(tg) Die Wahl zum Inklusionsbeirat der Stadt Brühl wurde Corona-bedingt von November auf Januar verschoben. 16 Kandidaten bewerben sich um einen der sieben Sitze oder den Posten eines Stellvertreters, die im Inklusionsbeirat von Menschen mit Behinderungen besetzt werden. Weitere vier Sitze werden von Vertretern gemeinnütziger Vereine eingenommen, außerdem wird der Beirat von Mitgliedern der Ratsfraktionen und der Verwaltung beratend unterstützt.

Zu den Bewerbern der Menschen mit Handicap gehört auch Hanno Drebber, der von Geburt an halbseitig gelähmt und seit seinem 14. Lebensjahr auf den Rollstuhl angewiesen ist. Er ist 40 Jahre alt und hat in der Handelsschule für Wirtschaft und Verwaltung die Fachoberschulreife erlangt. Hanno Drebber hat eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich absolviert. Aktuell ist er arbeitssuchend. Er gehört zu den Initiatoren eines Stammtischs für Menschen mit und ohne Behinderung der „Selbsthilfegruppe Handicap e. V.” aus Bergheim. Dieser findet normalerweise jeden ersten Montag im Monat im Wirtshaus am Bahnhof in Brühl statt. Und schließlich engagiert sich Hanno Drebber auch in der Rollstuhlbasketballgruppe des Brühler Turnvereins.

BBB: Herr Drebber, Sie sind Kandidat für den im Januar zu wählenden Inklusionsbeirat. Was motiviert Sie dazu, sich um einen Platz in diesem Gremium zu bewerben?
Hanno Drebber: Ich setze mich für Menschen mit Behinderung ein, weil ich als Betroffener z. B. gute Tipps zur Barrierefreiheit geben kann. Sollte ich gewählt werden, würde ich auch gern als Ansprechpartner meiner Mitbürger ihre Anliegen vertreten.

BBB: Wie bewerten Sie aktuell den Stand der Barrierefreiheit in Brühl?

Drebber: Es ist noch viel zu tun, was sich auch bei den Baumaßnahmen des neuen Rathauses zeigt. Als Mitglied des „erweiterten Arbeitskreises Rathausneubau“ werde ich hier bereits oft um meine Meinung gefragt. Ich werde auch von der Stadtverwaltung informiert, wenn Baustellen anstehen, damit ich weiß, welche Einschränkungen auf mich zukommen und ich frühzeitig alternative Wege planen kann. Als Mitglied des Inklusionsbeirats würde ich mich dafür einsetzen, dass diese Informationen auch anderen Betroffenen zu Verfügung gestellt werden.

BBB: Welche Aufgaben hat der Inklusionsbeirat und wer darf ihn wählen?
Drebber: Bereits die UN-Behindertenrechtskonvention von 2009 fordert die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Der Inklusionsbeirat möchte dies in Kooperation mit der Stadt Brühl umsetzen. Die Politik hat 2014 den Antrag an die Stadtverwaltung gestellt, den Inklusionsbeirat in Brühl zu installieren. Ich engagiere mich seit dem Start im erweiterten Arbeitskreis. Dieser hat eine Satzung vorbereitet, die letztendlich am 25. Mai im Rat verabschiedet wurde.
Menschen mit Behinderung sollen über den Inklusionsbeirat die Möglichkeit haben, aktiv an Entscheidungsprozessen politischer Konzepte und Programme mitzuwirken, insbesondere, wenn diese sie unmittelbar betreffen. Menschen mit Handicap soll die Teilhabe am Leben in allen Bereichen der Gesellschaft ermöglicht werden. Mitbürger, die den Nachweis ihrer Behinderung erbringen konnten, konnten sich bis zum 11. Oktober zur Wahl anmelden und sich zur Wahl stellen. Ich hoffe, dass die 75 registrierten Menschen mit Handicap, die den Inklusionsbeirat wählen können, auch zur Wahl kommen.

BBB: Wie ist es ansonsten um die Inklusion Ihrer Ansicht nach bestellt?
Drebber: Ich stelle fest, dass es noch bei vielen Entscheidern Barrieren in den Köpfen gibt, z. B. wenn es darum geht, Menschen mit Behinderung einzustellen. Menschen mit Handicap sollten besser in den normalen Berufsalltag integriert werden. Ich hoffe, das ändert sich noch zu meinen Lebzeiten. Die bestehenden Behindertenwerkstätten sind wichtig, aber viele dort Beschäftigte könnten mit etwas Engagement durchaus in den ersten Arbeitsmarkt inkludiert werden. Schön ist, dass es im Sport besser funktioniert.

BBB: Was funktioniert besser im Sport?
Drebber: Seit 1994 spiele ich selber Rollstuhlbasketball im Breitensportbereich. Wir nehmen vier- bis fünfmal im Jahr an Turnieren teil. Die Mannschaften bestehen aus Menschen mit und ohne Handicap. 2015 habe ich den Übungsleiterschein für Rehabilitationssport gemacht. Danach bin ich an den BTV herangetreten und habe gefragt, ob eine inklusive Rollstuhlbasketballgruppe installiert werden könnte. Gemeinsam mit dem BTV habe ich dann Spenden für Sportrollstühle bei der Gold-krämerstiftung, Kämpgen-Stiftung und Aktion Mensch eingeworben. Auch die Volksbank Brühl, die Fa. Hi-Be-Co und die Stadtwerke sowie einige Privatpersonen haben gespendet. Inzwischen haben wir in Brühl eine richtig gute Erwachsenengruppe, bestehend aus 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit und ohne Behinderung. Wir trainieren im BTV-Sportzentrum, Von-Wied-Straße 2, freitags zwischen 20 und 22 Uhr.