Jahrgang 2010
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 „Keine Angst davor, sich zum Affen zu machen”

Ein spannendes Projekt des Jugendkulturhauses Passwort Cultra steht kurz vor der Vollendung. Nach zweimonatiger Vorbereitung wird am Samstag, den 18. Dezember um 19.30 Uhr das Hörkino „Tor zum Schattenland“ im Cultra in der Schildgesstraße 112 live aufgeführt. Wir haben die Protagonisten besucht, mit ihnen gesprochen und bei den Proben zugeschaut.

Nach und nach trudeln die Jugendlichen an diesem verschneiten Winternachmittag im Cultra ein. Weder Wind noch Wetter können sie davon abhalten, weiter an dem Projekt zu arbeiten, das sie in den Herbstferien vor gut sieben Wochen begonnen haben. Es macht einfach allen großen Spaß, an diesem „Live-Hörspielworkshop“ teilzunehmen. Mit Feuereifer sind sie dabei, als Sprecher, Musiker oder Geräuschemacher.

Betreut werden die rund 15 Teenager von der Kunstpädagogin Ruben Bürgam und dem Musikpädagogen Kaweh Ahanger sowie von Sarah Tauscher, die im Cultra-Team für Workshops, Kooperationen und mobile Arbeit zuständig ist. Sie alle arbeiten daran, den im vergangenen Jahr erschienenen Fantasyroman „Tor zum Schattenland“ der gerade einmal 20-jährigen Kölner Autorin Miriam Broicher als Hörkino auf die große Bühne des Cultras zu bringen.

Jeder hält ein dickes Drehbuch, das die Autorin übrigens selbst geschrieben hat, mit seinen Textpassagen in den Händen und wartet auf seinen Einsatz. Konzentriert haben sie sich in ihre Rolle hineinversetzt, viel an der richtigen Intonierung gefeilt. Denn sie müssen ja nicht nur den Text möglichst fehlerfrei ablesen, sondern auch die Emotionen ihrer Figuren glaubhaft rüberbringen.

In „Tor zum Schattenland“ geht es um Lea. Sie ist ein ganz normales Mädchen, allerdings mit einem Unterschied: Nur sie trägt „das Mal“. Eines Tages führt ein Fremder sie an einen fernen und magischen Ort, eine Welt, in der es sie noch gibt: Feen und Elfen, Drachen und Einhörner. Aber so schön dieser Ort auch ist, so viele Gefahren birgt er auch: Um ihre entführte Familie zu befreien, muss Lea sich auf eine lange und gefährliche Reise begeben. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als nach Köln zurückzukehren – bis sie sich verliebt.

„Es ist wahnsinnig spannend, dass mein Buch Tor zum Schattenland im Cultra jetzt akustisch auf die Bühne gebracht wird“, freut sich die Autorin Miriam Broicher. Tor zum Schattenland ist ihr mittlerweile dritter Roman. Beim Hörkino laufen die Geschichten wie Filme im Kopf ab. Es ist ein Live-Hörspiel, wie eine Portion Kino für die Ohren. Doch hier kommt nichts aus der Konserve. Die Sprecher agieren vor Publikum auf der Cultra-Bühne, Geräuschemacher erzeugen dazu live die Geräusche und die „Filmmusik“ wird synchron arrangiert.

 

Geräusche leise im Hintergrund

Julian Börger steht nicht auf der Bühne. Er sitzt vor einem Rechner und ist für die Geräusche zuständig. „Es sind atmosphärische Geräusche, die leise im Hintergrund zu hören sind“, erklärt der 21-jährige Senior des Workshops. Er muss sich Gedanken machen, wie er das Klirren eines Schwertkampfes, das Galoppieren eines Pferdes oder den Herzschlag der Heldin hörbar machen kann.

Dazu bedient er sich in Klangarchiven im Internet. „Oder wir nehmen die Geräusche selbst auf“, sagt Julian Börger. Manche Geräusche werden auch live erzeugt durch Rascheln oder mit Hilfe von Kokosnussschalen. Dabei hilft ihm auch die 15-jährige Corinna Beier, die bereits in der Theater-AG der Erich-Kästner-Realschule mitwirkte und mit dem Hörkino „einmal etwas Neues ausprobieren wollte“.

Die Jugendlichen wurden auf das spannende Projekt in vielfältiger Weise aufmerksam gemacht. Es wurde in vielen Brühler Schulen von Sarah Tauscher vorgestellt, teilweise auch zusammen mit mitwirkenden Schülern wie dem 19-jährigen Robin Hastreiter. Er gehört zu den 13 Sprechern und hat wie die meisten anderen auch zwei Sprechrollen übernommen, den Berater der Königin und den Herrscher der Finsternis. Sein Markenzeichen ist das diabolische laute Lachen. „Es war toll, dass wir uns die Rollen aussuchen konnten und es fast keine Überschneidungen gab“, erzählt Robin. So konnten alle Sprecher ihre Traumrollen ergattern. Auch Anja Aubke und Pauline Engel sind von dem Projekt fasziniert. Die beiden 15 Jahre alten Freundinnen besuchen die Klasse 10b der Gesamtschule. Anja spricht die Freundin der Heldin und ein Einhorn, Pauline übernimmt eine gute Fee. „Wir haben uns direkt angemeldet, als wir von den Hörkino erfahren haben“, sagt Anja, die sich auf die Herausforderung eingelassen hat.

 

in die Rolle hineinversetzen

„Man darf keine Angst davor haben, sich auch einmal richtig zum Affen zu machen“, weiß sie. „Man muss aus sich rausgehen und sich in die Rolle hineinversetzen.“ Dabei kommen ihr ihre Erfahrungen aus der Theater-AG der Gesamtschule zugute. Auch ihr Klassenkamerad Felix Koch (15) ist mit von der Partie. Seine markante Stimme leiht er dem Schwertmeister des weißen Schlosses. „Das ganze Feeling gefällt mir“, sagt Felix. „Die Leute sind cool, mittlerweile kennen wir uns alle gut und sind fast eine große Familie.“

Zu der gehört auch der 15-jährige Kilian Petzold, der das Max Ernst Gymnasium besucht. „Ich finde es spannend, zu sehen, ob alles funktioniert“, meint Kilian, der eine Elfe und eine Nymphe spricht. „Ich wusste erst nicht, dass wir mit dem Hörkino live auftreten. Das finde ich extrem cool.“

Auch für die Regisseurin Ruben Bürgam stellt das Hörkino eine hochinteressante Aufgabe da. „Die Herausforderung ist, Kontinuität reinzubringen“, sagt die Kunstpädagogin. „Die Jugendlichen sind hochmotiviert und brauchen die Intensität der Proben. Alle bringen sich wunderbar ein, machen Vorschläge.“ Mit Stimmübungen macht sie die Jugendlichen fit für ihren großen Auftritt. „In den letzten Wochen haben sie schon beachtliche Fortschritte gemacht“, urteilt Ruben Bürgam.

Für die Musik zeichnet Kaweh Ahanger verantwortlich. Der Musikpädagoge hat in kurzer Zeit einen Soundtrack geschrieben. „Es gibt ein Hauptthema“, verrät er. „Ansonsten wird viel improvisiert. Auch Anleihen bei bekannten Musikstücken werden genommen.“ Alles wird bei der Aufführung live gespielt.

 

Stolz auf die tollen Angebote

Fasziniert verfolgt die Cultra-Mitarbeiterin Sarah Tauscher, wie das Projekt immer mehr Gestalt annimmt. „Die Veranstaltung ist auch für das Cultra etwas ganz Besonderes“, sagt sie. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir den Jugendlichen solche tollen Angebote kostenlos machen können. Wir sind auch dem Träger des Hauses, dem Arbeiter Samariter Bund des Regionalverbandes Erft-Düren sehr dankbar, dass er uns die Freiheit gibt, hier kreative Veranstaltungen durchzuführen.“

Das Jugendkulturhaus Passwort Cultra hat sich in den letzten Monaten immer mehr etabliert und bereits erfolgreich eine Vielzahl von Großveranstaltungen mit bis zu 400 Besuchern ausgerichtet. Zuletzt fand der überregionale Bandwettbewerb Popmotor im Cultra statt. Auch Theaterveranstaltungen, Konzerte, Tagungen oder die Abschlussfeier des Sommerleseclubs haben stattgefunden.

Karten für das Hörkino „Tor zum Schattenland“ gibt es im Cultra zum Preis von 3 Euro für Jugendliche und 7 Euro für Erwachsene. Sie können auch unter der Hotline des Cultra wochentags ab 14 Uhr unter 02232/44311 bestellt werden.

Tobias Gonscherowski

 

 

 

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