Jahrgang 2006
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Nach der Bundestagswahl vor einem Jahr herrschte in allen politischen Lagern erst einmal Ratlosigkeit über das Wahlergebnis. Nach langen Verhandlungen einigten sich schließlich CDU/CSU und SPD auf die große Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wir fanden, es wäre einmal an der Zeit für ein Zwischenfazit und haben die Bürger in der Brühler Innenstadt nach ihrer Meinung gefragt.



 
Christine Sellin mit ihrem Ehemann Dr. Roger Kuntz:
 
Eher schlecht. Ich habe den Eindruck, dass die Bürger nur zur Kasse gebeten werden. Ob das nun die Mehrwertsteuererhöhung oder die Gesundheitsreform ist. Sie haben die schlechten Punkte der beiden großen Parteien zusammengepackt. Es gibt nur Leistungseinschränkungen und keine Verbesserungen.



 
Manfred Stotzem:
 
Mittelmäßig. Aber ich beschäftige mich auch zu wenig mit Politik, um ein objektiveres Bild zu beschreiben. Ich bin etwas frustriert von der Politik. Einige Dinge laufen ganz gut, zum Beispiel unser soziales System. Das sollte auch erhalten werden. Die Politiker müssten die Besserverdienenden mehr belasten. Wir brauchen ein Gleichgewicht zwischen arm und reich. Das klafft zu sehr auseinander.



 
Michael Exeler:
 
Sehr ungerecht. Ich verfüge nicht über ausreichende Informationen von innen, um die Arbeit beurteilen zu können. Sie machen Kompromisse, die sind faul. Sie wollen ihre 2- bis 4-jährige Regierungszeit vollmachen und sich ihre Rentenansprüche sichern. Die Linie der Einsparpolitik mag betriebswirtschaftlich wahrscheinlich sinnvoll sein, volkswirtschaftlich wirkt sich das nicht so günstig aus. Ich sehe keine Politik, die Arbeitsplätze neu schafft. Das kann sie aber auch wenig beeinflussen. Dank der Fußball-WM haben wir wenigstens den Pessimismus hinter uns gelassen.



 
Peter Adolph:
 
Gut, ich bin damit zufrieden. Der Weg der kleinen Schritte ist besser als die Vorgehensweise der Vorgängerregierung. Man muss der Regierung Zeit geben. Was in den sieben Jahren zuvor nicht geschafft wurde, kann jetzt nicht in einem Jahr geschafft werden. Ich finde, die Gesundheitsreform, die Föderalismusreform und die Steuerreform gehen in die richtige Richtung. Die Lohnnebenkosten müssen gesenkt werden, damit neue Arbeitsplätze geschafft werden. Und auch die Mehrwertsteuererhöhung wird die Konjunktur nicht einbrechen lassen, vielleicht ein bisschen verlangsamen. Davon sind ja etwa Lebensmittel gar nicht betroffen.



 
Birgit Cremers:
 
Bescheiden, weil noch nicht wirklich etwas herausgekommen ist. Die Gesundheitsreform ist so nichts. Da haben sie am meisten rumgebastelt. Die Gesundheitsfonds sind nur bürokratischer Aufwand. Es wäre nur gesunder Menschenverstand nötig, um Medikamente und Heilmittel vernünftig einzusetzen. Statt dessen wird ein Medikament nicht eingesetzt, weil es zu teuer ist. Aber die andere Behandlung ist dann noch teurer.



 
Claudia Schad:
 
Das ist ein schwieriges Unterfangen. Was wünscht sich eigentlich der Bürger? Bei dem desolaten Zustand wundert es einen, dass es noch nicht so richtig gekracht hat. Jeder hat Angst um sein Pöstchen. Die Politiker sollen für das Volk arbeiten und nicht für sich selber. Ihre Renten sind für Normalbürger nicht realisierbar. Früher wurde noch dagegen demonstriert. Doch die Bürger sind abgestumpft. Man sieht das ja an der geringen Wahlbeteiligung. Das geht mir auch persönlich so. Ich kenne manche Minister auch nicht mehr namentlich. Aber ich habe nichts anderes erwartet. Ich traue der Regierung keine großen Sprünge zu. Die passen nicht zusammen. Ich interessiere mich jetzt mehr dafür, was in Brühl passiert.In der Sauna des Karlsbads. Da gehen wir öfter einen ganzen Tag lang hin. Nach einem Saunagang ist es besonders schön, in das Schwimmbecken einzutauchen.
 
Wir arbeiten viel, und dann ist es ideal, dort zu entspannen.



 
Matthias Giesler mit Ehefrau Birte:
 
Man merkt nichts. Der große Knall ist das noch nicht. Die Arbeitslosen gehen zurück, aber ob das nachhaltig ist, weiß ich nicht. Es gibt keine Entlastung, man bezahlt immer mehr. Gerade als Beamter: Es gibt kein Urlaubsgeld mehr, fast kein Weihnachtsgeld, die Arbeitszeit wurde erhöht. Dagegen steigen die Preise, Mitgliedsbeiträge in Vereinen und vieles mehr.



 
Hubert Meyer-Wessel:
 
Bescheiden. Sie können sich nicht gegenseitig wehtun. Dabei kommt wenig raus, es bleibt auf halbem Weg hängen. Es müsste wieder eine Partei in die Opposition. Ich glaube, die Regierung hält durch, wird aber nicht wiedergewählt. Gesundheit, Rente, Steuern, das ist alles nicht durchdacht. Man blockiert sich gegenseitig. Am Ende kommt etwas raus, was uns nicht weiterhilft. Das ist Flickschusterei.



 
Frauke Festenrath:
 
Mehr schlecht als recht. Erst einmal müssen sie die Sachen der alten Regierung aufarbeiten. Nächstes Jahr könnte man sie beurteilen. Wenn es um Kürzungen geht, geht es immer schnell wie beim Weihnachtsgeld für Beamte.


Eine Umfrage von Tobias Gonscherowski (Text) und Bernhard Münch (Text).

 

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