„Notbetrieb in den Kitas muss ein Ende haben“!
(tg) Bernhard Schumacher wurde 1965 in Frankfurt am Main geboren. Nach seiner Ausbildung zum Kinderpfleger arbeitete er zunächst in einem Kinderheim, bevor er sich 1998 selbstständig machte. Zusammen mit seiner Frau Ulla gründete er in Brühl das „Schumaneck Kinderhaus“. Aus einer Einrichtung für sechs Kinder wurden 15 Häuser mit insgesamt 72 Plätzen. 2019 suchte Bernhard Schumacher eine neue Herausforderung und übergab die gemeinnützige GmbH an die nächste Generation. Seitdem hat er die pädagogische Leitung bei der Stabil GmbH in Brühl übernommen.
Bereits vor 25 Jahren wurde Bernhard Schumacher Mitglied in der SPD, für die er seit 2020 im Rat der Stadt sitzt. Er ist Vorsitzender des Jugendhilfe-Ausschusses und Mitglied in den Ausschüssen für Inklusion, Integration und Verkehr/Mobilität. Im Dezember 2024 nominierte ihn die SPD als Kandidaten für die Nachfolge von Bürgermeister Dieter Freytag.
BBB: Brühl bedeutet in drei Worten für mich.
Bernhard Schumacher: Lebensqualität, Zusammenhalt und Diversität.
BBB: In den ersten 100 Tagen meiner Amtszeit werde ich diese beiden Aufgaben als erste anpacken.
Schumacher: Ich werde als Allererstes das Ende der Notbetriebe in der Kindertagesbetreuung auf den Weg bringen. Der reibungslose Betrieb der Kitas ist eines der drängenden Probleme. Wir haben immer wieder Situationen des Notbetriebes mit eingeschränkten Betreuungszeiten. Das müssen wir ändern. Eltern müssen sich auf das Angebot verlassen können. Dann werde ich alles dafür tun, dass wir einen Haushalt für 2026 aufstellen, der für die Stadt leistbar ist. Wir brauchen einen Haushalt, der neben der Abdeckung der Pflichtaufgaben auch die vitalen Aufgaben in dieser Stadt wie Kultur, Tourismus, Wirtschaftsförderung, aber auch soziale Projekte aufrecht erhält.
Wir haben im Rathaus in Brühl hochengagierte, wundervolle Fachkräfte. Ich muss diese in die Lage versetzen, ihre Potenziale zu entwickeln, die Verwaltung effizienter zu machen und das, was schlummert, noch zu wecken. Das möchte ich in den ersten 100 Tagen beginnen und dann fünf Jahre lang daran arbeiten.
BBB: Die SPD ist im Rat der Stadt Brühl unverzichtbar, weil sie sich ...
Schumacher: … seit Jahrzehnten in dieser Stadt für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Ingeborg Wehrhahn, Willi Mengel und Dieter Freytag sind ein Beleg genau dafür, wie soziale Gerechtigkeit in einer Kommune funktioniert. Wir machen Politik, die den Menschen nützt. Wir setzen uns ein für bezahlbaren Wohnraum und die Mobilitätswende. Im Moment meckern viele Menschen über den Janshof, ohne zu bedenken, dass dort einmal ein Parkplatz war. Jetzt haben wir eine Fläche in der Innenstadt, in der Wasser versickern kann. Ich teile manche Kritik, vor allem die, die der Inklusionsbeirat formuliert hat. Der hat bemängelt, dass der neue Platz mit Rollatoren kaum begehbar ist. Das muss noch verbessert werden.
Der Klimaschutz und die Anpassung unserer Stadt an die Herausforderungen des Klimawandels muss auch damit verbunden sein, dass Teilhabe und Sozialverträglichkeit möglich ist. Das gilt selbstverständlich auch für den Janshof. Am Beispiel Janshof sehen wir, dass, wenn wir Maßnahmen des Klimaschutzes auf den Weg bringen, die Wirkung nicht augenblicklich eintritt, sondern dass sie wachsen muss wie die Bäume, die in zehn oder 15 Jahren viel Schatten spenden werden. Die SPD steht weiterhin für den Dialog, weil wir nicht nur das Ordnungsamt, sondern auch die Streetworker zu den Jugendlichen schicken.
BBB: Die größten Herausforderungen in Brühl in den kommenden fünf Jahren – und wie ich sie meistern will – sind ...
Schumacher: Wir müssen die Stadt fit machen für den Klimawandel. Das hat etwas mit aktiver Stadtgestaltung zu tun und der Frage, wie wir mit Flächen umgehen. Ich will, dass die Kaltluftschneisen, die wir auch ausgewiesen haben, erhalten bleiben. Ich will die Mobilitätswende erreichen und dabei den Menschen nicht vorschreiben, was sie tun sollen. Sie sind eingeladen mitzuwirken, in dem wir attraktive Angebote schaffen. Für mich bedeutet das z.B., dass das Anrufsammeltaxi AST dringend modernisiert werden muss. Es muss möglich sein, sonntags von Heide aus in die Stadt und wieder zurück zu fahren. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, wie wir Mobilität gestalten.
So lange der Bund und das Land die Kommunen mit Pflichtaufgaben überschütten, ist es auch eine große Herausforderung, die Aufgaben finanzieren zu können. Sonst wird es immer eine prekäre Haushaltslage geben. Das betrifft nicht nur Brühl, sondern nach Angaben des deutschen Städtetages rund 80 Prozent der Kommunen in NRW. Es wird eine der Hauptaufgaben sein, unsere über die Pflichtaufgaben hinausgehende Vielfalt zu erhalten und die Stadt als attraktiven Lebensort, aber auch als attraktiven Standort für Unternehmen des Mittelstandes zu erhalten.
Die dritte große Herausforderung sehe ich in Inklusion und Integration. Wir müssen diese in der Stadt so vorantreiben, dass alle Menschen in dieser Stadt gut leben können und es sich nicht nur darauf beschränkt, dass die, die hier geboren sind und die, die gut zu Fuß sind, alle Angebote nutzen können. Wir müssen in die Zukunft Brühls investieren, indem wir in die Kindertagesbetreuung investieren, in die Schulen, aber auch in die Jugendverbände sowie unseren breit und gut aufgestellten Sport.
BBB: Meine größte Stärke ist?
Schumacher: Zuhören und verstehen wollen. Ich bemühe mich, empathisch zu sein. In einer Verwaltung gibt es unheimlich viele Fachbereiche, Berufe und fachliche Ausrichtungen. Die kann ein Bürgermeister alleine gar nicht alle im Kopf behalten. Wir hatten in den vergangenen 12 Jahren einen Bürgermeister, der den Schwerpunkt als ausgewiesener Volkswirt auf die Finanzen gelegt hat. Auf ihn würde mit mir ein Pädagoge folgen, der aus der Praxis kommt und die Skills mitbringt, zuzuhören und verstehen zu wollen und dann gemeinsam die richtigen Entscheidungen zu suchen, zu treffen und umzusetzen.