Jahrgang 2008
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„Das Engagement hinter den Kulissen ist sehr groß”

Auf einen tollen Herbst mit vielen abwechslungsreichen Konzerten können sich die Brühlerinnen und Brühler auch in diesem Jahr wieder freuen. In der Vorweihnachtszeit laden u. a. zwei so unterschiedliche Chöre wie der Oratorienchor Brühl und der Badorfer Gospelchor Carpe Diem zu ihren großen Konzerten ein. Wir haben uns mit Vertretern der beiden Chöre an einen Tisch gesetzt und uns mit ihnen über den Spaß am Singen, die Chorarbeit und ihre bevorstehenden Auftritte unterhalten.

Die Unterschiede zwischen den beiden Chören könnten größer fast nicht sein. Aber es gibt auch eine Menge Gemeinsamkeiten. Ellen Schreinemacher und Sandra Schüller, die Vorsitzende und die Chorleiterin von Carpe Diem, sowie Ingeborg Haschke und Rainer Panenka, die Schriftführerin und der Vorsitzende des Oratorienchors, tauschen sich interessiert aus. Auch der Chorleiter des Oratorienchors, Michael Ostrzyga ist mit von der Partie.

„Singen ist sehr beglückend und Chorarbeit eine sehr intensive, unvergleichliche zwischenmenschliche Erfahrung“, erzählt Michael Ostrzyga, der die Leitung erst im vergangenen Jahr übernommen hat. „Der Oratorienchor hat eine recht lange Tradition. Es war für mich reizvoll, dieser Tradition in künstlerisch lenkender Weise anzugehören.“ Michael Ostrzyga arbeitet auf Honorarbasis mit dem Chor und ist im „Hauptberuf“ Universitätsmusikdirektor der Universität Köln. Der 33-Jährige hat die Verantwortlichen des Oratorienchores auf Anhieb überzeugt, als es darum ging, die Stelle neu zu besetzen.

 

Beim Oratorienchor läuft alles sehr professionell ab. Die Konzerte des 1977 gegründeten Privatchores werden mit großem Vorlauf akribisch geplant. Denn es gilt häufig, ein größeres Orchester und Solisten zu verpflichten, die einen vollen Terminkalender und ihren Preis haben. „Unser Konzert im März, der Elias, hatte einen Etat von rund 16.000 Euro“, berichtet Rainer Panenka. „Da muss alles passen. Denn einen Flop können wir uns nicht erlauben.“ Der Chor trägt das finanzielle Risiko, das dank einiger Sponsoren und der Erlöse aus dem Kartenverkauf etwas abgefedert wird. „Bisher konnten wir immer unsere Defizite ausgleichen“, freut sich Ingeborg Haschke.

 

Der Oratorienchor fühlt sich dem dem oratorischen Werk verpflichtet. Im klassischen Repertoire befinden sich u. a. Werke von Bach, Rossini, Händel, Beethoven oder Mendelssohn, das Liedgut der Romantik, aber auch die „Carmina Borana“. Rund 80 Sängerinnen und Sänger unterschiedlicher Altersgruppen treffen sich einmal wöchentlich (jeden Mittwoch ab 19:30 Uhr in der Andreaskirche in Vochem) zur Probe.

 

Vom Jugendchor zum Gospelchor

Carpe Diem wurde 1995 ursprünglich als Tochter- und Jugendchor des Badorfer Kirchenchores von Susanne Badde mit dem Ziel gegründet, die Jugendlichen später im Kirchenchor aufzunehmen. Auf Susanne Badde folgte Annette Kröhne und im Jahr 2000 Sandra Schüller. Inzwischen ist Carpe Diem unter der Leitung von Sandra Schüller zu einem reinen Gospelchor geworden. „Das war damals meine Bedingung, den Chor zu übernehmen“, sagt Sandra Schüller. „Ich war seit dem Besuch eines Black Gospel Workshops begeistert von der Musik. Die Sängerinnen und Sänger waren sofort Feuer und Flamme und haben mitgemacht.“

 

Der neue Stil erforderte eine Änderung der Gesangstechnik. „Es war viel Arbeit den Chor auf Vordermann zu bringen“, meint die Chorleiterin. „Aber es hat sich gelohnt.“ Der Chor singt dreistimmig und ohne Noten. „Wir konzentrieren uns ganz auf den Gesang und versuchen, den richtigen Ton zu treffen“, erzählt Ellen Schreinemacher.

Sandra Schüller ist eine etwas andere Chorleiterin. Sie verfügt nicht über einen akademischen Abschluss, sondern holte sich ihre Qualifikationen in der Praxis. Von Kindesbeinen an sang sie in verschiedenen Chören, dann entdeckte die hauptberufliche Polizeibeamtin die Gospelmusik für sich. Sie nahm erfolgreich an Workshops und Festivals teil und übertrug ihre Leidenschaft auf Carpe Diem. Der Chor konnte immer mehr Mitglieder gewinnen und sich in Badorf etablieren.

Nach zwei Jahren Pause findet jetzt wieder ein Auftritt des Chores statt. Am Samstag, den 29. November, gibt der von Oksana Krautwig am Klavier begleitete Chor um 20 Uhr in der Pfarrkirche St. Pantaleon ein Konzert mit dem Titel „Friend of God“. In der typischen Montur, in roten Roben mit goldenem Kragen werden sehr rhythmische geistliche Black Gos- pel-Lieder vorgetragen. „Das Publikum geht spätestens nach der Hälfte des Konzertes richtig mit“, freut sich Sandra Schüller. Der Eintritt ist frei, jedoch werden Spenden erbeten, mit denen der Chor die Brühler Aktion „JeKI“ (Für jedes Kind ein Instrument) unterstützt. „Wir möchten diese sinnvolle Initiative fördern. Dabei ist Kontinuität wichtig“, sagt Ellen Schreinemacher.

 

Weihnachtsoratorium am 1. Advent

Einen Tag später, am Sonntag, den 30. November, dem 1. Advent, gastiert der Oratorienchor Brühl in St. Margareta. Um 20 Uhr beginnt das Konzert. „Zuerst stand das Weihnachtsoratorium, das Oratorio de Noel als Hauptwerk fest. Französische Romantik und die Besetzung – insbesondere die Harfe – wurde dann das Dach für das gesamte Programm“, berichtet Michael Ostrzyga. „Alle Stücke sind sehr intim, nach innen gewandt. Mit dem Oratorio de Noel haben wir ein sehr bekanntes Werk, mit den anderen Stücken selten aufgeführte, besonders reizvolle Kleinode.“

 

Michael Ostrzyga schwärmt in den höchsten Tönen von der Qualität des Oratorienchores. „Ich versuche, den Chor mit jeder Probenphase und jedem Konzert über seine Grenzen hinaus zu führen. Bisher hat das auch geklappt.“ Der in Frechen lebende Dirigent und Komponist geht in seiner Arbeit mit dem Chor auf. „Was ich vorher nicht wissen und nur ahnen konnte, aber nun eine wichtige Rolle spielt: Die Sängerinnen und Sänger in diesem Chor sind besonders, ich fühle mich ihnen inzwischen in einer besonderes starken Weise verbunden. Das Engagement hinter den Kulissen ist sehr groß, aber noch ausschlaggebender ist es, dass sie ihre Tätigkeit im Chor lieben und ganz unabhängig von der musikalischen Arbeit ganz besondere Menschen sind.“ Das bestätigt auch Rainer Panenka, dessen Frau auch mitsingt: „Der Chor ist unser Zuhause.“ Und Ingeborg Haschke meint: „Musik hat in meinem Leben immer dazugehört. Seit 25 Jahren singe ich jetzt schon im Chor.“

Der Oratorienchor tritt jährlich zweimal in Brühl auf. Für die beiden kommenden Jahre 2009 und 2010 sind die Themen der Konzerte bereits gefunden. Höhepunkte in der Chorgeschichte waren Aufführungen bei den Brühler Schlosskonzerten, im Rahmen des Brühler Kulturprogrammes „Riss im Himmel“ oder bei Festivals sowie Konzerte, die in Funk und Fernsehen gesendet wurden. Im Mai des Jahres 2000 wurde dem Oratorienchor der Kulturpreis des Erftkreises verliehen. Auch auf dem Brühler Weihnachtsmarkt tritt der Oratorienchor wieder auf und zwar am 13. Dezember.

Auch Carpe Diem ist fest im Brühler Kulturleben verankert. Feste Termine sind die Messen am 2. Weihnachtsfeiertag und an Ostermontag. Aber auch auf Hochzeiten oder anderen Familienfeiern sind die Gospelsänger oft gern gesehene Gäste. „Wer sich nicht so viel unter Gospel vorstellen kann, der kann sich die Filme Rendezvous mit einem Engel oder Sister Act anschauen. Dann bekommt er einen Eindruck“, empfiehlt Sandra Schüller. Oder eben den Chor live beim Konzert erleben. In einigen Wochen gibt es dazu die beste Gelegenheit.

Tobias Gonscherowski

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