„Gemeinsam können wir im Team viel schaffen”

Am 1. Juli übernahm Elmar Frey die Leitung der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl (KuMs). Er trat damit die Nachfolge von Bernhard Löffler an, der die Einrichtung sechs Jahre lang geleitet hat und künftig im badischen Bühl tätig sein wird.
Elmar Frey ist bereits seit 1984 an der KuMs als Dozent tätig und kennt das Haus wie kaum ein anderer. 1990 wurde er Fachleiter Jazz, seit 1999 war er stellvertretender Leiter der KuMs. Außerdem hat er vor allem als Leiter des Curuba Jazzorchesters die Bigbands zu zahlreichen hochrangigen Preisen und Auszeichnungen geführt. Der Brühler Bilderbogen hat mit dem verheirateten Familienvater zweier erwachsener Kinder gesprochen.

BBB: Herr Frey, wenn wir Ihren Namen googlen, lauten die ersten drei Treffer: „Ist seit 1984 Dozent an der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl”, „ist ein Charakter, der in der Folge „Baelor” der ersten Staffel von Game of Thrones erwähnt wird” und „ist ein Schweizer Schlagzeuger und Komponist des Modern Jazz”. Können Sie mit den anderen Elmar Freys auch etwas anfangen? Und wer ist der Elmar Frey aus Brühl?
Elmar Frey: Also der Elmar Frey aus Brühl kommt gar nicht aus Brühl. Ich wurde 1963 in Eberbach am Neckar geboren und bin dann mit der Familie im Alter von acht Jahren nach Brühl gezogen. Ich stamme aus einer musikalischen Familie, wenn auch meine Eltern zum Beispiel keine Instrumente gespielt haben. Meine Mutter, die in Südafrika aufgewachsen ist, ist dort mit Jazz und Swing groß geworden und hatte das Feeling für diese Musik im Blut, kannte sich aber auch gut im klassischen Genre aus. Meine Großmutter väterlicherseits war Klavierlehrerin und Enkelin des Konzertmeisters Carl Will, der zum Teil sehr engen Kontakt zu den größten Tonkünstlern seiner Zeit wie Robert und Clara Schumann, Johannes Brahms und Richard Wagner hatte. Ich selbst habe mit 13 Jahren angefangen Klarinette zu spielen und bin zwei Jahre später durch den Bigbandleiter Lee Chegwidden am damaligen städtischen Gymnasium beim Saxophon gelandet. Seit 1984 bin ich Dozent an der Kunst- und Musikschule, die damals noch Jugendmusikschule hieß. Meinem Namensvetter aus der Schweiz bin ich zwar noch nicht persönlich begegnet, aber wir hatten schon E-Mailkontakt miteinander und wollten uns auch schon treffen, um ein gemeinsames Projekt „Elmar Frey meets Elmar Frey” an den Start zu bringen. Dazu ist es nur noch nicht gekommen. Ich erhielt lustiger Weise auch schon zweimal E-Mails, die für den anderen Elmar Frey gedacht waren; wir wurden also miteinander verwechselt. Er ist ein ziemlich renommierter Schlagzeuger, der viel spielt, und zwar mit sehr guten Kollegen. Zum dritten Elmar Frey aus „Game of Thrones” kann ich allerdings nichts weiter sagen. Ich habe die Serie noch nicht angeschaut.

BBB: Sie sind seit 34 Jahren Dozent an der KuMs und jetzt der neue Leiter. Was macht den besonderen Reiz Ihrer Aufgabe aus?
Frey: Meine neue Aufgabe ist eine große Herausforderung. Ich bin mir deren Ernsthaftigkeit bewusst und denke, dass wir im Team unsere vielfältige und intensive Arbeit an der KuMs zum Wohle der Kinder und Jugendlichen sowie aller musik- und kunstinteressierten Erwachsenen in dieser Stadt sehr gut fortsetzen und weiterentwickeln werden. Gemeinsam können wir viel schaffen. Ich fasse meine Berufung zum neuen künstlerischen Leiter als Wertschätzung meiner bisherigen jahrzehntelangen künstlerischen und pädagogischen Arbeit an der KuMs auf und freue mich darüber.



BBB: Wie gut sehen Sie die KuMs für die kommenden Jahre aufgestellt?
Frey: Wir sind nach wie vor in künstlerischer und pädagogischer Hinsicht sehr gut aufgestellt. Mit einem zukünftigen Verwaltungsleiter im Haus werden wir das wohl auch in organisatorischer, verwaltungstechnischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht sein. Meine Kollegin Sylvianna Scholtyssek wird als neue stellvertretende Leiterin den Kunstbereich stärken. Unsere fast 80 Dozentinnen und Dozenten decken fast das gesamte denkbare Spektrum der Musik- und Kunstangebote ab. Wir verzeichnen rund 3.000 Unterrichtsbelegungen und sind damit ein wichtiger und starker kultureller und vor allem auch Bildungsfaktor in unserer Stadt und in der Region. Die Vielzahl der Veranstaltungen, die die KuMs anbietet, belegt, dass die Einrichtung sehr gut vernetzt und ebenso gefragt ist.

BBB: Wie entstand Ihre Liebe zur Jazzmusik und zum Saxophon? Wer hat Sie inspiriert?
Frey: Ich habe Lee Chegwidden, dem ehemaligen Musiklehrer und Bigbandleiter am heutigen Max Ernst Gymnasium, sehr viel zu verdanken. Er hat mich, wie bereits erwähnt, zum Saxophon gebracht. Einmal kam er nach den Sommerferien aus einem Urlaub in den USA zurück, wo er ein uraltes Tenorsaxophon gekauft hatte, das er mir schenkte. Ich habe es heute noch. Er wollte wohl, dass ich von der Klarinette zum Saxophon in der Bigband wechselte. So habe ich mir damals in Ermangelung eines Saxophonlehrers das Saxophonspiel zunächst selbst beigebracht. Noch heute spiele ich leidenschaftlich gerne Saxophon – übrigens auch in klassischen Orchestern. Lee hat mich in jungen Jahren immer gefördert und mir als Abiturient auch die Clubs in Köln gezeigt, in denen die Stars aus Amerika auftraten. Einmal durfte ich im „Subway” mit der Rhythmusgruppe von Chet Baker spielen, da Chet Baker selbst aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten konnte. Das waren unvergessliche Erlebnisse.

BBB: Werden Sie sich auch als Leiter der Einrichtung auch weiter um das Curuba Jazzorchester und die anderen Bigbands der KuMs, kümmern?
Frey: Ja, auf jeden Fall. Das ist, denke ich, auch gewünscht. Wir müssen jetzt jedoch schauen, in welchem Umfang das möglich sein wird. Bisher hat sich meine Arbeitszeit etwa zu einem Drittel auf den Bereich Verwaltung und Organisation und zu zwei Dritteln auf den Saxophonunterricht und die Leitung der Bigbands und Ensembles aufgeteilt. Das wird sich nun natürlich ändern. Aber ich werde der Bigband schon noch erhalten bleiben. Wir haben zusammen in den letzten Jahren viele sensationelle Erfolge feiern können, viele Auszeichnungen erhalten und auch sehr schöne Konzerte erlebt. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir ja fortsetzen.
Bundespreisträger „Jugend Jazzt“
Die Nachwuchsbigband der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl machte sich im Mai mit ihren Leitern Elmar Frey und Jan Schreiner auf den Weg nach Frankfurt, um am Bundeswettbewerb „Jugend Jazzt“ teilzunehmen. Nach dem 1. Preis beim NRW-Landeswettbewerb im Januar diesen Jahres traf die Band nun auf die jeweils landesbeste Jugendbigband aus den anderen Bundesländern Deutschlands.  Sie alle stellten sich mit ihren öffentlichen Wertungsspielen, die in der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst stattfanden, dem Urteil einer hochkarätig besetzten Fachjury.
Die Juroren zeigten sich sehr beeindruckt und zeichneten das Brühler Nachwuchsensemble mit einem der beiden begehrten Konzertpreise aus, die neben dem Hauptpreis ausgelobt worden waren. Somit hat die Nachwuchsbigband der Brühler KuMs das Land NRW bestens vertreten.