„Wir wollen die Filmkultur in Deutschland erhalten“

Jahr für Jahr räumt das Brühler ZOOM Kino Preise für sein herausragendes Kinoprogramm ab. Auf NRW-Landesebene, auf Bundesebene, immer und überall. Warum eigentlich? Was macht das gerade einmal 65 Personen Platz bietende Kino so einzigartig? Was bietet das ZOOM Kino, was andere Kinos nicht haben? Wir haben uns zusammen mit den ZOOM-Machern und -Vorstandsmitgliedern  Hans-Jörg Blondiau und Sarah Tauscher auf Spurensuche begeben.
Die ZOOM Macher sind in diesen Tagen wieder einmal glücklich über ihren erneuten großenErfolg. Bereits zum zweiten Mal in Folge gehört ihr Haus zu den Filmkunsttheatern in Deutschland, die beim bundesweiten Kinoprogrammpreis gleich in allen vier der möglichen Kategorien ausgezeichnet wurden. Kein Kino im Rheinland hat in 2013 so gut abgeschnitten.
Kürzlich würdigte die Kulturstaatsministerin Monika Grütters in der Schlossberghalle Starnberg die Kinos, die sich bei der Verbreitung anspruchsvoller deutscher und anderer europäischer Filmkunst verdient gemacht haben. Sie erklärte dazu vor zahlreichen Vertretern der Branche: „Es sind die Betreiber kleiner Programmkinos und die Filmkunstverleiher, die uns immer wieder mit ihrem künstlerisch wertvollen Programm begeistern. Und nicht nur ein intellektuell anspruchsvolles Publikum freut sich, wenn damit so manchem Kunstwerk zum Erfolg verholfen wird. Man muss schon Überzeugungstäter sein, um dem Zeitgeist die Stirn und der Filmkunst eine Bühne – oder besser eine Leinwand – zu bieten! Ohne solche Enthusiasten wie Sie wäre es schlecht bestellt um die Vielfalt der Kino- und Filmlandschaft in Deutschland. Wir brauchen Sie mehr denn je. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass der Film nicht nur als Wirtschaftsgut, sondern vor allem als Kulturgut eine Zukunft hat!“

ZOOM Kino in Top 8

Von knapp 300 Bewerbern hatte das Brühler ZOOM Kino die Nase weit vorn. Dazu nahm ZOOM-Vorstandsmitglied Sarah Tauscher in Bayern gern gleich die vier Auszeichnungen entgegen. So gab es für das „Allgemeine Kinoprogramm 2013“ 10.000 Euro, für ein herausragendes Kinder- und Jugendfilmprogramm 2.500 Euro, für ein herausragendes Kurzfilmprogramm ebenfalls 2.500 Euro. Mit 5.000 Euro wurde schließlich das ebenso heausragende Dokumentarfilmprogramm bedacht. Damit zählt das ZOOM Kino ganz offiziell zu den acht besten in Deutschland. Ein Rekordergebnis!

BBB: Dass das ZOOM Kino für sein hervorragendes Programm ausgezeichnet wird, ist ja schon fast nichts Besonderes mehr. Seit vielen Jahren kommen regelmäßig im Herbst die Meldungen rein über die Auszeichnungen auf Bundes- und auf Landesebene. Man nimmt es schon als gegeben hin. Und doch ist es nicht selbstverständlich, oder?
Hans-Jörg Blondiau:
Wir können nachvollziehen, dass es in der Öffentlichkeit so aussehen mag. Wir bekommen ja auch immer öfter zu hören: „Wie schon wieder?“ Aber so selbstverständlich ist es nicht. Jahr für Jahr wird sehr viel Arbeit in die Einreichung zu den Förderpreisen gesteckt. Die Antragsunterlagen der Film- und Medienstiftung NRW sowie des Bundeskulturministeriums (BKM) sind sehr umfangreich und müssen gewissenhaft und lückenlos ausgefüllt werden. Wir müssen für das gesamte abgelaufene Kalenderjahr jeden einzelnen Film und auch Kurzfilm aufführen mit diversen Angaben wie z.B. Besucherzahlen und der Anzahl der Aufführungen. Denn jedes Jahr prüft eine Kommission des jeweiligen Preises die vielen Bewerberkinos.

BBB: Was war das Besondere an dem aktuellen Preis für das Programm des Jahres 2013?
Sarah Tauscher:
Das Besondere war, dass wir auf Bundesebene – der NRW-Preis wird erst am 4. November verliehen – zwei Jahre in Folge in gleich allen vier Kategorien ausgezeichnet wurden und das Gesamtprogramm noch einmal höher eingestuft wurde. Sieht man sich die Liste der anderen Preisträger an, dann gelingt das ja nur ganz wenigen Kinos. In Köln wurde kein einziges Kino in allen vier Kategorien ausgezeichnet. Das Brühler ZOOM Kino zählt also wirklich zu den zehn besten Kinos in ganz Deutschland. Wenn man dann noch bedenkt, dass in den Top Ten fast nur Kinos in Universitätsstädten wie Dresden, Münster, Leipzig, Potsdam oder Hamburg sind, die oft auch mehrere Säle haben, dann macht uns das mit dem kleinen 65-Plätze-Kino schon sehr stolz.

 

BBB: Aber das wird ja auch sehr gut belohnt. Der Preis des BKM war mit 20.000 Euro dotiert. Was macht ZOOM mit dem Geld?
Blondiau:
Ja, das ist natürlich sehr viel Geld, aber man muss wissen, dass es letztendlich auch eine Art Wirtschaftsförderung ist, so wie die Bauern Geld bekommen, damit sie auf ihren Feldern einen Randstreifen nicht mehr bearbeiten oder in der Stahlindustrie oder, oder. In unserem Segment ist es halt so, dass es nicht nur uns sondern auch dem Kulturministerium ganz wichtig ist, die „Filmkultur“ in Deutschland zu erhalten und zu unterstützen, damit sie neben den Mainstream-Popcorn-Kinos bestehen können. Sie wissen natürlich auch, dass man damit nur sehr schwer Geld verdienen kann, und unterstützen es, wenn man ein ausgewogenes, hochwertiges Programm mit vielen deutschen und europäischen Produktionen aufstellt. Die Förderung ist natürlich bei weitem nicht so hoch wie bei der Oper oder anderen Kulturbereichen, da hinkt die Filmkunst immer noch hinterher. Bei uns ist es z.B. so, dass wir mit jedem Film, den wir auch nur einen Tag einsetzen – und das sind ja bei ZOOM einige – ein Minus einfahren. Außerdem sind unsere Eintrittspreise unschlagbar niedrig mit 5 Euro, 3,50 Euro für Mitglieder und 3 Euro für die Kindervorstellungen, wobei davon immer ca. 50 Prozent an den Verleiher gehen. Leben könnte also von dem Kino niemand, muss aber auch keiner. Aber letztendlich ist es die Mischung aus allem, was es ja so besonders macht und was auch bei den Brühler Kinobesuchern sehr gut ankommt und ZOOM am Laufen hält.

BBB: Und dann wären da noch die Mitglieder, die den Verein unterstützen. Wie viele sind es eigentlich inzwischen?
Tauscher:
Aktuell haben wir über 1.200 Mitglieder und der Verein wächst kontinuierlich weiter. Das ist eine Riesensache, das hätten wir uns nie träumen lassen, als wir den Verein 1986 gegründet haben. ZOOM ist wirklich zu DEM Kino der Brühler geworden. Das spornt uns natürlich an, den Brühlern auch weiterhin ein besonders gutes Programm zu bieten. Ein Ende ist noch nicht abzusehen. Es sind aber übrigens nicht nur Brühler, wir haben auch viele Mitglieder aus den umliegenden Städten, besonders Wesseling, Bornheim und Erftstadt. Schön ist auch, wenn Leute aus Brühl wegziehen, aber im Kino immer noch Mitglied bleiben, weil sie es so toll fanden und uns weiter unterstützen wollen. So haben wir mittlerweile auch noch in vielen Städten in ganz Deutschland Mitglieder, die immer noch regelmäßig über unser Programm informiert werden wollen.