„Brühl konnte sich für die Zukunft gut aufstellen“

Michael Kreuzberg kandidiert nach 1999 und 2004 zum dritten Mal für die CDU für das Amt des Brühler Bürgermeisters, das er seit seinem ersten Wahlerfolg vor zehn Jahren ununterbrochen inne hat. Der 51-jährige Studienrat ist verheiratet, hat eine Familie mit drei Töchtern und war von 1995 bis 2000 auch Vorsitzender der Brühler CDU.

Michael Kreuzberg

BBB: Herr Kreuzberg, wie fällt Ihr Fazit der letzten Legislaturperiode in Brühl aus? Waren es fünf gute Jahre für die Stadt?

Michael Kreuzberg: Die aktuelle Legislaturperiode ist für die Stadt Brühl insgesamt sehr erfolgreich und prägend. Hierbei reicht es nicht aus, nur einen kleinen Ausschnitt mit den beispielhaften Projekten Max Ernst Museum, Franziskanerensemble, BTV-Sportzentrum, Giesler-Galerie mit dem neuen Platz am Stern und Jugendkulturzentrum „Cultra“ zu benennen. Brühl konnte sich für zukünftige Entwicklungen gut aufstellen. Dazu gehört insbesondere der mit vielen Kraftanstrengungen vorgenommene Ausbau von Schulen, Kindergärten, Begegnungsstätten und auch dem neuen Schlossparkstadion. Unsere Stadt ist attraktiv für Familien und verfügt somit schon heute über einen zusätzlichen Standortvorteil im Wettbewerb mit anderen Kommunen. Der Wirtschaftsfaktor Tourismus hat sich in Brühl von ca. 77.000 auf heute rd. 300.000 Übernachtungen hervorragend entwickelt. Brühl verfügt über ein ausgezeichnetes Mobilitätskonzept inklusive den neuen rund 25 Prozent weniger CO2-ausstoßenden Stadtbussen und ist auch eine „Stadt der kurzen Wege“. Um die Sicherheit in Brühl zu erhöhen, haben wir zudem den kriminalpräventiven Rat ins Leben gerufen.

 

BBB: Wo setzt die CDU die Wahlkampfschwerpunkte im Stadtrat?

Kreuzberg: Wir setzen weiterhin auf eine bürgernahe Politik. Für mich steht ganz klar die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt an erster Stelle. Dazu gehört aber auch, sich aktuellen Problemen nicht zu verschließen und nach geeigneten Lösungen zu suchen. Bestes und ganz aktuelles Beispiel ist das nunmehr entwickelte Konzept für deutliche Verbesserungen in Brühl-Vochem. Gemeinsam mit verschiedenen Projektpartnern und dem Land NRW werden im größten Brühler Stadtteil nachhaltige sowie zwingend notwendige städtebauliche Veränderungen erfolgen.

Hinzu kommen die Planungen rund um die Erneuerung und Attraktivierung des Balthasar-Neumann-Platzes. Die „Soziale Stadt Brühl“ muss weiterhin allen Brühlerinnen und Brühlern vielfältige Chancen zur persönlichen Weiterentwicklung geben. Dazu gehört auch, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch stärker möglich ist. In Brühl gibt es etwa den städtischen, beispielhaften Notfallservice für Alleinerziehende, die sich wegen Krankheit oder ähnlichem nicht um ihr Kind kümmern können. Die Brühler Kulturszene gilt es weiterhin zu stärken und auch in Zukunft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Ein wichtiger Schritt hierzu ist mit dem Aufbau der Kulturstiftung für die Stadt Brühl bereits getan. Wichtig für alle diese Entwicklungen sind erfolgreich tätige Unternehmen am Wirtschaftsstandort Brühl. Als Bürgermeister der Stadt Brühl setze ich mich auch bei den entsprechenden Regierungsstellen für die Wünsche, Sorgen und Nöte der Brühler Unternehmen ein.

 

BBB: Was kann Politik für den Wirtschaftsstandort Brühl tun?

Kreuzberg: Praktische Wirtschaftsförderung bedeutet, die entsprechenden Rahmenbedingungen am Wirtschaftsstandort Brühl erfolgreich zu gestalten. Wir haben viele Jahre auf Steuer- und Gebührenerhöhungen verzichten können. Das soll auch so bleiben. Dazu gehört ebenfalls eine hervorragende Infrastruktur und die Möglichkeit, Betriebserweiterungen oder zwingende Umstrukturierungen zu unterstützen. Als Bürgermeister der Stadt Brühl ist die Wirtschaftsförderung für mich Chefsache.

 

BBB: Was sollte Ihrer Meinung nach mit den Geldern aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung in Brühl geschehen?

Kreuzberg: Bei dem Geld handelt es sich um zweckgebundene Mittel der Bundesregierung. Diese beziehen sich z. B auf energetische Maßnahmen bei städtischen Gebäuden und öffentlichen Einrichtungen zur Energieeinsparung und damit auch zur CO2-Reduzierung sowie im Infrastrukturbereich. Eine hohe Priorität haben in Brühl Kindergärten und Schulen. Dafür haben wir knapp fünf Millionen Euro zur Verfügung. Das Konjunkturpaket kann insbesondere in Brühl auch für Maßnahmen im unmittelbaren Umfeld von UNESCO-Welterbestätten (Brühler Schlösser) genutzt werden. Hierbei ist für mich die Herstellung der wirklichen Barrierefreiheit am Brühler Bahnhof äußerst wichtig. Wir werden 800.000 Euro in den Umbau des Bahnhofsgebäudes investieren und unsere ausgelastete Radstation vergrößern.

BBB: Ihre Ziele 2004 waren unter anderem die Ansiedlung neuer Industriebetriebe, eine Attraktivitätssteigerung der Brühler Innenstadt (Janshof, Balthasar-Neumann-Platz und Wicke-Gelände) und die Errichtung einer Achse von der Giesler-Galerie bis zur Kölnstraße zur Förderung des Einzelhandels. Warum wurden einige dieser Ziele nicht erreicht?

Kreuzberg: Mit der Eröffnung der Giesler-Galerie hat sich z.B. die innenstadtrelevante Kaufkraft signifikant erhöht. Vom größeren Kundenstrom profitieren viele weitere Geschäfte in der Innenstadt, vor allem die Uhlstraße, die Mühlenstraße und der Markt. Mit der von der Stadt Brühl vorangetriebenen Gründung einer Immobilienstandortgemeinschaft (ISG) wurden schon in kurzer Zeit deutlich sichtbare und für den Einzelhandel wichtige Veränderungen auf dem Balthasar-Neumann-Platz ausgelöst. Dazu gehören aber auch städtebauliche Maßnahmen wie die Schaffung eines neuen „Verbindungsboulevards“ vom Steinweg, über die Carl-Schurz-Straße bis zum Balthasar-Neumann-Platz. Sorge bereitet mir die Entwicklung im Bereich der Kölnstraße. Um eine Verbesserung zu erreichen, müssen alle Betroffenen gemeinsam neue Ideen zur Attraktivitätssteigerung entwickeln und bisher zum Teil vorhandene Denkweisen überwinden. Darüber hinaus ist zudem festzustellen, dass generell ein, im Vergleich mit anderen Kommunen, sehr hohes Mietniveau für Ladenlokale vorherrscht. Gerade auf der Kölnstraße ist es ausgesprochen wichtig, eine Vernetzung und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Gewerbetreibenden und Immobilienbesitzern herzustellen. Leider wurde das Angebot zur Schaffung einer Immobilienstandortgemeinschaft nicht angenommen. Aus diesem Grund habe ich alle Haus- und Grundstückeigentümer sowie die Gewerbetreibenden sehr zeitnah zu einem gemeinsamen Treffen eingeladen. Zum Janshof ist zu sagen, dass wir dort abwarten müssen, welche Lösung wir für das sanierungsbedürftige Rathaus auf dem Steinweg finden. Und beim Wicke-Gelände, bei dem die Stadt ein Vorkaufsrecht besitzt, kommen wir nicht weiter, so lange die Grundstücksbesitzer nicht bereit sind, ihre Gelände zu einem marktgerechten Preis zu verkaufen.

 

BBB: Viele Kulturschaffende und Künstler vermissen ein städtisches Angebot für Ausstellungen wie sie früher in der Rathausgalerie möglich waren. Wird es das wieder geben?

Kreuzberg: Ich habe einige Gespräche mit Künstlern geführt und deutlich gemacht, dass sie Ideen einbringen müssen und überlegen, was sie selbst leisten können. Wenn jeder Künstler bereit wäre, ein Kunstwerk für eine Versteigerung zu stiften, die wir z.B. im Dorothea Tanning Saal des Max Ernst Museums durchführen könnten, hätten wir schon einmal einen finanziellen Grundstock.