„Die Weihnachtswerkstatt: Wenn es in der Welt dezembert”
Am Sonntag, den 11. Dezember, lädt das margaretaS ab 11 Uhr zur großen Weihnachtswerkstatt ein. Unter dem Motto „Wenn es in der Welt dezembert” werden im Begegnungszentrum an der Kirche St. Margareta zahlreiche Mini-Workshops und Aktivitäten angeboten. Zu dem Adventsnachmittag in kreativer Muße sind Erwachsene und Kinder gleichermaßen eingeladen. Die Weihnachtswerkstatt gehört zu den Veranstaltungshighlights im margaretaS imDezember. Wie der Tag abläuft und was in den kommenden Wochen noch alles geboten wird, erzählten uns Lydia Ossmann und Markus Dörstel im persönlichen Gespräch.

Wer über das margaretaS liest, stolpert zunächst einmal über die Schreibweise. Was bedeutet eigentlich das große „S” am Ende? Wofür steht es? „Für mehrere Eigenschaften des Hauses”, erläutert Markus Dörstel, zu dessen Pflichten als Pastoralreferent auch die intensive Betreuung des margaretaS gehört. „Das S steht für Schnittpunkt genauso wie für Standpunkt. Mit der Schreibweise wollten wir den offenen und einladenden Charakter des Hauses betonen, die Leichtigkeit. Auch Attribute wie Transparenz und Offenheit sind uns wichtig und wurden auch architektobisch vorgegeben und umgesetzt.”

Vor sechs Jahren, im Spetember 2010, öffnete das margaretaS seine Pforten. Das zuvor an gleicher Stelle beheimatete, in die Jahre gekommene Pfarrheim war nicht mehr zeitgemäß gewesen und daher folgerichtig nicht mehr saniert, sondern abgerissen worden. „Von vorneherein war auch klar, dass das Haus offen sein soll für Interessierte und Suchende, für Kirchennahe und Kirchenferne. Hier treffen sich Gruppen und Vereine der Gemeinde genauso wie Menschen auf dem Weg”, erläutert Lydia Ossmann, die sich ehrenamtlich in der Gemeinde engagiert und der Planungsgruppe angehörte, die die neue Konzeption des Hauses erarbeitete. „Dies entspricht den Wandlungsprozessen und dem Gestaltwandel des Religiösen in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland.”
Das Konzept wurde umgesetzt und hat sich bestens bewährt. Wer im margaretaS ist, verliert die Welt dank der offenen Bauweise nicht aus dem Blick. Und Menschen, die am Haus vorbei gehen, können sehen, was innen passiert. Anlässlich des fünften Geburtstages im vergangenen Jahr wurden vier Postkarten mit kurzen Botschaften gedruckt. Die Texte laden zur zwanglosen Begegnung ein. „Schördirzu”, heißt es auf Kölsch, „setzdischnedeu”, „schabzickfördisch” und „lossmerjetzverzälle”.

Auch für Vereine offen
„Das margaretaS stützt sich auf drei Säulen”, erklärt Markus Dörstel. „Zum einen haben die Gruppen der Pfarrei wie die Chöre, Gesprächskreise oder die Ehrenamtsbörse hier ein Zuhause. Weiterhin gibt es im Foyer die Möglichkeit, sich bei einem Kaffee oder Tee auszutauschen oder sich über die vielfältigen Angebote zu informieren. Und schließlich laden die zahlreichen Veranstaltungen zu einem Besuch ein.” Im margaretaS können auch Vereine wie Attac Gruppenveranstaltungen ausrichten. Bedingung dafür ist, dass die Veranstaltungen nicht für geschlossene Gruppen, sondern für jeden Interessierten zugänglich sind und dass nichts verkauft wird. „Wir freuen uns, wenn über gesellschaftlich relevante Themen diskutiert wird”, meint Markus Dörstel.

Die Veranstaltung am 11. Dezember steht aber ganz im Zeichen der „Weihnachtswerkstatt”. „Ideen austauschen, Sachen machen und Muße finden, steht im Vordergrund”, erzählt Lydia Ossmann. „Wir wollen gestalten, erleben, genießen, singen, zuhören, backen, lesen, schreiben, basteln und endlich mal nichts kaufen oder verkaufen. Die Menschen sollen sich entspannt in der Vor-Weihnachtszeit nach Lust und Laune von den verschiedenen Angeboten inspirieren lassen.” Und davon gibt es in Form von „Mini-Workshops” jede Menge.
„Die Kunst des Vorlesens” lautet der Titel eines Mini-Workshops, „Geschenkeverpackungen aus Alltagsmaterialien”, „Jetzt ist Zeit für Weihnachtspost”, „Spiele für Heiligabend”, „Raum für Stille” oder „Gebackene Geschenke” sowie das „Offene Adventssingen” ab 16 Uhr in St. Margareta sind weitere unter vielen. Verantwortlich für den Veranstaltungskalender im margaretaS ist der Programmrat. Zuletzt zeigte der Hospizverein eine Bilderausstellung. Mehrmals im Jahr platzt das Haus aus allen Nähten, wenn Bastler und Tüftler im Rahmen des Repaircafés versuchen, kaputt gegangenen Alltagsgegenstände und Geräte zu reparieren. „Damit können wir uns sehr gut identifizieren”, sagt Markus Dörstel, „geht es doch bei dem Thema auch im übertragenden Sinne um Bewahrung der Schöpfung, Nachhaltigkeit und den verantwortlichen Umgang mit Ressourcen.

Im magaretaS finden natürlich auch Bibelwochen statt, der runde Tisch zur Flüchtlingshilfe tagt dort, die Initiative „Christen begegnen Muslimen” hat sich dort schon getroffen. „Das Schöne am margaretaS ist, dass es ein selbstverwaltetes Haus ist”, findet Markus Dörstel. „Wir haben keinen Hausmeister, sondern viele Schlüssel verteilt. Jeder ist verantwortlich für das, was er macht.” Anfangs gab es Bedenken, doch in der Praxis funktioniert es seit sechs Jahren sehr gut. Das Begegnungszentrum verfügt im Erdgeschoss über das Foyer und einen großen Saal, der auch unterteilt werden kann. Im ersten Stock befinden sich zwei Gruppenräume. Dort ist auch der Raum der Stille, in dem Möglichkeiten zur Meditation angeboten werden.



Peter Stamm liest aus „Weit über das Land”
Das Beispiel des magaretaS zeigt, wie positiv die Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlern und Hauptamtlern funktioniert. Lydia Ossmann, im Hauptberuf Referentin beim Diözesan-Caritas-Verband für das Erzbistum Köln, engagiert sich seit vielen Jahren wie viele andere Gemeindemitglieder auch ehrenamtlich in der Gemeinde. „Man muss Lust haben und kann dann auch viel gestalten. Es gibt keine bürokratische Hürden. Das macht Spaß”, sagt sie. Unterstützt wird das Engagement der vielen Ehrenamtler von Markus Dörstel, der seit 2009 als Pastoralreferent bei der Katholischen Kirche in Brühl arbeitet. Der 49-Jährige hat vielfältige Aufgaben und kümmert sich zusammen mit anderen u.a. um das margaretaS, die Schulgottesdienste, die Öffentlichkeitsarbeit, das Magazin „Drei” und das Veranstaltungsprogramm.
Die Lesungen – ein weiterer wichtiger Bestandteil des Programms im margaretaS – finden in der Regel im großen Saal statt. Dank der Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk kommen immer wieder bekannte Autoren nach Brühl, so auch Peter Stamm am Montag den, 30. Januar um 19:30 Uhr. Der 53-Jährige liest aus seinem Werk „Weit über das Land”. Peter Stamm ist ein großer Erzähler, der seine literarischen Figuren in ihren Ängsten, Wünschen und Träumen lebendig werden lässt. Der in diesem Jahr erschienene Roman handelt vom Aufbrechen und Loslassen, vom Wunsch, das alte Leben hinter sich zu lassen, aber auch vom Suchen und Finden. Die Leserinnen und Leser werden hineingenommen in eine spannende Gratwanderung zwischen Freiheit und Bindung, alt Vertrautem und Neuem, Realität und Imagination und immer wechselnden Perspektiven des Erzählens. Karten für diese von Werner Höbsch moderierte Lesung gibt es zum Preis von 8 Euro.

Auch die Lesung „Wir lassen Zeugen sprechen” anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Januar um 19:30 Uhr ist sehr empfehlenswert. Die beeindruckende Rede von Ruth Klüger 2016 vor dem Bundestag im Rahmen der Gedenkstunde zur Befreiung von Auschwitz ist Anlass für eine Lesung aus ihren Texten. Die Veranstaltung der Pax Christi Gruppe Brühl wird musikalisch begleitet Peter J. Klasen.
Tobias Gonscherowski