„Die da oben machen doch eh, was sie wollen”, sagen viele Menschen resignierend. Ist etwas dran an dem Spruch? Interessiert die Politiker überhaupt noch die Meinung ihrer Wähler? Oder sehen sie in ihnen nur noch das Stimmvolk, das alle paar Jahre gefälligst sein Kreuzchen an der vermeintlich richtigen Stelle setzen und ansonsten den Mund halten soll? Nachdem der Rat der Stadt Brühl das eindeutige Ergebnis des Ratsbürgerentscheids mehrheitlich einfach ignorierte, ist die Frage aktuell wie selten.




Micka Berboth:

Ja. Die Politiker sollten öfter mal die Rathaustür zumachen, damit ihre Beschlüsse ungültig sind. Es ist das Allerletzte, wie im Moment der Bürgerwille massiv ignoriert und umgedeutet wird. Ich überlege mir, ob ich überhaupt noch bei Kommunalwahlen wählen gehe.



Frank, Lea und Heike Henseler (v.l.):

Begeistert sind wir nicht gerade, sondern schon ein bisschen verdrossen. Nicht alle Entscheidungen, die getroffen werden, sind in unserem Sinne. Wir finden es nicht gut, dass in Brühl-Ost die Container direkt vor dem Kindergarten aufgestellt wurden. In den letzten 15 Jahren hatte sich das soziale Umfeld in Brühl-Ost sehr verbessert. Aber jetzt wird es sich einfach gemacht und die Sachen, die keiner will, werden wieder nach Brühl-Ost abgeschoben. Wir beteiligen uns am Gedankenaustausch in der Gemeinschaft Brühl-Ost und erfahren auf den Veranstaltungen, was alles geplant ist. So erfährt man einige Hintergründe. Was uns geärgert hat, war beispielsweise, dass jahrelang Bauvorhaben wegen der fehlenden Erschließung abgelehnt wurden und nun innerhalb von wenigen Tagen die Genehmigungen erteilt wurden, genau dort Container aufzustellen und gegenüber ein Verlagshaus zu errichten.


 



Ulrike Ullmann:

Ich habe mich gefragt, warum der Ratsbürgerentscheid stattfand, wenn das Ergebnis missachtet wird. Man hätte das Geld, dass dieser Ratsbürgerentscheid gekostet hat, besser in andere Projekte gesteckt. Ich werde aber weiter wählen gehen und hoffe, dass dann ein bisschen im Interesse der Bürger gehandelt wird.




Renate und Peter Polduwe:

Ja, sicher. Beim Ratsbürgerentscheid zum Rathaus wurde das Quorum nur im Promillebereich verfehlt. Trotzdem setzt sich die Politik frech darüber hinweg. Die Brühler Bürger müssen dann die Mehrkosten zahlen, die Zinsen und die Tilgung. Der Verlust ist vorproammiert. Diese Parteien dann nicht mehr zu wählen, ist die Konsequenz und Grund für die allgemeine Verdrossenheit. Die AfD rekrutiert ihre Wähler ja aus allen Parteien. Und die vielen Nichtwähler sind eh schon politikverdrossen.



Hans-Jörg Blondiau:

Das ist eine schwierige Frage, die ich weder mit ja noch mit nein beantworten kann. Ich bin aber überzeugt, dass die ganzen Diskussionen ums Rathaus keine großen Auswirkungen auf die nächste Kommunalwahl haben wird.




Monika Wilk:

Nein, ich empfinde das nicht so. Ich fand, dass die Diskussion ums Rathaus fair geführt wurde. Die Bürger wurden miteinbezogen. Das Quorum wurde nicht erreicht. Das ist schade, weil ich gegen den Abriss und Neubau bin. Aber der Rat will das Geld unbedingt verschwenden. Dann soll er es tun. Welche Stadt hat schon zwei Rathäuser?