„Bewährtes belassen und ein paar neue Akzente setzen“
Seit dem 1. September steht die Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl unter neuer Leitung. Unter einer Vielzahl von Bewerbern fiel die Wahl schließlich auf Bernhard Löffler, der zuvor zwölf Jahre lang für eine Musikschule im bayrischen in der Nähe von Passau gelegenen Bad Birnbach verantwortlich war. Der Brühler Bilderbogen bat den 46-Jährigen zum persönlichen Gespräch.

Bald hat die Pendelei für Bernhard Löffler ein Ende. Manchmal fährt er die rund 630 Kilometer lange Strecke von Brühl nach Bad Birnbach mit dem Auto, manchmal nimmt er die Bahn. Noch muss er ab und zu seinen letzten Verpflichtungen dort nachkommen, Konzerte geben, organisatorische Dinge klären. Doch das Hauptaugenmerk seiner Arbeit gilt inzwischen der neuen Herausforderung in Brühl. Eine schöne Wohnung hat er inzwischen in der Schlossstadt gefunden, die er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern bewohnen wird.
Brühl und das Rheinland sind für Bernhard Löffler vollkommen neu. Geboren wurde er 1966 in Burgau vor den Toren Augsburgs. Der Vater musizierte in einer Tanzkapelle, mit zehn Jahren begann der Filius Klavier zu spielen. Es machte ihm Spaß. Schon mit 15 Jahren verdiente er sich als Kirchenmusiker ein paar Mark dazu, um sich davon sein erstes Mofa zu finanzieren. Außerdem spielte er als Keyboarder in einer Rockband mit dem Namen „Nightmare“ mit.
Nach dem Abitur studierte er in Augsburg und Karlsruhe Kirchenmusik. Ein Dirigentenstudium in Innsbruck und Salzburg folgte, ebenso eines des Kulturmanagements und später auch noch eines der Musikvermittlung. Damit kennt Bernhard Löffler beinahe alle Facetten, die es in dem Bereich gibt. „Mir ist der große Überblick wichtig“, sagt er. „Mein Interesse in jedem Bereich ist groß. Man sieht dann viele Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln, es ergeben sich Synergien.“
Sein umfangreiches Wissen konnte er bereits viele Jahre in der Praxis einsetzen. In Bad Birnbach leitete er das Kulturreferats und die Sing- und Musikschule. Außerdem wurde er zum Chefdirigenten der „Niederbayrischen Kammerphilharmonie“ ernannt. Hinzu kamen zahlreiche Gastdirigate und internationale Konzertreisen. Zwölf Jahre lang ging Bernhard Löffler dieser Tätigkeit mit großem Enthusiasmus nach, dann meinte er, dass es an der Zeit wäre, etwas Neues zu machen. Die von der Stadt Brühl ausgeschriebene Stelle reizte ihn. „Ich hatte Lust auf neue Dinge, wollte auch gerne weiter weg etwas Neues anfangen und dafür nicht die alten Netzwerke mitnehmen“, meint der neue Leiter der Kunst- und Musikschule.

„Große Vielfalt, hohes Niveau”
So hat es ihn nun in eine Regions Deutschlands verschlagen, die er vorher gar nicht kannte, ihn aber außerordentlich reizte. „Es ist eine spannende Ecke. In Brühl gefällt mir, dass alles in der Nähe ist. Und in der Kunst- und Musikschule finde ich eine große Vielfalt vor, ein hohes Niveau“, freut sich Bernhard Löffler, der sich bewusst ist, dass ihm sein Vorgänger Bernhard F. Schoch, der über 30 Jahre in der KuMS wirkte,  sie viele Jahre lang leitete und sie zusammen mit dem engagierten Dozententeam über die Stadtgrenzen Brühls hinaus bekannt machte, eine anspruchsvolle Aufgabe übergeben hat. „Herr Schoch hat hervorragend gearbeitet, die Übergabe lief sehr harmonisch ab“, sagt Bernhard Löffler, der sich gut vorstellen kann, den ehemaligen Leiter für das eine oder andere zukünftige Objekt für die KuMS gewinnen zu können.

In den ersten Wochen ging es dem neuen Leiter vor allem darum, „alles kennenzulernen und zu sehen, wie es läuft“. „Ich schaue, wo ich dann ein bisschen von meinem Gelernten einbringen kann“, meint er bescheiden. „Ich möchte wissen, wo die Stärken liegen, werde Bewährtes belassen und hier und da ein paar neue Akzente setzen.“ Erste Ideen hat er bereist im Kopf. Im Gesangsbereich könnte er sich etwas vorstellen. Einen Chor. Die Kombination von Musik und Tanz, ein Musicalstudio. Bernhard Löffler will auch selbst als Dozent tätig sein, Musiktheorie vermitteln, dirigentisch und instrumental tätig sein. Seine Erfahrungen aus Bad Birnbach kann er dabei nicht eins zu eins übernehmen, da die Zielgruppen zu verschieden sind. Dort gab es viele Kurgäste, hier ist die Vielfalt größer. Und in Brühl kommen zur Musik bekanntlich auch noch die umfangreichen Angebote des Kunstbereichs hinzu. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, das ich richtig gut finde“, stellt Bernhard Löffler heraus.
Von der Richtigkeit, nach Brühl zu kommen, ist er überzeugt. Der Wechsel ist ihm nicht schwer gefallen. „Alles hat seine Zeit. Es waren zwölf tolle Jahre in Bad Birnbach. Aber wenn es zu bequem wird, wird es auch langweilig. Deshalb freue ich mich auf Brühl. Ich mag es, wie die Brühler zu ihrer Stadt stehen. Ihre Positivität finde ich sehr sympathisch“, meint Bernhard Löffler. „Die KuMS ist sehr gut aufgestellt. Trotzdem hat man immer Wünsche. Man braucht diesen Antrieb, muss für Innovationen offen sein. Die Gesellschaft verändert sich.“
Auch in seiner Arbeit hat er inhaltlich Veränderungen festgestellt. „Die Lehre ist wisschenschaftlicher geworden, jede Nuance wird hinterfragt. Ich finde das alles sehr spannend und reizvoll. Es ist mehr Subjektivität im Spiel. Das hat den Vorteil, dass jeder seinen Weg suchen und seine Nische finden kann, weil bekanntlich viele Wege nach Rom führen. Ich versuche, so viel wie möglich davon mitzunehmen“, sagt der KuMS-Leiter.

Neugierig auf den rheinischen Karneval
Dieser Wissensdurst und die Freude daran, sich mit großer Neugier in einem neuen Umfeld zurechtzufinden, zeichnen Bernhard Löffler aus. Verständnisprobleme mit der kölschen Mundart hatte er bislang noch nicht, auf die ersten Begegnungen mit dem rheinischen Karneval freut er sich bereits, nachdem er schon viel davon gehört hat. Bei seinem morgendlichen Spaziergang zur Arbeit hat er Brühl schon fußläufig kennengelernt.
Zur Entspannung geht Bernhard Löffler auch gerne eine Runde joggen. 10 Kilometer sind seine Distanz. „Das ist ein guter Ausgleich“, sagt er. „Beim Laufen kommen mir die besten Einfälle, die ich dann auch oft direkt auf einem Diktiergerät festhalte.“ Laufen und Sport treiben gehört zu seinen Hobbys. Früher hat er auch einmal Fußball gespielt, ziemlich gut sogar. Für den FC Gundelfingen ging er als Mittelstürmer in der Regionalliga auf Torejagd. Doch irgendwann waren dann „Sport und Musik nicht mehr kompatibel“, so Bernhard Löffler. Studium und Beruf gingen vor, der Konzertsaal wurde wichtiger als der Sportplatz. Jetzt hat es ihn an die KuMS nach Brühl verschlagen. Der Brühler Bilderbogen wünscht ihm viel Erfolg.


Tobias Gonscherowski