Jahrgang 2012
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„Im Fantasie Labor haben wir ganz andere Möglichkeiten”
Vor wenigen Wochen wurde das Richtfest im Geburtshaus von Max Ernst in der Schlossstraße 21 gefeiert. Schon bald wird dort die Leitung des Max Ernst Museums in den oberen Stockwerken ihre Büro beziehen. Im Erdgeschoss entsteht das „Fantasie Labor“, in dem künftig die Workshops der Museumspädagogik stattfinden werden. Wir haben uns mit Dr. Anne-Cécile Foulon unterhalten, die im Max Ernst Museum des LVR für die Leitung der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Museumspädagogik und Veranstaltungen zuständig ist.


BBB: Frau Dr. Foulon, in den kommenden Wochen wird das Geburtshaus von Max Ernst fertig saniert sein. Was für Einrichtungen sind in dem Haus geplant, und wie sieht der Zeitplan aus?
Dr. Anne-Cécile Foulon:
Das Richtfest fand Mitte März statt. Die Bauarbeiten gehen gut voran, alles ist im Plan. Ende Mai oder Anfang Juni wird der erste Teil des Umzuges stattfinden. Dann wird das Max Ernst Kabinett ins Fantasie Labor umziehen. Der ganze Umzug ist logistisch sehr aufwendig. Es wurde auch einiges neu für das Fantasie Labor angeschafft. Die Museumsverwaltung wird dann voraussichtlich im Juli vom Museum ins Geburtshaus umziehen.

BBB: Wie verteilen sich zukünftig die Kosten? Wem gehört das Geburtshaus?
Dr. Foulon:
Das Haus gehört der P-Immobilien Objekt Brühl GmbH & Co. KG, einer Tochtergesellschaft der Provinzial Rheinland. Sie hat rund 1,3 Millionen Euro in das Haus investiert. Mieter des Gebäudekomplexes ist der Landschaftsverband Rheinland, kurz LVR, zu dem auch das Max Ernst Museum zählt. Der Mietvertrag läuft über 20 Jahre.

BBB: Was sind die Vorteile des neuen Fantasie Labors? Wie sehen die Angebote aus?
Dr. Foulon:
Wir haben dort vor allem weitaus bessere Raumangebote und mehr Möglichkeiten als zuvor im Max Ernst Kabinett. Die Räumlichkeiten des Fantasie Labors teilen sich auf in die rund 140 qm großen Räume im Geburtshaus selbst und im 150 qm großen Neubau, in dem sich auch die Werkstatt befindet. Dort gibt es die Standardangebote und Workshops der Museumspädagogik für bis zu 25 Kursteilnehmer, die an die Arbeiten von Max Ernst angelehnt sind: Frottage, Grattage, Collage, Fotogramme, Arbeiten im plastischen Bereich mit Ton oder Gips. Auch individuelle Wünsche können berücksichtigt werden. Wir werden sicher nicht die ganze Programmpalette auf einmal ändern. Viele Formate funktionieren bereits sehr gut. Wir werden das Angebot aber sicherlich sukzessive erweitern und wollen auch Senioren besser ansprechen. Es sind dort auch viele Angebote für behinderte Menschen möglich. Die waren vorher sehr begrenzt. Im neuen Fantasie Labor haben wir ganz andere Möglichkeiten. Im Erdgeschoss haben wir mehr Platz und können auch parallel Workshops anbieten. Vorher konnten wir keine zwei Schulklassen parallel beschäftigen. Das wird jetzt gehen.

BBB: Wie wichtig ist Ihnen die Arbeit mit Kindern?
Dr. Foulon:
Es ist eine sehr schöne Aufgabe, die Kinder für die Kunst zu gewinnen. Sie haben einen unvoreingenommenen, frischen Blick und sie sind sehr kreativ. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht. Es gab bereits eine enge Kooperation mit der KiTa Eckdorfer Mühle und mit dem Max Ernst Gymnasium. Es macht Spaß, mit einem engagierten Team kleine Kinder zu motivieren. Sie haben das Museum entdeckt und viel gebastelt. In der Eckdorfer Mühle wird dann eine Auswahl der Arbeiten der Kinder ausgestellt. Die Erzieherinnen haben an Fortbildungen teilgenommen und auch davon profitiert. Wir können die Projekte nicht die ganze Zeit begleiten, die Erzieherinnen müssen die Arbeit danach fortsetzen. Wir begeistern damit nicht nur die kleinen Kinder, sondern auch die Eltern und Großeltern, die ganze Familie und alle Generationen. Viele Eltern kommen danach ins Museum. Wir erreichen also über die Kinder auch die Eltern. Sie haben eine persönliche Beziehung und positive Erlebnisse. Das Museum kann viel leisten. Dabei versuchen wir immer kostendeckend zu bleiben und sind froh, dass einige Projekte vom Land NRW gefördert werden. Das eröffnet uns ganz andere Möglichkeiten.
BBB: Wie sah die Zusammenarbeit mit dem Max Ernst Gymnasium aus?
Dr. Foulon: Das Projekt heißt „Max und Meins“. Wir haben es mit dem Max Ernst Gymnasium durchgeführt. Es ist über ein Schuljahr angelegt. Kinder der 7. Klasse kommen ins Museum und suchen sich ihren Favoriten aus. Sie setzen sich damit auseinander und bereiten eine Führung vor, bei der sie das Werk vor Publikum vorstellen, vor einer Gruppe und vor Leuten, die sie nicht kennen. Anschließend präsentieren sie ihr eigenes Werk, das davon inspiriert wurde. Das ist für die Schüler in dem Alter schon eine enorme Erfahrung. Dabei entdecken auch manche Eltern ganz neue Seiten an ihren Kindern. Sie sind dann oft überrascht und gerührt. Diese Anerkennung haben sie sich dann auch verdient, weil sie lange hart dafür gearbeitet haben.

 



Zur Person
Dr. Anne-Cécile Foulon (38) arbeitet seit dreieinhalb Jahren im Max Ernst Museum und ist vom Haus begeistert wie am ersten Tag. Die Französin, die perfekt deutsch spricht, studierte in Angers, Karlsruhe, Paris und München und promovierte 2001. Sie besitzt auch einen BWL-Abschluss der Fernuni Hagen. Sie war u.a. beim Bayrischen Kunstgewerbeverein, bei der Galerie angewandte Kunst aber auch bei der Telekom beschäftigt. „In Brühl habe ich die Chance alle meine Kenntnisse der Germanistik, der Kunst und der Wirtschaftlichkeit einzusetzen. Das ist eine eher seltene Kombination“, freut sich Dr. Anne-Cécile Foulon.

 

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