„Im CULTRA steigt die große Party zum 25-jährigen Jubiläum”


Kinder, wie die Zeit vergeht. Jetzt wird auch der Verein „ZOOM Brühler Kinotreff“ schon stolze 25 Jahre alt. Das muss und wird ausgiebig gefeiert werden. Am Samstag, den 17. September steigt die große Party im CULTRA Brühl, Schildgesstraße 112. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Wir haben uns vorab schon einmal mit den ZOOM-Machern Hans-Jörg Blondiau, Thorsten Kleinschmidt, Monika Bremen und Sarah Tauscher unterhalten.

Es wird eine tolle Veranstaltung. Das Programm steht und verspricht einen äußerst unterhaltsamen kurzweiligen Abend. „Natürlich dreht sich der ganze Abend um das Kino“, sagt Thorsten Kleinschmidt vom ZOOM-Vorstand. Es gibt viele alte Dokumente (wieder) zu entdecken. Auf die Besucher wartet ferner ein großes Kinopreisrätsel. Professionelle Maskenbildner werden das Publikum „verschönern“. Auf der Bühne wird der „Vereinsspezialist“ der deutschen Kabarettszene, Rainer Pause alias Fritz Litzmann, zu sehen sein und die Kölner Band „Son De Colonia“ („Eierplätzchenband“) wird den Saal mit ihrer kubanischen Musik verzaubern. Selbstverständlich gibt es dazu eine passende Cocktailbar und Genusskunstkoch Andre Bach sorgt für das leibliche Wohl der Gäste. Durch den Abend führt Moderator Kalle Pchalek. Ganz nebenbei hofft das ZOOM-Team auch, an diesem Abend das 900. Vereinsmitglied zu werben, auf das dann eine besondere Überraschung wartet. ZOOM-Mitglieder haben bereits jetzt die Möglichkeit, ihre Freikarte gegen ein Eintrittsticket einzutauschen, alle anderen können Karten zum Preis von 12 Euro im Brühler Kino erwerben.

 


Dass der Verein einmal sein 25-jähriges Jubiläum feiern würde, hätte sich bei der Gründung im Sommer 1986 kaum jemand vorstellen können. „Das hätte ich nicht für möglich gehalten“, gesteht Gründungsmitglied Hans-Jörg Blondiau heute. Denn die Idee ZOOM zu gründen, wurde eher zufällig geboren. Und es gibt eine Vorgeschichte. Im Jahr 1985 fanden nämlich 77 Jahre Kinogeschichte in Brühl vorerst ihr trauriges Ende. Das letzte verbliebene Lichtspielhaus, das City-Theater am Balthasar-Neumann-Platz schloss im Dezember 1985 seine Pforten.

Brühl stand ohne Kino da. Ausgerechnet Brühl, das auf eine lange Kinotradition blicken konnte, das zwischenzeitlich sogar eine regelrechte Kinohochburg im Rheinland gewesen war. Denn nach dem zweiten Weltkrieg kamen die Kölner in Scharen zum Kinobesuch nach Brühl, weil die meisten Kölner Kinosäle zerstört waren, die Brühler hingegen nicht. Zwischenzeitlich existierten fünf Kinos in Brühl. „Zu dieser Hochzeit gab es insgesamt 2.218 Sitzplätze in den Brühler Kinos. Den größten Saal hatte das Moderne Theater mit 900 Sitzplätzen. Zum Vergleich: Der größte Saal in Köln ist heute im Cinedom mit 705 Plätzen“, berichtet Hans-Jörg Blondiau. Doch die Zeiten änderten sich, die Kölner Kinoszene erholte sich, in Brühl gab es Überkapazitäten. Nacheinander schlossen alle Kinos, bis es dann gar keins mehr gab.

ZOOM wurde vielfach ausgezeichnet


Ein untragbarer Zustand, wie die Brühler Grünen damals, 1986, fanden. Ihre Idee war ein kommunales Kino der Stadt Brühl. Der Vorschlag stieß aber in der Verwaltung auf Widerstand. Nach mehreren vergeblichen Anläufen fand eine viel beachtete Informationsveranstaltung in Brühl statt, von der auch der WDR berichtete. 120 Kinointeressierte waren gekommen, von denen sich nach der Veranstaltung einige in eine vom anwesenden Professor Jürgen Zerche spontan angeregte Liste eintrugen, um sich später dem Thema noch einmal zu widmen.

Tatsächlich trafen sich kurz darauf 13 Kinofans, die die ZOOM-Gründung vorbereiteten und in die Tat umsetzten. Brühl hatte wieder eine Kinoperspektive. Ziel der Satzung war es, durch ein regelmäßiges Filmangebot wichtiger Bestandteil des Brühler Kulturlebens zu werden und einen festen, Atmosphäre ausstrahlenden Kinotreffpunkt für alle Brühler Bürgerinnen und Bürger zu installieren.

Nach Gesprächen mit der Stadt und der VHS war schnell eine Zwischenlösung gefunden. Bis zur Realisierung eines Kinos in Brühl, konnten die Räumlichkeiten der Volkshochschule genutzt werden. Nur knapp drei Wochen nach der Vereinsgründung organisierte ZOOM eine französische Filmnacht. Zudem gab es von da an jeden Sonntagabend eine Filmvorführung in den Räumen der VHS. Das Programm bestand aus Filmreihen, z. B. zu einem bestimmten Regisseur, einer bekannten Schauspielerin oder einem besonderen Thema. Daneben veranstaltete ZOOM Filmnächte, lud Regisseure und andere Filmschaffende zur Diskussion nach Brühl ein und veranstaltete 1986 die erste Open-Air-Filmveranstaltung. Zwei Jahre später, 1988, wurde ZOOM erstmals vom Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen mit dem Preis „Power für die Provinz“ für das erfolgreiche Konzept und die originellen Ideen ausgezeichnet. 1994 wurde ZOOM zudem mit dem Kulturpreis des Erftkreises bedacht.

Durchbruch nach einer Bustour

Der Verein war einfallsreich und engagiert. Die vielen Veranstaltungen und sogar eigenen Publikationen zur Brühler Kinogeschichte fanden viel Beachtung und Anerkennung, nur der größte ZOOM-Wunsch, nämlich der nach einem eigenen Kino, blieb auch nach zehn Jahren harter Arbeit unerfüllt. „Wir hatten den Eindruck, dass die Entscheider im Rat gar nicht verstanden hatten, was uns eigentlich vorschwebte“, berichtet Hans-Jörg Blondiau. „Wir brauchten keinen Saal wie in einem Kinopalast für 300 Personen.“ Deshalb unternahm ZOOM einen letzten Anlauf, lud zahlreiche Ratsmitglieder ein und organisierte eine Busfahrt durch den Erftkreis, wo an einigen kleinen privaten Kinos Station gemacht wurde, die manchmal kaum mehr als 25 Sitzplätze boten. Erst jetzt ging den Ratsmitgliedern ein Licht auf.

Danach ging es relativ schnell. Der Stadtfotograf Harald Blondiau gab den Tip, einen kaum genutzten Abstellraum des Rathauses zur Verfügung zu stellen. Obwohl dieser Vorschlag auf wenig Gegenliebe des damaligen Stadtdirektors Dr. Walter Leder stieß, setzte sich der Stadtrat durch. Mit Unterstützung der Filmstiftung NRW und jeder Menge Eigenleistung entstand sodann in wenigen Monaten ein Kino mit 65 Plätzen. ZOOM hatte eine Bleibe gefunden und eröffnete 1996 das ZOOM Kino.

Der Rest ist Geschichte. ZOOM und das Kino bestehen bis heute. Aus dem kulturellen Leben der Stadt ist der Verein nicht mehr wegzudenken. Jahr für Jahr wird das Kino für sein einzigartiges Programm in allen erdenklichen Kategorien mit Preisen bedacht. Es gibt erfolgreiche Reihen, wie die monatliche Mittwochsreihe, die Veranstaltungen Film & Menü, das Open Air und vieles mehr. Regisseure und Schauspieler sind häufig zu Besuch und sprechen über ihre Filme, der bekannteste war sicherlich Daniel Brühl vor einigen Jahren.

Und ZOOM ist nach wie vor bereit dafür, neue Projekte anzugehen und neue Idee zu realisieren. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das neue Programmangebot für Senioren. Jeden Freitag werden um 14 Uhr aktuelle Filme gezeigt. Für 8 Euro können Senioren eine Kinokarte lösen, den Film angucken und anschließend im Café Buschheuer direkt gegenüber dem ZOOM Kino ein leckeres Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee genießen.

Derartige Kooperationen gehören auch zur ZOOM-Philosophie. „Wir haben mit dem Kunstverein, dem Hospiz Verein, der Alzheimer Selbsthilfegruppe, der VHS, den Brühler Schulen und vielen anderen Vereinen und Institutionen erfolgreich zusammengearbeitet“, freut sich Sarah Tauscher, die im ZOOM-Vorstand aktiv ist.

Um auch den Anforderungen für die Zukunft zu genügen, will ZOOM im kommenden Jahr die Digitalisierung des Kinos vornehmen. Eine neuer Projektor soll angeschafft, eine neue Wand installiert werden. „Alles soll neu werden“, hofft Monika Bremen. Das ZOOM Kino geht dann gut gerüstet in die kommenden Jahre. Schließlich soll im Jahr 2036 das 50-Jährige gefeiert werden .