Jahrgang 2011
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„Wir passen in keine Schublade”
„Crafted knallt. Crafted nimmt kein Blatt vor dem Mund. Crafted sagt, wo es lang geht – auf Deutsch und auf Englisch! Fette Gitarrenriffs, Ohrwurm-Melodien, knackig-knallende Bass- und Drumlines, supported von einer unverwechselbaren Backing-Vocal“, so stellt sich die Brühler Band „Crafted“ auf ihrer Homepage selbst vor. Die sechs Musiker haben gerade einen vielumjubelten Auftritt beim überregionalen Ü30-Bandwettbewerb „Elder Stagemen“ in Bonn absolviert und bereiten sich auf die „4. Brühler Rock Nacht“ vor. Zwischendurch nahmen sie sich Zeit für ein Gespräch mit dem Brühler Bilderbogen.

Nach Auftritten in Bonn und im Kölner Hard Rock Cafe tritt Crafted wieder zu einem Heimspiel in Brühl an. Bei der 4. Brühler Rock Nacht, die am 8. Oktober in der Gaststätte Kuhl, Badorfer Straße 124, stattfindet, tritt Crafted zusammen mit drei weiteren Bands auf. Nacheinander rocken „Deserted“, „Häppy Metal“, „the taxmen“ und Crafted vor bis zu 400 Zuschauern den Saal. Einlass ist ab 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Die Brühler Rock Nacht hat sich längst zu einer Institution in Brühl entwickelt und ist nach vier erfolgreichen Jahren etabliert. Nur unwesentlich älter ist Crafted, die im März 2007 gegründet wurde. Damals war die Band schon komplett, es fehlte jedoch noch ein Leadsänger. „Eigentlich haben wir einen Mann gesucht“, erinnert sich der Drummer Kosta Karanatsios. „Dann stand auf einmal Renate vor der Tür.“ Es hat gepasst. Crafted besteht aus vier Musikern und zwei Sängerinnen, die sich teilweise auch schon länger kennen. Alle Bandmitglieder haben ihren 40. Geburtstag bereits gefeiert. Sie machen Musik aus Spaß an der Freud und haben alle ganz normale Berufe. Senior der Truppe ist mit 55 Jahren der Bassist Heinz Klein, der Angestellter bei RWE ist. An der Rhythmusgitarre steht Thomas Karanatsios, der 47-jährige Kfz-Meister und Inhaber des Autoteilefachgeschäfts Schnieke. Sein fünf Jahre jüngerer Bruder Kosta ist der Schlagzeuger. Er gibt in der Hebammenpraxis Kleine Wunder in Weilerswist, die seiner Frau Silke gehört, als Kursleiter Babyschwimm- und Babymassagekurse. Kai Vrancken spielt die Sologitarre. Der 40-Jährige ist das jüngste Bandmitglied und Gymnasiallehrer für Englisch und Chemie. Er ist erst seit einem halben Jahr dabei.
Renate Mockenhaupt ist die Leadsängerin und verdient als Verwaltungsfachangestellte ihren Lebensunterhalt. Gesanglich unterstützt wird sie von der Backgroundsängerin Claudia Hammermann, die im öffentlichen Dienst beschäftigt ist. Einmal in der Woche treffen sich die Bandmitglieder in ihrem Probenraum in Brühl, den sie sich in Eigenarbeit zu einem gemütlichen zweiten Zuhause umfunktioniert haben.


Crafted gibt viele Benefizkonzerte
Dort proben sie jeden Mittwoch ihre Stücke ein, dort findet der regelmäßige Austausch statt. Die Sechs überlegen dann, bei welchen Gelegenheiten Crafted, was übersetzt übrigens so viel wie „handgemacht“ bedeutet, auf der Bühne stehen will. Meistens gibt die Band Benefizkonzerte. In Brühl halfen sie bereits mit, Geld zu sammeln für das JeKi-Projekt (Jedem Kind ein Instrument) an Brühler Schulen, terbliebenen Kinder der Hausexplosion im vergangenen Dezember. Vor einigen Tagen erst spielte Crafted im Kölner Hard Rock Cafe zugunsten der Kölner Kinderklinik in der Amsterdamer Straße.
„Wir nehmen kein Geld, wir stiften es lieber“, sagt Thomas. Die Band verfolgt keinerlei finanzielle Interessen mit ihrer Musik. Crafted bietet Mainstream Rock. „Wir spielen nur eigene Sachen“, berichtet Renate, die die Songs schreibt. „Wir schreiben unsere Texte selbst, oft mystische Texte auf deutsch oder englisch, wir komponieren selbst. Wir machen alles selbst, eben gute Musik. Wir passen in keine Schublade.“
Crafted ist bereits im Höttche, bei Kuhl, bei den Löschknechten, in der Godorfer Burg oder in Fischenich aufgetreten, auch bei größeren und kleineren Feten und gehört zu den regionalen Größen der Szene. Ihren größten Auftritt hatten sie vor wenigen Wochen beim überregionalen Ü30-Bandwettbewerb „Elder Stagemen“ in Bonn, der von Popforum und Popmotor organisiert wurde. „An dem Contest durften nur Bands teilnehmen, deren Durchschnittsalter der Bandmitglieder über 30 Jahre lag. Es gab eine Vorausscheidung im Internet, an der sich 72 Bands beteiligt haben“, erzählt Kosta. „Wir haben es auf Platz 11 geschafft und wurden sogar von einer Jury auf Platz 2 nur einen Punkt hinter der Nummer 1 gesetzt. Damit waren wir im Halbfinale und durften Anfang September in Bonn-Beuel neben dem Brückenforum spielen.“

 

Vielfältige Brühler Musikszene
Die Brühler gaben ein Superkonzert und spielten in etwas mehr als einer halben Stunde auf der großen Bühne acht Stücke. Danach wurde nach einem Modus abgestimmt, den die Brühler Rocker äußerst fragwürdig fanden. Die Bands bewerteten sich gegenseitig. „Nur zwei Bands kamen nicht aus Bonn. Und die Bonner haben zusammengehalten und sich die Stimmen gegenseitig zugeschoben. Da waren wir chancenlos“, sagt Thomas. „Aber trotzdem war es ein toller Tag. Wir hatten richtig unseren Spaß.“
Und der Wettbewerb hat Appetit auf mehr gemacht. Im Moment entstehen neue Lieder, die professionell im Studio aufgenommen, gemischt und produziert werden. Auch sind weitere Auftritte geplant. Crafted ist ein schönes Beispiel für eine Band, die sich in Brühl einen Namen gemacht hat. Die Brühler Musikszene ist durchaus vielfältig, hier schlummert viel Potenzial. Engagierte Leute wie zum Beispiel Marco Toppel von der Modern Music School unterstützen die Musiker nach Kräften. „Er hat uns anfangs bei Livekonzerten viel geholfen, bei der Tonmischung, bei Mitschnitten. Er macht sehr viel für die Brühler Musikszene“, lobt Kosta den Einsatz von Marco Toppel.
Die Voraussetzungen für den musikalischen Nachwuchs in Brühl sind gut, die Jugendzentren sind inzwischen teilweise sehr gut ausgestattet, es gibt sehr vielfältige Möglichkeiten für die vielen Bands. Crafted gehört schon zu den etablierten Bands mit einer unverwechselbaren eigenen Note. „Die Richtung (von Crafted) tendiert nun eindeutig zu „Middle Rock“ – mit melodischen Punk- und Neuer Deutscher Welle Elementen. Längst vergessene Geister und Zeitgenossen leben in den Texten wieder auf. Dummes, absurdes menschliches Benehmen wird genussvoll durch den Fleischwolf gedreht“, heißt es auf der von Webmasterin Renate gestalteten Homepage der Band (www.crafted-rock.de) zum Abschluss. Das passt.

Tobias Gonscherowski


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