"Bettensteuer muss dringend umgesetzt werden"

(tg) Die Linke schickt Andre Kuhn ins Rennen um das Amt des Bürgermeisters in Brühl. Er wurde 1987 in Neuss geboren, ist ledig, lebt seit 10 Jahren in Brühl und ist nach erfolgreich abgeschlossenem Germanistikstudium Doktorand in der Sprachdidaktik an der Bergischen Universität Wuppertal. Aktuell bildet er Lehrer aus. Andre Kuhn konnte aber auch bei der Medienagentur Unicepta Erfahrungen in der Media Analyse sammeln und war dort an der Gründung des Betriebsrats beteiligt. Er ist zudem ein versierter Fahrradmechaniker.

Seit 2021 ist Andre Kuhn Mitglied der Linken. Sein Engagement begann als Wahlkampfhelfer von ?irin Seitz vor der Bundestagswahl 2021. „Der Fokus der Linken ist mehr auf das Gemeinwohl gerichtet“, meint er. „Wir wollen auch die Menschen einbeziehen, die keine Stimme haben.“

BBB: Brühl in drei Worten: 
Andre Kuhn: Weltoffenheit, Gemeinschaft, Lebensqualität.

BBB: In den ersten 100 Tagen meiner Amtszeit werde ich diese beiden Aufgaben als erste anpacken. 
Kuhn: Erstens muss die vom Rat beschlossene Bettensteuer dringend umgesetzt werden. Ich möchte alle Hebel in Bewegung setzen, damit dieser Bonus so schnell es geht in den städtischen Haushalt einfließt. Zweitens heißt es Zuhören. Ich muss die Menschen auf allen Ebenen der Verwaltung kennenlernen: ihre Arbeit und die Strukturen, ihre Wünsche und ihre Schwierigkeiten. In einer solchen Leitungsposition kann ich nur vernünftig agieren, wenn alle Mitarbeitenden meine Entscheidungen mittragen wollen.

BBB: Die Linke im Rat der Stadt Brühl ist unverzichtbar, weil sie zuletzt ...
Kuhn: … nicht im Rat vertreten war! Unser wichtigstes Ziel ist, dass es endlich wieder eine linke Stimme der Solidarität im Brühler Stadtrat gibt. Viele Menschen werden bei Entscheidungen nicht mitbedacht, weil sie nicht sichtbar sind. Was benachteiligte Menschen zu sagen haben, muss dringend gehört werden. Das ist eine ur-linke Idee und wir werden ihr Sprachrohr im Rat sein.

BBB: Die größten Herausforderungen in Brühl in den kommenden Jahren sind ...
Kuhn: 1. Inklusion und Integration. Wir schließen Menschen aus, wenn wir sie nicht mitdenken lassen und sie nicht anhören. Das lässt sich nur lösen, indem wir ihren Vertretungen mehr Rechte einräumen und ihre Beratung als bindend betrachten. Dafür werden wir uns als Linke einsetzen.

2. Ein demokratisches Miteinander. Alle Menschen in Brühl müssen sich als Teil der Gemeinschaft unserer Stadt betrachten. Nur, wenn wir die Menschen wirklich beteiligen, ist das demokratisch. Ich möchte an alle Haustüren in Brühl klopfen und meinen Mitmenschen ermöglichen, mit mir zu sprechen.

3. Wohnen. Wohnungen sind zu teuer. Mieten müssen gedeckelt werden. Wohnraum darf außerdem nicht für etwas anderes als Wohnen zweckentfremdet werden. Darum werde ich mich dafür einsetzen, dass für die Gebausie stärker ein Zweckentfremdungsverbot beschlossen und umgesetzt sowie der Sozialwohnraum ausgebaut wird; außerdem für einen Mietspiegel, an den sich Vermietende halten. Wohnraum sollte außerdem inklusiv und altersgerecht sein; Bau- und Sanierungsmöglichkeiten müssen erschlossen und entsprechende Projekte gefördert werden.

4. Klimaschutz und Schutz vor Klimafolgen. Energie wird teuer und das Wetter extremer. Wir müssen Dächer mit Solaranlagen versehen, was auch dem städtischen Haushalt zugutekommen kann. Dazu hat es bereits Förderungen gegeben und ich will mich für weitere einsetzen. Die Stadt muss außerdem grüner werden: Wenn die Sommer heißer und die Regenfälle stärker werden, brauchen wir entsiegelte Flächen, Wasserreservoirs und begrünte Fassaden, damit das Wasser abfließen kann und das Stadtklima auch an heißen Tagen angenehm bleibt.
Insgesamt möchte ich langfristig denken. Es kann nicht nur um die nächsten fünf Jahre gehen. Wir müssen jetzt gemeinsam die Entscheidungen treffen, die unsere Stadt auch in Zukunft lebenswert hält.

BBB: Meine größte Stärke ist, …
Kuhn: … dass ich mich selbst nicht so wichtig nehme: Ich habe einen starken Sinn für Gemeinschaft und faire Beteiligung. Ich weigere mich zu glauben, dass eine bestimmte Gruppe oder gar eine Einzelperson alles entscheiden und selbst machen muss (oder darf). Denn wir leben hier alle gemeinsam und müssen zusammenarbeiten. Wenn wir langfristig alle mitmachen lassen, bleiben wir die weltoffene und lebendige Stadt Brühl, die wir schon sind, und werden noch lebenswerter.