Am Samstag, den 17. September findet von 10 bis 16 Uhr in der Brühler Innnenstadt rund um das Rathaus der Agenda Markt mit zahlreichen Aktionen und Informationsständen zum Thema Zukunftsfähigkeit statt. Wir haben uns mit Roland Mohlberg vom Fachbereich Bauen & Wohnen von der Stadt Brühl über den Gedanken und die Ziele der Lokalen Agenda unterhalten.

BBB: Welche Idee und Bedeutung stecken hinter der Lokalen Agenda?
Roland Mohlberg:
Der Gedanke der Agenda 21 wurde auf der UN-Zukunftskonferenz in Rio 1992 geboren. 170 Nationen haben damals die Schlussakte unterzeichnet. Es wurde dazu aufgefordert, dass die Länder Maßnahmen umsetzen sollen, die eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung aller Lebensbereiche gewährleisten. Dabei sind wirtschaftliche Entwicklungen, ökologische Gesichtspunkte und soziale Gerechtigkeit als gleichberechtigte Ziele miteinander zu verbinden. Wir alle sind verpflichtet, unser Leben und Wirtschaften so zu gestalten, dass zukünftige Generationen weltweit die gleichen Lebenschancen haben wie wir. Jeder kennt die Formulierung: „Was interessiert mich, wenn in China ein Sack Reis umfällt.“ Im übertragenden Sinne sollte einen das aber gerade doch interessieren. Jeder sollte sich fragen, welche Folgen das für uns hat. Und wie man bei negativen Entwicklungen gegensteuern kann.


BBB: Wer ist in der Verwaltung für die Lokale Agenda zuständig? Und welche Projekte wurden in Brühl bereits umgesetzt?
Mohlberg:
Zuständig ist der Fachbereich Bauen und Wohnen. Wir wollen für die Förderung und Verstetigung des Agenda-Gedankens in der Verwaltung generell sorgen. Den Agenda-Markt betreut Frank Ohlmeyer. Aber nicht nur die Verwaltung ist gefragt, sondern auch das ehrenamtliche Engagement, das von Vereinen und Initiativen getragen wird. Schon kurz nach 1992 wurden ersten Maßnahmen vom Brühler Rat beschlossen. Seit 1992 wird in Ratssitzungen Fairer Kaffee ausgeschenkt, 1996 wurde der Recyclinghof eröffnet, 1997 die Gastankstelle. 1999 gab es eine von Jean Pütz moderierte Informationsveranstaltung. Insgesamt wird deutlich, dass der Umweltschutz- und der Eine-Welt-Gedanke im Verwaltungsalltag eine immer größere Rolle spielen. 2001 fand die Zukunftskonferenz statt, auf der 25 Ziele der Stadt Brühl zur Weiterentwicklung des Agenda-Gedanken formuliert wurden. An der Verwirklichung dieser Ziele wird kontinuierlich weitergearbeitet. Es wurden z.B. Strukturen geschaffen, die behinderten- und seniorengerecht sind. Die Bushaltestellen werden umgebaut, um heutigen Ansprüchen zu genügen. Der Waldkindergarten hat sich etabliert. Außerdem werden Anreize geschaffen, die individuelle Mobilität im Sinne der Nachhaltigkeit zu gestalten. Hierzu gehört z.B. auch die Stärkung des Radverkehrs. Außerdem ist das Thema Lokale Agenda 21 und Nachhaltigkeit inzwischen auch an den Brühler Schulen angekommen.

 

BBB: Die Stadt Brühl verleiht auch den Agenda-Preis. Wer hat zuletzt den Preis zuletzt bekommen und wofür?
Mohlberg:
Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert. Es werden ein 1. Preis (1.000 Euro), ein 2. Preis (500 Euro) und ein 3. Preis sowie ein Jugendpreis (jeweils 250 Euro) vergeben. Den 1. Preis erhielt die Schülerschaft des Max Ernst Gymnasiums, die spontan eine Sammlung für die beiden hinterbliebenen Jugendlichen des Explosionsunglücks im vergangenen Dezember durchgeführt hat und damit ein Zeichen für Solidarität und soziales Miteinander gesetzt. Der 2. Preis ging an den Hundebesuchsdienst „Die Brühler Strolche“, der ehrenamtlich und teilweise therapeutisch die Lebensfreude insbesondere älterer Menschen steigert und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leistet. Der 3. Preis wurde an den Verein „Vor Ort“ verliehen, der im Pavillon auf der Bleiche ein neues Projekt angestoßen hat, dessen Einnahmen der medizinischen Mindestversorgung eines Ortes in Kambodscha zugute kommen. Und mit dem Jugendpreis wurde sowohl die Schülerin Jennifer Laing vom Max Ernst Gymnasium für eine Arbeit über die Zukunftsfähigkeit von Städtepartnerschaften ausgezeichnet als auch der Differenzierungskurs Gesellschaftswissenschaften. Dieser Kurs hat sich mit der Rekultivierung der ehemaligen Braunkohleabbaugebiete beschäftigt, aus denen dann ein Naherholungsgebiet wurde.

BBB: Warum verleiht die Stadt Brühl einen Agenda-Preis? Wer kann sich bewerben?
Mohlberg:
Der Agenda-Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist ein reiner Ehrenamtspreis. Jeder kann vorgeschlagen werden oder sich bewerben. Mit dem Preis will die Stadt Brühl angemessen die ehrenamtliche Arbeit von Bürgerinnen und Bürgern würdigen, die sich für zukunftsfähige Gestaltung von Lebensräumen für uns und nachfolgenden Generationen einsetzen. Das Engagement der Ehrenamtlichen soll damit gefördert werden, denn das Ehrenamt bildet das Rückgrat unserer Gesellschaft.

BBB: Am 17. September findet wieder der Agenda-Markt statt. Wer beteiligt sich alles, und was wird den Besuchern geboten?
Mohlberg:
Der Agenda Markt wird zum 10. Mal veranstaltet. In diesem Jahr findet er am 17. September auf dem Markt und in der Uhlstraße vor dem Rathaus statt. Es werden über 30 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen mitmachen. Die Besucher des Marktes können den abstrakten Begriff Agenda 21 beispielhaft erleben und sich über Eine Welt- oder Umweltgruppen, Anbieter von regenerativen Energien und zukunftsfähige Mobilität informieren. Es wird also ein buntes Spektrum geben von Vereinen und Organisationen, die die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt mitgestalten. Hierzu zählen z. B. der ADFC, die Aktion Gemeinsinn, die Brühler Tafel, Terre des Hommes, Unterwegs e.V. der VCD und Waldkindergarten. Abgerundet wird die Veranstaltung von einem unterhaltsamen Bühnenprogramm mit Beiträgen des Umwelttheaters „Unverpackt” und des Tamilischen Frauenvereins.