Jahrgang 2020
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(tg) Seit Anfang September wird die Brühler Wirtschaftsförderung durch das Team „Citymanagement“ verstärkt. Die Diplom-Geografin Andrea Frede und Marketing Manager Sebas­tian Dieck teilen sich die Stelle und das Aufgabenfeld im Job-Sharing. Bei­de kennen Brühl seit Jahren und sind mit den besonderen Begeben­heiten der Schlossstadt bestens vertraut.

Ihr Ziel ist, die Brühler Innenstadt durch ge­zielte Maßnahmen und Aktionen zu stär­ken und zu beleben. „Unsere Auf­ga­be wird es sein herauszufinden, was die Brühler Innenstadt braucht, um Kunden nicht nur heute, sondern auch morgen noch anzusprechen“, sagt Sebastian Dieck. Der Brühler Bilderbogen hat die beiden zum Interview gebeten.

BBB: Frau Frede, wie kann erfolgreiches Citymanagement aus Ihrer Sicht am besten funktionieren?

Andrea Frede: Wir nutzen die An­fangs­zeit, um mit allen Akteuren der Innen­stadt ins Gespräch zu kommen. Ein Kon­zept und eine Marke kann nur gemeinsam aufgebaut werden. Wir verstehen uns als Dienstleister und Sprachrohr der unterschiedlichen Akteure in der City. Wir können nur funktionieren, wenn wir im City-Verbund gemeinsam an einem Strang ziehen. Ein erfolgreiches und vor allen Din­gen nachhaltiges Citymanagement ist ein integrativer und ein langfristiger Prozess. Einzelmaßnahmen sind wichtig, führen lang­fristig eher nicht zum Erfolg. Eine un­se­rer Kernaufgaben ist, unterschiedliche Interessen und Herausforderungen zu ver­stehen, um dann Stärken zu erarbeiten und zu bündeln. Wir möchten das Bindeglied zwischen Einzelhandel, Gas­tro­nomie, Dienstleistern, der Stadt und weiterer öffentlicher und privater Stellen sein und das vorhandene Team der Wirtschaftsförderung unterstützen.

BBB: Herr Dieck, inwiefern beeinflusst die Corona-Pandemie Ihre Arbeit?

Sebastian Dieck: Corona ist derzeit si­cher das zentrale Thema. Im Moment beantworten wir vor allem die Fragen der Händler zu Corona. Das Weihnachts­ge­schäft läuft in diesem Jahr anders. Es ist un­sere aktuelle Herausforderung, beinahe täglich spontan neue Ideen zu entwickeln und sie schnell umzusetzen. Wir haben auch immer ein offenes Ohr für die Anregungen der Brühler Einzel­händ­ler und richten unseren Appell an sie, sich gerne auch kurzfristig mit Vorschlägen oder Anregungen an uns zu wenden. Wir sind für sie da und vereinbaren gerne einen Termin mit ihnen. Wir sind im persönlichen Austausch, knüpfen Kontakte und wollen die Bedürfnisse aufgreifen. Wir haben auch intern in der Verwaltung viele gute Gespräche geführt und haben eine große Offenheit gegenüber den teilweise unkonventionellen, neuen Wegen, die wir gehen wollen, erlebt. Es soll auch zukünftig mehr Austausch geben.

BBB: Wie kann das Citymanagement den Einzelhandel, die Gastronomie und die Dienstleister unterstützen?

Frede: Wir haben viele Projekte angesto­ßen und übernommen, wobei wir uns da­bei zunächst einmal auf die Innenstadt konzentrieren. Wir sind Ansprechpartner für alle Belange der Innenstadt und versuchen mit geeigneten weiteren Maß­nahmen die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern. Aktuell erleben wir gerade viele Einschränkungen. Es gibt keinen Weihnachtsmarkt und die Gas­tro­nomie ist geschlossen. Wir wollen durch gezielte Aktionen dennoch eine Weih­nachtsatmosphäre kreieren und Möglich­kei­ten schaffen. Wir haben mit einem neu­en Konzept die Wunschbaumaktion an­gestoßen, die sehr gut angenommen wird und funktioniert. Die Wunschbäume können täglich neu bestückt werden.

In den Fenstern des Rathauses gibt es den großen Brühler Adventskalender der Wirtschaftsförderung, der von Kindern gestaltet wurde. Jeden Tag wird ein anderes Fenster erleuchtet. Wir wollen damit sozusagen gut dosiert und durchdacht mehr Menschen in die Stadt bringen und so die Brühler Einzelhändler unterstützen.

Dieck: Eine andere Aktion gibt es in der Schlossstraße, wo wir in den Abend­stun­den mit Unterstützung der Schloss­ver­wal­tung eine Art Diashow veranstalten, indem mit gemalten Bildern von Kindern ein Weihnachtshaus gestaltet wird. Die Bilder werden mit einem Beamer auf die Außenwand der Remise des ehemaligen Archivs projiziert. Die Malvorlage für die Kinder findet sich auf bruehl.de. Wir werden auch Wintermotive und andere schöne Bilder zeigen. Eine weitere Idee, die wir umsetzen wollen, ist die, dass wir trotz der Absage des eigentlichen Weih­nachtsmarktes einigen Budenbetreibern eine Möglichkeit geben wollen, trotzdem in Brühl vertreten zu sein. Sie sollen in den derzeit geschlossenen Lokalen einen Stand aufbauen und ihre Erzeugnisse an­bieten können. So wollen wir die regionalen Händler und auch die Gastro­no­men zusätzlich unterstützen, die eine Auf­wandsentschädigung erhalten sollen. Und es werden vom 5. bis 20. Dezember zwei Weihnachtsmarktbuden für caritative Vereine vor dem Rathaus aufgestellt – selbstverständlich unter strenger Beach­tung der leider notwendigen Corona-Aufl­agen.

BBB: Welche Möglichkeiten hat das Citymanagent beim Thema Leer­stand?

Frede: Beim Leerstand müssen wir erst einmal mit einem weit verbreiteten Vor­urteil aufräumen. Wir haben in Brühl keinen massiven Leerstand. Die Quote liegt aktuell bei 2,9 Prozent. Für die meisten leer­stehenden Ladenlokale wurden be­reits Nachmieter gefunden. Es dauert dann häu­fig länger, bis der Nachfolger eröffnet, so dass der Eindruck entsteht, in vielen Ladenlokalen passiere nichts. Aber wir wissen, was hinter den Kulissen ge­schieht. Die Wirtschaftsförderung bietet allen Vermietern ihre Unterstützung bei Leerstand an. In rund 20 Prozent der Fälle werden unsere Angebote auch in An­spruch genommen.

Dieck: Ein großes Thema sind auch neue Formate oder neue Nutzungsmöglich­kei­ten bei Leerstand. So könnte es vermehrt sogenannte Pop-Up-Stores geben, also An­bieter, die ein leerstehendes Laden­lo­kal für einen kurzen Zeitraum nutzen. Davon könnten sowohl die Mieter als auch die Vermieter profitieren. Die Mieter müssten kei­nen jahrelangen Mietvertrag unterschreiben und die Vermieter wüssten ihr Objekt mindestens vorübergehend ge­nutzt und in guten Händen. Eine solche Zwischennutzung lässt sich aktuell auf dem Markt beobachten, wo der Brühler Kunstverein die Schaufenster des ehemaligen Lebenslust-Standortes nutzt. Inte­res­sant für die Einzelhändler könnten auch Mischformen sein, wie sie etwa in der „Eule“ mit der Vermischung aus Buch­la­den und Cafe erfolgreich praktiziert wird.

Frede: Brühl bietet sehr viel, ein Innen­stadt­besuch lohnt sich immer. Es ist in Er­lebnis, hier einzukaufen und die vielen tol­len Produkte mit eigenen Augen im sta­tionären Handel zu sehen, von denen man im Internet nur einen ungefähren Eindruck bekommt. Wir können mit unserer Innenstadt wirklich zufrieden sein. Man bekommt auch fast alle Produkte, die es beispielsweise früher im Kaufhof gegeben hat, in anderen Läden. Darüber hinaus gibt es auch attraktive neue Ge­schäfte wie den Unverpackt-Laden.

BBB: Inwieweit hat die Corona-Pan­demie andere Projekte erst einmal in den Hintergrund gerückt?

Dieck: Es ist der aktuellen Situation ge­schuldet, dass wir uns zunächst den dringendsten, unmittelbaren Aufgaben ge­wid­met haben. Aber Corona hat auch nur beschleunigt, was vorher schon vielleicht nicht optimal lief. Die Innenstädte standen bereits vor Corona vor einigen Her­aus­forderungen. Wir arbeiten weiter an neuen Konzepten für die Innenstadtent­wicklung. Die Innenstadt soll grüner werden, es soll mehr gepflanzt werden nach dem Motto „Der Park beginnt in der Stadt”. Die Sauberkeit und Sicherheit sollen weiter verbessert werden. Wir wollen auch Antworten auf sich ändernde Al­ters­strukturen finden. Zudem hoffen wir, dass die Digitalisierung auch mit der Brühl App vorangebracht wird. Seit dem 1. Dezember ist die Brühl App gelauncht, die viele Möglichkeiten bietet. Die Händ­ler sind dieser App gegenüber extrem offen und begreifen sie als weitere Chan­ce, ihr breitgefächertes Angebot zu präsentieren und mit neuen Kundengruppen in Kontakt zu treten.

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