„Ich schätze die Brühler Willkommenskultur”
Im August 2016 trat Pfarrvikar Dr. Augustine Ben Onwubiko seine neue Stelle in Brühl an. „Ich war vorher viele Jahre unterwegs. Jetzt habe ich das Gefühl, richtig angekommen zu sein”, sagt der Geistliche im persönlichen Gespräch mit dem Brühler Bilderbogen. „Ich fühle mich hier sehr wohl und mag besonders das friedliche Klima in Brühl, wo jeder seinen Platz hat.” In der Katholischen Kirche in Brühl ist er auch der Ansprechpartner für die Caritas und für den Treffpunkt für Menschen in Not.

Der Treffpunkt für Menschen in Not befindet sich in der Wallstraße 96. Dort engagieren sich Ehrenamtliche an vier Tagen in der Woche (Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag) von 7:30 bis 10 Uhr für Nichtsesshafte und Obdachlose. Und dort ist auch Pfarrer Onwubiko regelmäßig anzutreffen: „Als Seelsorger bin ich immer dabei und höre mir die Geschichten der Menschen an.”
Viele von den Menschen ohne Unterkunft kennt er mit Namen, einige vertrauen sich ihm an und berichten von ihrem Schicksal. Einige möchten sich gerne erkenntlich zeigen für das Frühstück und andere Kleinigkeiten, die sie im Treffpunkt bekommen. Sie machen dann selbst sauber oder fegen den Hof. „Ich zeige ihnen dann gerne meine Wertschätzung, allerdings nicht durch Geld oder Alkohol, sondern manchmal mit einer Tafel Schokolade”, sagt der Pfarrvikar.

Augustine Ben Onwubiko kümmert sich gerne um die Menschen in Not und spendet Trost. „Ich versichere ihnen, dass Gott sie auch lieb hat”, sagt er. „Und dass es viele Leute gibt, die ihnen helfen. Ich ermutige sie auch, an unseren Messen und anderen Aktivitäten teilzunehmen. Unser Ziel ist es, sie in der Gemeinschaft zu integrieren.” Jetzt in der Adventszeit gibt es auch wieder so etwas wie eine kleine Weihnachtsfeier im Treffpunkt. Sie findet am 18. Dezember statt. „Es werden Plätzchen und kleine Päckchen verteilt, die der Rotarier Club gespendet hat”, erzählt der Pfarrer. Dazu werden von 9 bis 12 Uhr Kaffee, belegte Brote und Suppe gereicht, es wird gebastelt, es gibt Musik und Gesang.

Auch im Rahmen seiner Tätigkeit für die Caritas hilft Augustine Ben Onwubiko etwa bei der Unterstützung von Alleinerziehenden oder von Alleinstehenden. „Wir haben da ein Netzwerk initiiert und viele ehrenamtliche Helfer gefunden, jüngere Leute, die beispielsweise älteren Menschen die Einkäufe erledigen und vieles mehr”, sagt der Pfarrer mit der sehr interessanten Biografie.

1968 wurde Augustine Ben Onwubiko in Biafra in Nigeria geboren. Schon 1994 wurde er in Eziudo im Bistum Ahiara zum Priester geweiht und leitete auch eine Pfarrei in seiner Heimat. Einige Jahre später – im Jahr 2006 – entschied er sich, nach Deutschland zu kommen und hier das Studium der kirchlichen Theologie aufzunehmen. Inspiriert wurde der Pfarrer, der sich selbst als Dogmatiker bezeichnet, u.a. von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI, sowie Karl Rahner. Augustine Ben Onwubiko wollte in Deutschland promovieren, musste zuvor jedoch erst einmal die Sprache lernen, die er heute perfekt spricht. In Münster und Hannover besuchte er Sprachkurse, dann schrieb er in München seine Doktorarbeit. Danach zog es ihn 2015 ins Bistum Köln, wo er Integrationskurse besuchte und zunächst ein Jahr in Bergisch Gladbach arbeitete, bevor er im vergangenen Jahr nach Brühl kam. Hier wohnt er im Pfarrhaus.

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Audienz bei Papst Franziskus
Augustine Ben Onwubiko hat schon viel gesehen von der Welt, er war schon in Amerika und hat Freunde in Italien oder Großbritannien besucht. Auch bei einer Audienz von Papst Franziskus war er dabei. Einmal im Jahr fliegt er auch zu seiner Mutter nach Nigeria. Sechs Stunden dauert der Flug in die Heimat. Dann ist die Wiedersehensfreude immer groß. Wieder zurück in Brühl stürzt er sich dann in die Arbeit.
In der Schlossstadt schätzt er besonders die Willkommenskultur der Menschen, die unvoreingenommen auf die neuen Mitbürger zugehen. Mit seiner immer fröhlichen und offenen Art kommt Augustine Ben Onwubiko in Brühl sehr gut zurecht. „Ich habe Freude an den täglichen Begegnungen. Ich spüre die Freude des Evangeliums und feiere gerne die Messe”, sagt der 49-Jährige, der wenn man so will die Verhältnisse von früher umkehrte. In den letzten beiden Jahrhunderten zogen zumeist weiße Missionare aus, um in Afrika das Christentum zu verbreiten und Bedürftigen zu helfen. Heute sorgt sich ein schwarzer Pfarrvikar in Brühl um Menschen ohne Unterkunft.
Der Vergleich gefällt Augustine Ben Onwubiko. „Die Europäer haben früher die Saat gesät. Die Saat springt auf und trägt Früchte. Und nun dürfen die Europäer die Ernte einfahren und uns in ihrer Mitte willkommen heißen”, freut sich der Seelsorger. „Die Kirche bringt alle Nationen und Kulturen in ein Haus und macht die Menschen zu Jüngern.” Er selbst hat immer eine positive Resonanz auf sein Wirken in Deutschland bekommen. „Die Bedürftigen kommen zu mir und flüstern mir ein ,Danke, dass Sie da sind´ ins Ohr", erzählt der Priester.

„Verbesserung kennt kein Limit”
In der nun kommenden Vorweihnachtszeit kommt Augustine Ben Onwubiko wieder vielen Einladungen nach. Trotz aller gelegentlicher Hektik gibt es auch immer wieder besinnliche Momente, Familiengebete, Begegnungen mit Senioren und Kindern gleichermaßen, Basare und vieles mehr. Zu seinen persönlichen Highlights zählt der Pfarrvikar die Rorate Adventsmesse, die frühmorgens um 6 Uhr beginnt. „Wenn dann so gegen 7 Uhr die ersten Lichtstrahlen durch die Kirchenfenster fallen und es langsam hell wird, ist das ein wunderbarer Moment”, sagt Augustine Ben Onwubiko.
Er geht ganz in seiner Berufung auf und wirkt auch in Brühl darauf hin, dass „die verschiedenen Kulturen auf der Welt etwas ganz Wertvolles sind, das man respektieren muss”, so der Kirchenmann, der stetig daran arbeitet, die Welt besser zu machen. „Verbesserung kennt kein Limit”, sagt er abschließend. „Und Humanität ist älter als jede Kultur auf der Welt. (tg)