Die Bundestagswahl ist gelaufen, die Ergebnisse stehen fest. Nachdem die SPD der Fortsetzung der rechnerisch erneut möglichen großen Koalition eine Absage erteilte, wollen nun CDU, FDP und Grüne über eine so genannte Jamaika-Koalition verhandeln. Werden sich die drei Parteien einigen? Und ist das gut für Deutschland? Das wollten wir eine Woche nach der Wahl von den Menschen in Brühl wissen.




Caspar Hommelsbein:

Eine Alternative zur großen Koalition haben wir bitter gebraucht. Angela Merkel hatte ihre Verdienste, die ich nicht schmälern möchte, Aber ihr mütterliches Nicken muss ein Ende haben. Wir werden doch mittlerweile ausgelacht, unsere Gutmütigkeit wird ausgenutzt. Und Martin Schulz war keine Alternative. Es ist gut, dass die SPD jetzt in die Opposition geht. Von der Opposition kam doch zuletzt nur dummes Geschwätz. Deswegen ist die FDP wieder in den Bundestag gekommen. Ich finde das gar nicht schlecht. Sie hat die nötige Traute, sachlich neu anzufangen. Ich denke, dass es zur Jamaika-Koalition kommen wird. So hat man die AfD auch im Griff, Neuwahlen wären fürchterlich.




Heinrich Schulte mit Ehefrau Irmtraud:

Ich bin froh, dass nun auch neue und vor allem jüngere Politiker an die Regierung kommen können. Wenn sich alle ein wenig zurücknehmen und den Forderungskatalog und das Pöstchen-Geschacher nicht zu hoch ansetzen, könnte und müsste es eigentlich gelingen. Allerdings habe ich so meine Bedenken und Zweifel, da die kleineren Parteien in der Situation meistens dazu neigen, ihre Bedingungen für eine Regierungsbeteiligung zu hoch anzusetzen. Daran könnten die Jamaika-Koalitionsverhandlungen schnell scheitern und es bliebe leider doch nur GroKo oder Neuwahl. Auch die SPD pokert meines Erachtens und wartet nur darauf, dass Jamaika scheitert und setzt darauf, dass Frau Merkel dann als Bittstellerin für eine Erneuerung der großen Koalition an die Genossen herantreten müsste.




Volker Zissoldt:

Ja, weil es deshalb keine große Koalition mehr gibt. Zwölf Jahre reichen. Aber mir macht auch nichts groß Hoffnung, dass es jetzt besser wird. Sie werden auch nichts Vernünftiges erreichen. Grundsätzlich bin ich auch skeptisch, ob sie sich überhaupt einigen können. Wenn man die drei Parteiprogramme vergleicht, kann das eigentlich nicht zusammen funktionieren. Sie werden sich verkompromissieren. Alles wird verwässert, sie werden sich auf den kleinsten Nenner einigen, weil es nicht viele große Nenner gibt.




Gregor Kisters:

Freuen? Ich hoffe, dass es etwas Vernünftiges wird. Ich hoffe nur, dass es keine Neuwahlen gibt, weil die AfD in dem Fall noch mehr Stimmen bekommen würde. Auch eine große Koalition möchte ich nicht. Jamaika hat schon ein paar Aspekte, die alle bewegen wie den Umweltschutz. Ich finde gut, dass die FDP mehr für den Mittelstand tun möchte. Der Mittelstand hält Deutschland am Laufen. Ziel der Parteien war aber, ihn mundtot zu machen, um einfacher regieren zu können, wie man wollte. Wir brauchen die CDU, wir brauchen ein bisschen mehr Links durch die Grünen. Wenn man sich international so umguckt, können wir doch froh sein, dass wir Frau Merkel haben.




Zvjezdan Kelava:

Wenn sie zustande kommt, wird sie eher pragmatisch regieren. Es gibt ja keine Alternative. So viel wird sich nicht ändern. Die Politik ist dafür da, die Lebensstandards der Menschen zu verbessern. In Deutschland läuft die Politik noch vergleichsweise transparent ab. Sie ist relativ verlässlich. Das hat mir als Ausländer in diesem Land immer gefallen. Das ist nicht selbstverständlich. Deutschland muss sich allerdings vor den Radikalen in acht nehmen, weil viele Leute einfach die Schnauze voll haben. Sie haben Angst vor zu viel Einwanderung. Das ist verständlich, es wird eine schwierige Herausforderung. Die Stimmung ist auf der Kippe.


Minka Mönch:

Eine Jamaika-Koalition wäre eine gute Lösung und besser als wieder eine große Koalition. Ich hoffe, sie bringt uns weiter. Ich denke, dass sich die Parteien einigen werden. Sie haben genug Übereinstimmung. Angela Merkel bringt sie schon auf einen Nenner. Mir gefällt der aggressive Jargon nicht, den gerade die neue SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles benutzt. Das spricht nicht gerade für sie. Ich finde es auch gut, dass Horst Seehofer und die CSU in Bayern so viele Stimmen verloren haben. Der geht mir schon lange auf den Keks, der liegt auch meistens falsch und lernt nichts aus seinen Fehlern. Gut gefällt mir dagegen Wolfgang Kubicki von der FDP. Er ist kein Spinner, er ist sozial eingestellt.