. Und das ist gut so. Doch lesen Sie selbst.

 


 

Eva Heinen:

Die jungen Leute geben das Geld aus, die alten nicht. Ich habe ein Auto, einen Fernseher, einen vollen Kleiderschrank. Im letzten Jahr habe ich einen Computer gekauft. Hart trifft es die, die jetzt ihren Arbeitsplatz verloren haben. Ich frage mich immer, wo ist das Geld geblieben, das die Banken verloren haben.

 

  


 

Andrea und Detlef Holstein:

Das hängt immer vom Preis eines Produktes ab. Sicherlich hat man jetzt die Chance etwas günstig zu bekommen. Wir haben uns aber noch nichts angeschafft. Wir schaffen uns auch nur dann etwas an, wenn es für uns Sinn macht und nicht um die Wirtschaft anzukurbeln.

 

Stefan Hirschfeld mit den Kindern Lars und Julia:
Nein, weil ich im Augenblick nichts Neues brauche. Wir haben ein Auto, für uns ist die Abwrackprämie nicht interessant. Ich fahre auch lieber mit dem Zug. Ich bin kein Schnäppchenjäger. Im letzten Jahr haben wir das Haus renoviert, das Dach erneuert, die Tür. Unsere Aktien sind weniger wert, damit muss man leben. Aber insgesamt geht es uns gut.

 

Dieter Kaus mit Tochter Sarah:
Wer sein Konsumverhalten vorher nicht im Griff hatte, hat es auch jetzt nicht. Man muss sein Konsumverhalten seinen Möglichkeiten anpassen. Die Kosten sind abgesehen von der Abwrackprämie beim Autokauf gleich geblieben. Wichtig ist, dass es nicht teurer wird. Wir haben uns einen Hund angeschafft, einen Hovawart.

 

Heinz Baron:
Nein, ich verhalte mich nicht anders als früher. Da hat sich nichts geändert. Ich habe auch vorher schon bei Schnäppchen zugegriffen. Zum Glück sind wir von der Finanzkrise nicht betroffen. Ich habe einen sicheren Arbeitsplatz. In diesem Jahr ist noch eine Renovierung geplant, aber die war unabhängig von der Finanzkrise geplant.

 

Michael vom Hagen:
Nein, mein Konsumverhalten habe ich nicht geändert. Ich habe auch meine Ausgaben nicht beschränkt. Ich habe gerade mit  meiner Frau aus Spaß an der Freude 900 Euro für Wurfmaterial beim Karnevalszug ausgegeben. Obwohl ich bei einem Automobilhersteller arbeite, bin ich nicht betroffen. Ich habe mich vor der Finanzkrise nicht eingeschränkt und mache es auch im Moment nicht. Ich gebe das Geld sehr bewusst aus.

 

 

Horst Wadehn:
Ich habe schon immer ein sehr bewusstes Finanzgebaren an den Tag gelegt und den Markt beobachtet. Mit meiner eigenen Situation bin ich zufrieden. Momentan habe ich keine größeren Neuanschaffungen geplant. Ich bin aber entsetzt über die Situation, die eingetreten ist. Die Preisentwicklung macht mir große Sorgen. Die Kosten fürs Wohnen und die Energiepreise steigen ins Unermessliche. Ich habe Angst vor einer Altersarmut und einer Gesellschaftsarmut. Viele Menschen können nicht mehr am Leben teilnehmen. Früher hat man gesagt, dass man ein Viertel des Nettoeinkommens fürs Wohnen kalkulieren muss. Aber die Rechnung geht nicht mehr auf.

 

 

Wolfgang Dormann:

Mein Konsumverhalten wird sich nicht wesentlich ändern. Ich gebe mein Geld aber bewusster aus, nachdem mir Vater Staat gewaltig in die Tasche gegriffen hat. Ich muss jeden Monat 60 Euro mehr für die Krankenkasse ausgeben. Betroffen sind ja auch Rentner mit Betriebsrenten. Es gab kaum Rentenerhöhungen, in den letzten Jahren sogar unter dem Strich rund zehn Prozent weniger. Und das Geld fehlt dann irgendwo. Mein letzte größere Anschaffung war ein Fernseher.

 

 

Antonia Pitz:

Nein, man muss aber auch nicht auf Teufel komm raus konsumieren. Ich denke, dass alles sowieso zu schlecht geredet wird. Wenn man danach handelt, kommen wir irgendwann wirklich zu den schlechten Prognosen hin. Wir schaffen etwas an, wenn es nötig ist. Und wir haben auch gerade einen Autokauf vorgezogen.


Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Fotos)