„Wir wollen den Brühlern Freude bringen”

Wenn die Session für das Brühler Dreigestirn 2011 so weiter geht, wie die stimmungsvolle Proklamation versprach, dann wird sie nicht nur die längste des Jahrhunderts, sondern sicherlich auch einer der schönsten. Noch heute strahlen die Brühler Tollitäten über beide Backen, wenn sie sich an ihre Proklamation erinnern. Der Brühler Bilderbogen hat sich mit Prinz Ralf, Bauer Franz-Josef und Jungfrau Giesela zum persönlichen Gespräch in der Hofburg „Zur Linde“ in Vochem getroffen.

„Wir haben den Einzug alle sehr genossen. So kann es weitergehen“, sagt Prinz Ralf gleich zu Beginn. Rund 15 Minuten brauchte das neue Brühler Trifolium, bis es auf der Bühne des Tanzsportzentrums angekommen war. „Im Foyer hatte ich vor Aufregung noch Bauchschmerzen. Minuten wurden zu Stunden. Dann endlich gingen die Türen auf. Das waren Momente fürs Leben, an die man sich immer erinnern wird“, blickt der Prinz, der die Stimmung wie seinen beiden Mitstreiter auch in sich aufsog und das Bad in der Menge der freudestrahlenden Jecken genoss, zurück.

„Meine Erwartungen wurden übertroffen. Man kann es schwer in Worte fassen, man muss es erlebt haben“, ist auch Bauer Franz-Josef immer noch ergriffen. Und auch Prinzenführer Karl-Heinz Becker, der diesen Moment schon etliche Male miterlebte, kommt ins Schwärmen: „Es war gigantisch. Es ist in jedem Jahr ein neues Erlebnis, wenn die drei in den Saal einziehen.“

Nach einer „sehr persönlichen“ Begrüßung durch den Bürgermeister bestand das Dreigestirn auch bei seiner Rede seine Feuertaufe mit Bravour. „Knapp und nicht langweilig war sie“, sagt der Prinz. „Wir wollen ja unterhalten und nicht langweilen. Wir haben auch so alles gesagt.“ Beim närrischen Volk kam das bestens an. Auch das verkündete Motto stieß auf Zustimmung. „Bröhler usser Rand und Band, 44 Johr Phantasialand“ haben sich die Tollitäten auf die Fahnen geschrieben und auch gleich einen wichtigen Sponsoren mit ins Boot genommen.

 

Ölligspiefe stellt Dreigestirn

Aber wer sind eigentlich die Obernarren? Sie stammen aus der Vochemer KG Ölligspiefe 1978, die in diesem Jahr ihr jeckes Jubiläum von 3 x 11 Jahren feiert, seit stolzen 33 Jahren also besteht und rund 75 Mitglieder zählt. Der Prinz Ralf I. heißt mit bürgerlichen Namen Ralf Rosenkranz und wurde im Sommer des Jahres 1966 in Bergheim geboren. Seine Jugend verbrachte er in Kerpen und Heppendorf. Er war ein begeisterter Messdiener und interessierte sich schon bald für die Feuerwehr. Mit 14 wurde er Mitglied der Jugendfeuerwehr. Nach der Schule absolvierte Ralf Rosenkranz eine Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur. Doch sein Hauptinteresse war inzwischen die Feuerwehr geworden. Er wechselte zur Betriebsfeuerwehr des Phantasialandes, wo er bis 1990 als Schichtführer tätig war, später zur Werksfeuerwehr der damaligen ROW. Parallel ließ er sich zum Rettungssanitäter ausbilden.

Nach weiteren Stationen bei den Feuerwehren der Städte Kerpen und Köln arbeitet Ralf Rosenkranz seit knapp zwei Jahren als Leitstellendisponent in der Kreisleitstelle in der Feuer- und Rettungswache Kerpen. Seit 1990 ist der 44-Jährige mit seiner Frau Sylvia verheiratet und Vater von Robin und den Zwillingen Lisa und Sari.

2006 trat Ralf Rosenkranz in die Vochemer KG Ölligspiefe ein, zwei Jahre nach seinen Töchtern, die in der Tanzgarde aktiv sind. Schon ein Jahr später war er Präsident der Ölligspiefe. Bereits seit 1998 gehört Franz-Josef Pitzen, der Bauer des Dreigestirn, der Vochemer KG an. Er landete eher zufällig im jecken Brühl. Denn ein Jahr zuvor hatte der Pfarrer kurzfristig die Zelebration einer „Mess op Kölsch“ übernommen und sich auf Anhieb in der wie er sagt „äußerst lebendigen und familiären KG“ wohl gefühlt. Im putzmunteren Corps „Die Burgwache“ macht er mit, Regimentspfarrer ist er und auf den Namen „Klingelbüggel“ hört er.

Ein Pfarrer macht den Bauern

Franz-Josef Pitzen wurde 1960 in Remscheid geboren, aufgewachsen ist er in Wermelskirchen. Dort engagierte er sich in seiner Jugend als Messdiener und Pfadfinder. Nach dem Abitur 1979 studierte er in Bonn und Regensburg Katholische Theologie. 1986 wurde er im Hohen Dom zu Köln zum Priester geweiht. Danach arbeitete er als Diakon in Düsseldorf, als Kaplan in Eitorf und Kerpen. Dann absolvierte er eine Zusatzausbildung zum Krankenhauspfarrer und wurde 1995 Krankenhauspfarrer am Brühler Marienhospital. Nach einer weiteren Stelle in Leverkusen führte ihn sein Weg im Jahr 2008 nach Solingen, wo er seitdem als Pfarrer tätig ist. „Es ist nichts Ungewöhnliches, aber etwas Besonderes, dass ein Pfarrer im Dreigestirn mitmischt“, findet Franz-Josef Pitzen.

Ein Karnevalsjeck war Franz-Josef Pitzen schon immer und besonders der Bauer mit seinem imposanten Ornat mit den prächtigen Pfauenfedern sprachen ihn besonders an. Jetzt ist er selbst Bauer und freut sich an seiner Seite neben dem schmucken Prinzen auch die Jungfrau Giesela zu wissen. Ihre Lieblichkeit heißt im normalen Leben Guido Detsch, ist 44 Jahre alt und ein echter Bröhler Jung. Geboren im Marienhospital wuchs er zusammen mit seinen beiden Schwestern in Kierberg auf. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur und arbeitete fünf Jahre lang im Brühler Eisenwerk. Anschließend wechselte er die Branche und verdiente in der Sicherheitsbranche sein Geld. Seit zwei Jahren ist er bei der Firma Babcock im Werk Basell in Wesseling beschäftigt.

Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Bianca Tasca und der gemeinsamen Tochter Kimberley wohnt Guido Detsch im Brühler Westen. Der glühende FC-Fan liebt weiterhin Motorräder und den Karneval. Seit fünf Jahren gehört er der KG Ölligspiefe an, deren Vizepräsident er inzwischen ist. Zuvor hatte er über 20 Jahre aktiv im Tambourcorps Blau-Gold Brühl gespielt und viele aufregende Auftritte und Karnevalszüge mitgemacht. Vor vier Jahren war bereits seine Tochter Jungfrau im Brühler Kinderdreigestirn. Nun tritt der Vater in ihre Fußstapfen.


Voller Terminkalender

Jetzt warten wieder über 200 Auftritte auf das Dreigestirn, die sich auf elf Wochen Session verteilen und von Prinzenführer Karl-Heinz Becker gewohnt souverän organisiert werden. Persönliche Favoriten haben die Drei nicht. „Wir wollen einfach allen Brühlern das Herzliche und Lustige von uns rüberbringen, unseren Humor, den Karneval und Freude bereiten“, sagt Prinz Ralf. „Da ist es egal, wie viele Menschen bei einer Veranstaltung sind. 50 ausgelassene Jecke können mehr Stimmung machen als ein voller großer Saal.“ Auf eigene Gesangs- oder Tanzeinlagen will das Trifolium sicherheitshalber verzichten, schließlich trägt ein Dreigestirn auch Verantwortung und repräsentiert die Stadt Brühl. „Man muss uns nehmen, wie wir sind. Wir haben keine vorgefertigten Reden, wir stellen uns auf jede Gesellschaft neu ein und genießen alle Termine. Wir sind geradeaus und spontan. Alles kommt vom Herzen“, weiß der Bauer. Karneval soll schließlich gefeiert werden und darf nicht zu straff organisiert sein.

Dass es aber auch nicht zu lax wird, dafür sorgt der Prinzenführer. Er gibt Tipps und steht dem Dreigestirn immer zur Seite. Doch das Dreigestirn ist bestens vorbereitet. 325 Tage haben sie sich auf die Session einstellen können, die heiße Phase der Vorbereitung begann Mitte Oktober. Nach dem harten Training verzaubern die Tollitäten das jecke Volk. Ganz besonders freuen sie sich auf den Närrischen Elias am Karnevalssonntag, bei dem auch hoffentlich das Wetter mitspielt. Darauf ein dreifach donnerndes: Bröhl, Alaaf.

Tobias Gonscherowski