Jahrgang 2007
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„Der Schlosspark ist ein Festsaal unter freiem Himmel”

Wer in diesen Tagen aufmerksam durch den Brühler Schlosspark spaziert, wird sicherlich die eine oder andere Neuerung entdecken. So wurden bespielsweise in der Westseite des Parks vor der Platanenallee einige neue Schautafeln aufgestellt. Wie es dazu kam und was darauf steht, hat uns Christiane Winkler von der Schlossverwaltung berichtet.


 
BBB: Sie haben kürzlich zu einem naturkundlichen Rundgang eingeladen und dabei neue Schautafeln vorgestellt. Wie kam es zu der Idee?
 

Christiane Winkler: Wir mussten ja leider im vergangen Jahr die Platanenallee mit einem grünen Zaun sperren. Diese Allee wurde im Jahr 1870 gepflanzt und gehörte zum damaligen englischen Parkbild. Die Bäume sind heute rund 40 Meter hoch und bilden einen schönen Rahmen. Sie gehören auch zum Gartendenkmal. Wir mussten aber schon seit längerer Zeit darüber diskutieren, was wir unternehmen, da die herrlichen Bäume von einem Pilz befallen waren und zwar vom „zottigen Schillerparling“. Dieser führt bei Bäumen dazu, dass sie absterben oder dass Äste unvermittelt abbrechen. Aus Gründen der Verkehrssicherheit haben wir die Allee gesperrt. Die anderen Alternativen wären gewesen, die Bäume zu fällen oder radikal auf eine Höhe von 10 Metern zurecht zu stutzen. Beides kam für uns nicht in Frage, weil die Bäume auch Bruthöhlen für eine ganze Reihe an seltenen Vogelarten, darunter die putzigen Halsbandsittiche, dienen und die Allee zudem keine Durchgangsallee ist. Um den Parkbesuchern die Sperrung zu erklären haben wir jetzt zwei schöne Tafeln aufgestellt, auf denen wir die Sperrung begründen und die vielen Vogelarten vorstellen. Wir haben diese Tafeln im Rahmen eines naturkundlichen Rundgangs eingeweiht.

BBB: Darüber hinaus gibt es eine Reihe von weiteren regelmäßig stattfindenden Themenführungen im Schlosspark.
 
Winkler: Richtig. Bei der Führung „Schau‘ an der schönen Garten Zier“ stellen wir die barocke Gartenanlage vor. Sie zeigt die Natur in ihrer idealen Gestalt, fein säuberlich beschnitten und in ihren Proportionen aufs Angenehmste gestaltet. Wir bieten diese Führung im Juni noch zweimal an, am 17. Und 30. Juni, jeweils um 16 Uhr. Außerdem gibt es die Kinderführung „Was blüht denn da im Schlossgarten?“, bei der es viele Sachen auch in Form eines Ratespiels zu entdecken gibt. Die nächste Führung findet am 27. Juni um 15.30 Uhr statt. Die weiteren Termine finden Sie im Internet auf der Homepage der Schlösser unter www.schlossbruehl.de.

BBB: Was sind die Besonderheiten des Brühler Schlossparks?
 
Winkler: Der Park gehört ja wie die Schlösser zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir haben in Brühl vielleicht den authentischsten französischen Garten in ganz Deutschland. Schlösser und Garten bilden eine Einheit. So hat eine Fürstenresidenz im 18. Jahrhundert ausgesehen. Der Park hatte eine architektonische Funktion und war eine Art Festsaal unter freiem Himmel. An diese Tradition erinnern heute die Schlosskonzerte.

BBB: Stimmt es, dass der Schlosspark, wie wir ihn heute kennen, noch gar nicht so alt ist?
 
Winkler: Ja, der Garten in seiner jetzigen Form wurde erst in den Jahren zwischen 1933 und 1937 nach den vorliegenden alten Plänen von Dominique Girard, der in Versailles ausgebildet wurde, rekonstruiert. Vorher war er nach englischem Stil angelegt, einem völlig anderen Stil, der beispielsweise fast vollständig auf Brunnen verzichtete. Der Brühler Schlosspark ist eines der ältesten Beispiele für eine Rekonstruktion.

BBB: Wie groß ist der Aufwand, um das Naturdenkmal Schlosspark zu erhalten?
 
Winkler: Das verdeutlichen am besten einige Zahlen. Die beiden Schlösser Augustusburg und Falkenlust und die dazugehörenden Parkanlagen weisen eine Größe von rund 100 Hektar auf. Wir haben 7,3 Hektar Wegeflächen. Der Zierpflanzenbereich macht eine Größe von 14 Hektar aus. Wir haben eine eigene Schlossgärtnerei mit zwölf Mitarbeitern, die sich um alle Belange kümmert. Sie schneiden die Buchsbäume streng in geometrischer Form. Die Buchshecken messen übrigens eine Länge von etwa 10 Kilometern, die Rasenkanten sogar 48 Kilometer. Die Gärtner pflanzen und säen und verwenden dabei 70 Prozent aus eigener Sämerei und eigene Stecklinge. Jedes Jahr werden rund 100.000 Blumen gepflanzt. Wir haben sowohl eine Sommerbepflanzung nach historischem Vorbild wie auch eine Herbst- und Winterbepflanzung. Im Winter werden Stiefmütterchen gepflanzt. Es gibt ein Pflanzschema, das nach einem strengen Rhythmus eingehalten wird. Dadurch wird eine Massenwirkung erzielt, das blühende Meer an Blumen erinnert an einen gestickten Teppich. Gartenkunst ist eine spannende Sache und ist erst seit vielleicht 20 Jahren wieder en vogue.


Christiane Winkler ist als Historikerin bei der Schlossverwaltung angestellt und untersteht dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege. Die 40-Jährige studierte in Bonn Kunst, Geschichte und Literatur und arbeitete schon während des Studiums als Führerin im Schloss Augustusburg.
 

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