„Ich glaube, ich habe den schönsten Dienstsitz in NRW”

(tg) Seit Anfang Januar ist Harald Gries der neue Schlossverwalter der beiden Brühler Schlösser Augustusburg und Falkenlust. Er folgte auf Uwe Skibbe, der in den Inneren Dienst des Ministeriums für Bauen und Verkehr wechselte. Mit welchen Erwartungen er an seinen Job geht und welche Maßnahmen zum Erhalt der Schlösser in Kürze anstehen, verriet er dem Brühler Bilderbogen.

BBB: Herr Gries, Sie haben im Januar den Job des Schlossverwalters von Uwe Skibbe übernommen. Der konnte im vergangenen Jahr die ganzen Festivitäten rund um das 25-jährige UNESCO-Jubiläum planen und durchführen, Veranstaltungen, die Produktion eines Imagefilms und vieles mehr. Und Sie müssen das Schloss jetzt in eine große Baustelle verwandeln. Was steht an Arbeiten bevor? Sind Sie ein bisschen neidisch auf Herrn Skibbe, dass der noch die ganzen schönen Projekte betreuen durfte?

Harald Gries (lacht): Nein, ich bin nicht neidisch auf Herrn Skibbe. Ich freue mich wahnsinnig auf meine neue Aufgabe. Die bevorstehenden Baumaßnahmen sind eben notwendig und sind für den Erhalt des schönen Schlosses und damit für die Allgemeinheit. In so einem Gebäude fallen immer Bauarbeiten an, die gehören dazu. Die umfangreichen Arbeiten an der Schlossterrasse beginnen Mitte April. Dann wird der Bauzaun gesetzt, danach werden die Natursteinplatten und die Baluster entfernt. Das dauert rund sechs Wochen. Anschließend werden die Natur- und Werksteinarbeiten an der Terrassenumfassungswand durchgeführt. Gleichzeitig wird ein Revisionsgang angelegt. Dieser dient der dauerhaften Trocknung der Terrassenumfassungswand. Eine Entwässerungsleitung wird gelegt. Die ganze Sanierung wird eine langfristige Angelegenheit. Wir rechnen mit einer Bauzeit von drei Jahren und Gesamtkosten in Höhe 7,9 Millionen Euro.

 

BBB: Was macht für Sie den Reiz Ihrer neuen Aufgabe aus?

Gries: Ich finde es eine spannende Aufgabe, die Bausubstanz historischer Gebäude zu erhalten. Ich habe mich in den vergangenen Jahren in meinen Aufgabengebieten mit der Grundstücks- und Liegenschaftsverwaltung beschäftigt. Unter anderem war ich bei der Bezirksregierung Düsseldorf für die Betreuung des „Präsidentenschlösschen“ in Düsseldorf, verantwortlich und habe dieses der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Arbeit in Brühl ist eine echte Herausforderung für mich, weil es sich hierbei nicht nur um Liegenschaftstätigkeiten handelt. Hier bin ich als Schlossverwalter auch Personalchef, gleichzeitig zuständig für die Park-anlagen, Bauleiter, Organisationsleiter, Kulturchef und Pressesprecher. Ich identifiziere mich voll und ganz mit dem Job und freue mich, dass ich die schönste Dienststelle in NRW verwalten darf.

 

BBB: Welche Beziehung hatten Sie vorher zu den Brühler Schlössern?

Gries: Ich habe im November 2008 das erste Mal Schloss Augustusburg besucht und eine sympathische Schlossführung mitgemacht. Da habe ich aber nicht im Traum daran gedacht, hier einmal Schlossverwalter zu werden. Im Moment befinde ich mich noch in der Einarbeitungsphase. Ich vertiefe mich in die entsprechende Literatur über die Geschichte der Schlösser. Ich habe schon eine sehr interessante, fast dreistündige Führung durch das Schloss Augustusburg von unserer Kastellanin Birgit Meiser und unserer Kunsthistorikerin Christiane Winkler bekommen. Weitere Besichtigungen stehen noch an. Die Vielfalt ist enorm.

 

BBB: Welche Aufgaben gehen Sie kurz- und mittelfristig vor allem an?

Gries: Zu meinen ersten Aufgaben gehörte, Aufträge für größere Maßnahmen zu vergeben. Es war notwendig geworden, einige Bäume zu fällen oder zu beschneiden, um die Verkehrssicherheit im Park zu gewährleisten. Darüber haben wir auch die Öffentlichkeit ausführlich informiert. Mein Anliegen ist ohnehin, für eine hohe Transparenz zu sorgen und die Öffentlichkeit immer gut über die Maßnahmen in und um die Schlösser zu informieren. Mittelfristig möchte ich die Schlösser den Kindern und Jugendlichen nicht nur in Brühl sondern auch einem größeren Umkreis noch bekannter machen und ihr Interesse für die Geschichte der Schlösser wecken. Im Schloss wünsche ich mir in Abstimmung mit der Kastellanin z. B. spezielle Themenführungen für Kinder. Außerdem möchte ich die Parkordnung etwas überarbeiten. Die Besucher, insbesondere Familien mit Kindern sollen sich hier willkommen fühlen und nicht direkt mit Verbotsschildern begrüßt werden. Ansonsten wird 2010 nach den vielen Highlights im Vorjahr eher ein etwas ruhigeres Jahr, was besondere Veranstaltungen betrifft.

 

BBB: Als Schlossverwalter tragen Sie auch die Personalverantwortung für 42 Mitarbeiter. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Gries: Ich bin ein absoluter Teamplayer. Nur im Team ist man stark, ohne Team geht es nicht. Ich möchte jeden mitnehmen. Aber jedes Boot hat auch einen Kapitän, einer muss das Sagen haben. Sie müssen sich das so ähnlich vorstellen, dass wir als Team „Schlossverwaltung“ alle in einem Ruderboot sitzen und gemeinsam von einem Ufer zum anderen rudern möchten. So etwas gelingt aber nur dann, wenn alle gemeinsam das gleiche Ziel verfolgen und gleichstark rudern. Ansonsten würden wir uns ja im Kreis bewegen. Ich bin froh, dass ich hier so viele kompetente Mitarbeiter habe, die sich mit dem Schloss bestens auskennen. Selbstverständlich werde ich auf ihre Erfahrungen und ihren Rat zurückgreifen.


 

Zur Person

Harald Gries ist 45 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei 13- und 16-jährigen Kindern. Er wohnt mit seiner Familie in Niederkrüchtem-Elmpt und pendelt täglich nach Brühl. Der erfahrene Verwaltungsmann arbeitet seit 1981 beim Land Nordrhein-Westfalen und durchlief verschiedene Ämter. Dabei spezialisierte er sich mehr und mehr auf die Verwaltung von Grundstücken und Liegenschaften.