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„Wir geben der Brühler Stadtgeschichte ein Zuhause“

(tg) Als „Gedächtnis der Stadt“ wird das Stadtarchiv Brühl gerne bezeichnet. Hier wird die Vergangenheit für die Zukunft bewahrt. Es beherbergt unzählige Dokumente, Urkunden, Zeitungen und Schätze aus zurückliegenden Jahrhunderten, Hunderttausende von Fotografien und auch eine Sammlung von Kunstwerken Brühler Künstler, Schallplatten oder CDs Brühler Musiker oder Bücher von Brühler Autoren. Hier wird die Geschichte der Stadt lebendig. Und besonders schön ist, dass das Stadtarchiv für Brühlerinnen und Brühler zu Recherchezwecken nach vorheriger Terminabsprache (Infos unter 02232-797135) zugänglich ist.
Das Stadtarchiv wird geleitet von Alexander Entius, assistiert von Kim Gröner und Vivien Jansen, die beide im Stadtarchiv ihre Ausbildung zur „Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Archiv“ - kurz „FAMI“ - erfolgreich absolvierten. Dazu kommen noch zwei Auszubildende. „Unser wertvollster Schatz ist unser gutes Personal“, lobt Alexander Entius seine Mitarbeiterinnen, die seine Leidenschaft für den Erhalt und die Dokumentation der Stadtgeschichte teilen. „Ich finde meinen Job unglaublich faszinierend“, sagt der 44-Jährige lachend.

Regelmäßig landen Hunderte Aktenordner aus allen Abteilungen der Stadtverwaltung im Archiv, die lange Aufbewahrungsfristen aufweisen. Nach deren Ablauf bewerten Alexander Entius und sein Team, welche Unterlagen erhaltenswert sind. „Rund fünf Prozent der Akten werden auf Dauer übernommen“, berichtet der Archivar. Alte Gewerbeakten findet er spannend, die Ära der Braunkohle, die Nachkriegszeit, sehr vielseitig ist auch die Dokumentenlage zum Schulwesen. Manchmal weiß er gar nicht, mit welchen Highlights er anfangen soll.

Alle Dokumente eint, dass der Zahn der Zeit nicht spurlos an ihnen vorbeigeht. Alte Aktenordner altern mit, Metalle rosten und wirken sich auf Papiere aus. Zudem gibt es einen natürlichen Feind und zwar das Papierfischchen. Die nachtaktiven Tierchen ernähren sich von Papier und Kartonagen und müssen aus Archiven ferngehalten werden. Eine hilfreiche Methode dafür ist, dass Akten und Dokumente vor der Einlagerung in Quarantäne kommen und tiefgefroren werden. Das tötet die Insekten ab. Außerdem sind alle Zugänge zu den Archivräumlichkeiten mit beidseitigen Klebebändern versehen, die ein Eindringen verhindern.

Längst hat auch die Digitalisierung in den Archiven Einzug gehalten. In den letzten Jahren war sie DAS Thema für Archive. Das gilt nicht nur für Schriftsachen, sondern auch ganz besonders für Bildmaterial. „Wir haben über 300.000 Fotos mit Brühler Motiven in unserem Archiv, mehr als in manchem anderen Großstadtarchiv“, sagt Kim Gröner. Das zeigt, dass Brühl unheimlich viel zu bieten hat. 

Umfangreiches Fotoarchiv
Zu den Glanzlichtern des Fotoarchivs zählt die Sammlung Neff mit 20.000 Zeitdokumenten und beeindruckendem Bildmaterial u.a. aus der NS-Zeit zwischen 1933 und 1939. „Diese Sammlung ist ein herausragender Schatz“, meint Alexander Entius. Das umfangreiche Fotoarchiv des bekannten Brühler Lokalredakteurs Harald Zeyen befindet sich nun ebenfalls im Besitz des Stadtarchivs und wird nach und nach digitalisiert. Auch nach der erfolgten Digitalisierung werden Fotoabzüge, Glasplatten und Negative weiter aufbewahrt und nicht vernichtet. 

Kim Gröner und Vivien Jansen gehen bei der Digitalisierung und der Restauration von Archivalien sehr behutsam vor. Immer wieder halten sie unwiederbringliche Schätze in ihren Händen, bedeutende Dokumente der Brühler Stadtgeschichte. So auch sämtliche Personenmelderegister Brühls seit 1799. Geburten, Hochzeiten und Todesfälle und manchmal auch rührende, persönliche Schicksale können nachverfolgt werden, etwa wenn ein Ehepaar gemeinsam bei den alliierten Bomberangriffen im Luftschutzraum des eigenen Hauses zu Tode kam und dies nüchtern vermerkt wurde. 

Informationen des Personenstandregisters werden immer wieder recherchiert, wenn es beispielsweise bei Erbschaften zu Nachforschungen zu möglichen Erben kommt. Im Register finden sich auch die Einträge bedeutender Brühler wie die vom Taubstummenlehrer Philipp Ernst oder die seines Sohnes Max, dem später weltberühmten Künstler. Die Einträge nahmen damals noch eigens angestellte Schreiber handschriftlich in sauberer und gut lesbarer Schrift vor (Bild links).

Gesammelt werden im Stadtarchiv selbstverständlich auch die erschienenen Printmedien angefangen bei der „Brühler Zeitung“ von 1916 bis 1941 bis hin zum erstmals 1985 erschienenen Brühler Bilderbogen. Für Heimatforscher ideale Quellen. Auch das Nachschlagen in den gesammelten Adressbüchern, den damaligen Gelben Seiten, bereitet großes Vergnügen beim Entdecken teilweise noch heute bestehender Geschäfte. Sehr informativ sind auch die Einsatzberichte der Feuerwehr. 

„Wir freuen uns über jedes eingereichte Dokument“, sagt Vivien Jansen. Denn es kann unentdeckte Brühler Geschichte enthalten. Mit großer Begeisterung stürzen sich dann Alexander Entius und sein Team in die Detektivarbeit, um die Hintergründe herauszufinden. So geschah es vor ein paar Jahren, dass dem Stadtarchiv ein Dachbodenfund mit der ältesten Ausgabe der Brühler Zeitung in die Hände fiel. Auch das bislang älteste bekannte Album mit Brühler Postkarten wurde dem Stadtarchiv von freundlichen Menschen aus Großbritannien zugeschickt. 

„Wir geben der Brühler Stadtgeschichte ein Zuhause. Die Arbeit verändert sich fast täglich“, sagt der Archivleiter. „Es passiert viel in kurzer Zeit. Wir bekommen fast mehr neues Material rein, als abgearbeitet werden kann.“ Das ist herausfordernd, aber auch ungemein spannend zugleich. Tag für Tag.

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