„Bröhl hätt sing Weltkultor und mer han uns Westkultor”

Nach der gelungenen Proklamation regieren Prinz Wolfgang II. (Fritz), Bauer Franz (Müller) und Jungfrau Ralphaela (Ralph Becher) das närrische Volk in Brühl. In den kommenden Wochen reiht sich für sich Tollitäten Termin an Termin, bevor mit dem „Närrischen Elias“ am 22. Februar der Höhepunkt des Karnevals erreicht sein wird. Der Brühler Bilderbogen traf das Dreigestirn und den Prinzenführer Karl-Heinz Becker zum persönlichen Gespräch in der Hofburg.

Vor der Proklamation hatten sie noch eine gehörige Portion Bammel. Doch die Aufregung war unbegründet. Das neue von der KG Brühl-West gestellte Trifolium meisterte seine Aufgabe mit Bravour, auch wenn der von Heiserkeit geplagten Jungfrau beinahe die Stimme versagte. „Wir sind gut aufgenommen worden“, freute sich Prinz Wolfgang II. „Aber erst im Laufe der Session, werden wir das genauer beurteilen können.“

Kaum ein Dreigestirn zuvor hat sich auf seine Aufgabe so gewissenhaft vorbereitet wie das derzeitige. „Im April des vergangenen Jahres haben wir uns bereits beim Bürgermeister vorgestellt. Kurz darauf haben wir ab dem Vatertagstreffen am 1. Mai alle Brühler Karnevalsvereine besucht und uns auch ihnen vorgestellt“, berichtet Prinz Wolfgang II. „Wir waren bei Festen und Geburtstagen. Dadurch hatten wir bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad.“ Auch mit ihren Vorgängern haben sie sich intensiv ausgetauscht und „ehrliche Antworten bekommen“.

Und jetzt können sich die Tollitäten ins närrische Treiben stürzen, natürlich mit der einem Dreigestirn angemessenen Würde und einer realistischen Selbsteinschätzung. Denn auf Gesangs- oder Tanzeinlagen wollen Prinz Wolfgang II., Bauer Franz und Jungfrau Ralphaela verzichten. „Wir können das nicht und wollen keine Clownsfiguren abgeben“, sagt die Jungfrau. „Wer nicht singen oder tanzen kann, blamiert sich nur. Wir halten uns lieber an unser eigenes Motto.“

Das Motto des Dreigestirns

Das lautet wie folgt: „Mer, et Dreigestirn us Bröhl welle vertredde uns Städtche mit Hätz un Jeföhl. Bröhl hätt sing Weltkultor und mer han uns Westkultor. Beides zu verbringe es unser Ziel, öm zo fiere der Karneval met Siel. Zick 1972 Wasserturm und Kreischarena, zick 1984 Augustusburg und Falkenlust, Bröhl sing Weltkultor es älder als die vun Kölle, wer hätt dat jewoss? Dröm sin mer medden em Jewöhl öm met üch zu fiere uns Städtche Bröhl!“

„Wir wollen Spaß und Freude bringen, volksnah sein, alle Vereine besuchen und bodenständig zusammen mit den Jecken in den großen Sitzungen genauso wie in den kleinen Kneipen Karneval feiern“, meint Bauer Franz. Und zu feiern, das versteht das neue Dreigestirn. Schließlich blicken Prinz Wolfgang II., Bauer Franz und Jungfrau Ralphaela auf eine langjährige „Erfahrung“ im Karneval zurück.

Das Dreigestirn stammt aus der 1972 gegründeten Karnevalsgesellschaft Brühl-West, das nach 1977, 1986 und 1991 bereits das vierte Mal die Brühler Tollitäten stellt. In der Schlossstadt ist die KG Brühl-West vor allem für die Durchführung des traditionellen Kinderzuges „Mit Kindern für Kinder“ am Karnevalsdienstag bekannt. Aber auch die Sitzungen, weitere Karnevalsveranstaltungen, das große Sommerfest und musikalische Frühschoppen erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Gesellschaft hat derzeit 135 Mitglieder, darunter 30 aktive Mitglieder, 90 inaktive und 15 Ehrensenatoren. Die Unterstützung des Dreigestirns (weitere Infos unter www.bruehler-dreigestirn.de) durch ihre KG West ist „riesengroß“, sogar eine Musikgruppe wurde ihnen zu Ehren bereits gegründet.

Alle drei sind gebürtige Brühler

Prinz, Bauer und Jungfrau sind langjährige Vereinsmitglieder und alle im Vorstand aktiv. Prinz Wolfgang II ist der Präsident der KG, Bauer Franz fungiert als Technischer Leiter und Ralph Becker hat sich als Literat bewährt. So gab es auch keine großen Diskussionen über die Personenkonstellation im Dreigestirn, als die KG West 2002 den Zuschlag bekam, in diesem Jahr das Dreigestirn stellen zu dürfen. „Da gab es keine Unstimmigkeiten“, versichert Prinz Wolfgang II.

Wenn er nicht gerade als Karnevalsprinz durch die Festsäle Brühls zieht, verdient Wolfgang Fritz als Gärtnermeister für Garten- und Landschaftsbau sein Geld. 1964 in Brühl geboren, trat er 1984 mit dem Abitur in der Tasche seinen Grundwehrdienst an, bevor er seine Gärtnerlehre begann. 1990 wagte er den Schritt in die Selbständigkeit und gründete seinen in der Hamburger Straße ansässigen Betrieb „W. & V. Fritz Garten- und Landschaftsbau“. Wolfgang Fritz ist Vater von zwei Töchtern und in zweiter Ehe mit Katrin verheiratet. Er beschreibt sich selbst als naturverbunden, in seiner Freizeit schwimmt und fotografiert er gerne. Der begeisterte Karnevalist war regelmäßiger Besucher der Herrensitzungen der KG West, trat aber erst im März 1998 in die Gesellschaft ein.

„Spaß haben, nette Leute kennen lernen und mich durch den Karneval führen lassen“, war seine ursprüngliche Motivation. Schon nach einem Jahr gehörte Wolfgang Fritz als Technischer Leiter dem Vorstand an, dann wurde er 1. Vorsitzender und ist nun seit 2003 Präsident der KG West.

Unterstützung von der Familie

Auch Franz Müller gehört dem Vorstand an, der Bauer ist Technischer Leiter. Er erblickte 1954 in Brühl das Licht der Welt, wuchs in Brühl-West auf und schloss 1972 seine Ausbildung zum Elektroinstallateur bei der Firma Geuer in Brühl erfolgreich ab. Nach seiner Bundeswehrzeit bei der Marine in Köln begann er 1975 als Betriebselektriker bei einem Wesselinger Unternehmen der Schleifmittelbranche, wo er bis heute arbeitet. 1980 heiratete Franz Müller seine Frau Trudi. Drei Jahre später wurde Sohn Stefan geboren, der seinen Vater in dieser Session als Fahrer tatkräftig unterstützt. Neben der 5. Jahres-Fortsetzung von Seite 7

zeit nennt Franz Müller den Wagenbau, den Bühnenaufbau und die Umgestaltung seines Koi-Teiches als seine Hobbys.

Seit 1975 ist der Bauer mit Unterbrechungen karnevalistisch aktiv. Seit 2000 ist er Mitglied bei der KG Brühl-West, wo er seit 2001 als Technischer Leiter im Vorstand aktiv das Vereinsgeschehen mitgestaltet. Seit 2007 ist er darüber hinaus auch Leiter der Technischen Abteilung des Festausschuss Brühler Karneval. „Es war schon immer mein Traum, einmal eine Figur im Brühler Dreigestirn zu sein. Dieser Traum ist nun wahr geworden.“

Wie in den meisten Dreigestirnen der vergangenen Jahre ist die Jungfrau das Nesthäkchen des Trifoliums. Auch Ralph Becher ist gebürtgier Brühler und kam 1968 auf die Welt. Nach der Fachhochschulreife ging er in die Lehre als KFZ-Mechaniker, nach der Bundeswehr begann er als Lüftungsmonteur bei der Firma Aircon Technik in Brühl. Ralph Becher lebt in Brühl-Kierberg, ist heute in zweiter Ehe mit Andrea verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn. Zu seinen Hobbys zählen die Familie, das Fußballspiel seines Sohnes, der FC Kölle, die Haie und natürlich der Karneval.

Dank seiner Frau, deren Familie seit 1981 aktiv am Vereinsgeschehen teilnimmt, kam Ralph Becher zur KG Brühl-West. Zunächst war er stellvertretender Technischer Leiter, seit 2006 bekleidet er das Amt des Literaten. „Auch mein größter Traum war es, einmal im Brühler Dreigestirn mitzumachen, und so stehe ich nun als Jungfrau Ralphael vor dem närrischen Volk.“

Hoffen auf schönes Wetter

Wie in den vergangenen Jahren auch betreut Karl-Heinz Becker als Prinzenführer das Brühler Dreigestirn und dies bereits zum neunten Mal. Hinzu kommen elf Kinderdreigestirne, die der erst kürzlich mit dem „Schlosschinesen“ der Schlossgarde ausgezeichnete, bescheidene „Prifü“ ebenfalls in die Geheimnisse und Pflichten der Tollitäten einweihte.

Jetzt freuen sich Prinz Wolfgang II, Bauer Franz und Jungfrau Ralphalea auf eine tolle Session unter dem FBK-Motto „Met Hätz un Jeföhl – 25 Johr Weltkultor en Bröhl!“mit noch über 130 Auftritten und hoffen auf gutes Wetter und Sonnenschein, wenn sich am Karnevalssonntag, den 22. Februar, der „Närrische Elias” ab 12:30 Uhr seinen Weg durch die Brühler Innenstadt bahnt. Das hoffen wir auch. Darauf ein dreifach donnerndes „Bröhl Alaaf!“

Tobias Gonscherowski